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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Krunno. Nein, bisher hat ihn niemand zu Gesicht bekommen.
    Eine Stunde vergeht. Meine Hände umklammern das Bündel mit den Flaschen immer fester, meine Finger sind kalt. Weit und breit keine Spur von dem kleinen, runden Grenzgänger.
    »Hast du Krunno gesehen?«, frage ich einen Händler, der vor zwei Wochen auch hier gestanden hat. Er schüttelt den Kopf.
    »Weißt du, was ihn aufgehalten hat?«, bohre ich weiter. »Er wollte heute herkommen.«
    »Nein, keine Ahnung.« Der Mann rückt seinen Schal zurecht. »Wahrscheinlich haben seine Geschäfte länger gedauert. Komm einfach nächste Woche wieder.«
    Bis dahin hat mich die Ungewissheit in den Wahnsinn getrieben.
    »Er wollte ins Territorium der Schwarzdornen«, sage ich gespielt nachdenklich. »Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen. Dort soll es ja Kämpfe gegeben haben.«
    »Ach ja?« Der Händler ist sichtlich überrascht. »Richtige Kämpfe? Ich dachte, die Dornen haben nur ein bisschen Ärger mit Scharten und anderem Abschaum.«
    Ich setze ein Gesicht auf, wie die Mädchen in der Kantine es tun, wenn sie sich gegenseitig ihre kleinen Geheimnisse zuflüstern. »Also, soweit ich gehört habe, waren es Sentinel, die die Dornen angegriffen haben.«
    Er stutzt. »Ehrlich? Das würde mich wundern. Ich habe einen Freund bei den Dornen, der mir erzählt hat, dass die Sentinel seit Monaten kaum bis auf Sichtweite herankommen. Dafür gibt es dauernd Ärger mit Feindclans, so viel wie noch nie. Kann natürlich trotzdem sein, dass du recht hast. Die Dinge ändern sich ja ständig.«
    Er grinst und entblößt dabei eine Zahnlücke. »Ich glaube aber eher, dass sich jemand wichtigmachen oder dir einen Bären aufbinden wollte. Apropos Bär: Es ist wieder einer gesichtet worden, nur zwei Marschstunden von hier! Ein riesiges, gefährliches Biest soll es sein …«
    Er spricht weiter, doch ich höre ihm kaum noch zu.
    Wenn sich die Sentinel von den Dornen fernhalten, wie haben sie dann Andris in die Finger bekommen? Sehr unwahrscheinlich, dass er freiwillig zu ihnen gegangen ist. Viel wahrscheinlicher ist, dass ihn die Scharten erwischt und anschließend an die Sphären verkauft haben.
    Ich frage noch ein wenig herum, aber keiner weiß etwas von einem Großangriff auf die Dornen. Das ist beruhigend, einerseits. Andererseits kann es auch bedeuten, dass niemand vom Clan übrig ist, um von dem Überfall zu berichten. Niemand außer Andris.
    Nach zwei Stunden gebe ich die Suche nach Krunno und verlässlichen Neuigkeiten auf. In Kürze beginnt mein Dienst, ich muss zurück in die Sphäre.
    »Na, hattest du kein Glück mit deinen Geschäften?«, begrüßt mich der Sentinel an der Schleuse. »Kein Wolfsschinken für mich? Dann eben doch ein Kuss, hm?«
    Ich weiß, dass ich mitmachen und ihn bei Laune halten sollte, aber ich bringe die Kraft dafür nicht auf. »Tut mir leid«, sage ich und beeile mich, an ihm vorbeizukommen.
    »Das nächste Mal läuft es besser!«, ruft er mir nach und wieder kann ich nicht fassen, dass sie die Sicherheitsbestimmungen hier so locker handhaben. Vom Handel mit gestohlenen Gütern ganz zu schweigen.

33
    »Mädchen? He, du!«
    Es ist zu spät, um unauffällig um die nächste Ecke zu verschwinden. Wieder einmal bin ich um Andris’ Zimmer herumgestrichen, doch dann wurde plötzlich die Tür aufgerissen.
    Ich drehe mich um. Es ist Behrsen, der nach mir ruft. Auf seiner Halbglatze steht Schweiß. »Du könntest mir zur Hand gehen, wenn du gerade nichts zu tun hast.«
    Das kommt überraschend.
    Ich nicke stumm und versuche auf meinem Weg zurück nicht zu eifrig auszusehen. Vielleicht sollte ich schnell noch etwas Dummes sagen und damit Behrsen in seiner Überzeugung bestärken, dass ich ungebildet und ahnungslos bin. Das muss er ohnehin glauben, sonst würde er mich nicht zu diesem speziellen Patienten vorlassen. Ich sehe ja, wie geheimnisvoll sich die drei Ärzte Albina und Osler gegenüber gebärden. Doch es schadet sicher nicht, wenn ich mich noch einmal betont naiv zeige.
    »Wird er mir auch bestimmt nichts tun?«, hauche ich deshalb und reiße ängstlich die Augen auf. »Wenn ich zu nahe herangehe, meine ich.«
    Behrsen seufzt vernehmlich. »Nein. Er ist nicht bei Bewusstsein und außerdem ist er ein Mensch wie jeder andere, nur eben nicht in einer Sphäre aufgewachsen. Er frisst keine Pflegehelferinnen.«
    »Gut. Danke. Entschuldigung.«
    Er schiebt mich vor sich her ins Krankenzimmer und schließt die Tür hinter uns. »Er muss wieder einmal

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