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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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sein rechter Knöchel ist angeknackst.«
    Ausgerechnet. Meine erste Reaktion ist nicht Mitgefühl, sondern Wut. Muss wirklich alles Unheil auf einmal über uns hereinbrechen? Kann Aureljo nicht besser aufpassen?
    »Einer seiner Kollegen sagt, er wurde geschubst«, fährt Dantorian fort, als hätte er meine Gedanken gelesen. »In der Zentralkuppel ist der Konkurrenzkampf groß, jeder will den wichtigen Leuten auffallen. Sie arbeiten auch viel härter. Aureljo meinte, er war ziemlich erschöpft, sonst wäre er nicht gestürzt.«
    »Verstehe.« Was tue ich jetzt? Auf keinen Fall teile ich meine neuen Erkenntnisse mit Dantorian, ich glaube nicht, dass er danach noch so weitermachen könnte wie bisher. Er ist nicht Aureljo, er ist nicht Tycho; ihm fehlt die nötige Portion Kaltblütigkeit. Ich brauche jemanden, der logisch bleiben und mit mir gemeinsam Strategien entwickeln kann.
    »Mach dir nicht allzu große Sorgen.« Offenbar interpretiert Dantorian meine Miene auf seine Weise. »Es ist nur der Knöchel, in Zukunft wird Aureljo vorsichtiger sein. Er ist ja jetzt gewarnt.«
    »Was denkst du, wann kann er wieder hierherkommen?«
    »In vier, fünf Tagen vielleicht? Dann darf er zumindest aufstehen. Hat der Arzt gesagt, der war aber nicht sehr interessiert, er war nur kurz im Quartier und hat den Knöchel bandagiert. Die medizinische Versorgung für die Arbeiter ist ziemlich schlecht, das hätte ich nicht gedacht.«
    Es sind andere Ärzte als am Medpoint. Das weiß ich, denn Albina geht manchmal in ihrer Freizeit in die Krankenzimmer der Arbeiterquartiere, um »nachzubessern«, wie sie das nennt.
    Fünf Tage. Das ist zu lang.
    »Hör mal, Dan.« Ich nehme ihn beim Arm und er weicht unwillkürlich zurück; er gehört nicht zu den Menschen, denen Körperkontakt leichtfällt. »Möglich, dass ich in nächster Zeit nicht zu unserem Treffpunkt kommen kann. Sollte das der Fall sein, geh am frühen Morgen des Ruhetags nach draußen und frage die Grenzgänger, ob sie eine Nachricht von Sindra für dich haben.«
    »Was?«
    »Schhh. Ich kann es dir nicht erklären. Jedenfalls kommt man am Ruhetag, gegen Sonnenaufgang, wirklich leicht aus der Sphäre und wieder zurück. Die Sentinel spielen mit. Halte Ausschau nach Krunno, aber sprich auch mit den anderen. Und wenn keiner eine Botschaft von mir hat, komm am nächsten Ruhetag wieder.«
    Er kneift die Augen zusammen, als müsste er mich schärfer sehen, um zu begreifen. »Heißt das, du haust ab?«
    »Nicht so, wie du denkst. Ich muss nach draußen, um etwas herauszufinden.«
    »Aber … wir dürfen uns nicht einfach trennen. Schlimm genug, dass Tycho nicht hier ist.« Dantorian beißt sich auf die Unterlippe, sucht offenbar nach weiteren Argumenten. »Außerdem läuft es doch gut! Niemand verdächtigt uns, es ist ganz anders, als du vor unserem Aufbruch befürchtet hast. Weißt du nicht mehr? Also müssen wir nichts überstürzen. Wir bleiben hier, in der Wärme, wo wir sicher sind, und halten Ausschau nach guten Gelegenheiten.«
    Wo wir sicher sind. Beinahe hätte ich gelacht. »Genau wie du es beschreibst, so macht ihr es. Ich melde mich. Versprochen.«
    In Dantorians Miene liefern sich Neugier und Beklommenheit einen heftigen Kampf. »Verrate mir bitte, was los ist.«
    »Das kann ich erst, wenn ich mir sicher bin.« Falls ich mir je sicher sein werde. »Du bekommst bald Nachricht von mir.«
    Ich wende mich zum Gehen, aber er hält mich am Ärmel fest.
    »Soll ich Aureljo nichts von dir ausrichten?«
    Ich denke schnell nach. »Doch. Sag ihm, er soll nicht mehr versuchen, an das rote Dossier heranzukommen. Haltet euch im Hintergrund, fallt nicht auf. Wenn ihr den Eindruck habt, es wird brenzlig, macht euch aus dem Staub. Lauft zu den Dornen zurück.«
    Jetzt sieht er noch beunruhigter aus.
    »Keine Angst, so dramatisch, wie es klingt, ist es gar nicht«, lüge ich. »Seid nur einfach vorsichtig.«
    Es ist mehr als deutlich, dass er sich damit nur ungern zufriedengibt. Mir ginge es an seiner Stelle genauso. Aber alle meine Signale stehen auf Vertrauenswürdigkeit, also glaubt er mir schließlich. »Sei du auch vorsichtig.«
    In den nächsten Tagen verbiete ich mir, an das zu denken, was ich zu wissen glaube, kann aber nicht verhindern, dass immer wieder Bilder durch mein Bewusstsein zucken: Tomma in ihrem Sarg. Die Dornenhecke. Flemings gequältes Gesicht.
    Ich wende alle mir bekannten Tricks an, damit die Gedanken in meinem Kopf sich nicht verselbstständigen, und konzentriere mich

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