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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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auf meine Aufgabe. Die lautet: mit Andris die Sphäre verlassen, unbehelligt.
    Es muss am kommenden Ruhetag passieren und als Erstes kümmere ich mich um das Einfachste: eine Arbeitsuniform in gigantischer Größe. Was ich im Wäscheraum des Medpoints finde, wird zwar knapp sitzen und Andris’ Knöchel freilassen, aber es wird gehen.
    Als Nächstes sind die Dienstpläne an der Reihe. Ich flehe innerlich, dass Behrsen und ich vor dem Ruhetag gemeinsam Nachtdienst haben, aber diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Er ist am richtigen Termin eingeteilt, ich einen Tag vorher. Was, wenn ich es mir recht überlege, besser ist als umgekehrt.
    An einen Tausch ist allerdings nicht zu denken.
    »Diesmal habe ich dem Wichtigtuer einen Strich durch die Rechnung gemacht«, erklärt Albina triumphierend, als ich die Einteilung vorsichtig anspreche. »Er hatte dich über unsere Köpfe hinweg an seinem Tag eingetragen, doch ich habe es korrigiert. Er wird dann wohl selbst wach bleiben müssen, statt auf unsere Kosten die Nacht durchzuschlafen.«
    »Ja.« Ich strahle sie an und hoffe sehr, dass es echt wirkt. »Das hast du großartig gemacht.«
    Das Schwierigste ist das Warten. Ich schlafe nur noch schlecht, entwerfe eine Strategie nach der anderen. Die meisten verwerfe ich innerhalb von Minuten. Es kann so unglaublich viel schiefgehen und dann werde ich nicht ungeschoren davonkommen. Dann wird man wissen wollen, was Sindra Holun mit dem gefangenen Prim vorhat, und es wird höchstens ein paar Stunden dauern, bis sich herausstellt, dass es sich bei der Täterin gar nicht um Sindra Holun handelt.
    Ich wünsche mir einen wasserdichten Plan, weiß aber gleichzeitig, dass es den nicht geben kann. Einiges muss ich dem Zufall überlassen und das ertrage ich nur schwer.
    Mein letzter regulärer Nachtdienst.
    Albina ist bestens gelaunt, sie zeigt mir skurrile Meldungen auf dem Datenterminal und ich bemühe mich, mit ihr gemeinsam zu lachen. Dass ich sie hintergehen muss, bedrückt mich sehr. Gut möglich, dass sie Schwierigkeiten bekommt, vielleicht sogar in eine andere Sphäre versetzt wird. Immerhin war sie es, die mir die Stelle am Medpoint beschafft hat.
    Aber was ich tue, tue ich auch für sie. In gewisser Weise. Der Gedanke ist zwar richtig, trotzdem fühle ich mich nicht besser. Sie wird so enttäuscht von mir sein.
    »Ich habe Pudding aus der Kantine geschmuggelt, möchtest du?« Sie hält mir ein Schälchen hin und ich nehme es, obwohl ich lieber heulen würde.
    »Danke«, sage ich. »Für alles. Dass du so viel für mich tust, weiß ich zu schätzen, wirklich.«
    Sie grinst. »He. Das ist nur Pudding und er ist nicht besonders gut.«
    Zwei Stunden später legt Albina sich schlafen, bisher ist es eine ruhige Nacht und wir hoffen beide, dass es so bleibt.
    Ich sitze vor dem Terminal und starre auf die Daten, die von den Salvatoren der Patienten geschickt werden. Nichts blinkt, weder rot noch violett. Ich wechsle auf die aktuelle Meldungsseite.
    Die Verlockung, im Archiv nach Sphäre Neumünster zu suchen, ist riesig. Aber ich beherrsche mich. Wenn es einen Bericht zu dem Vorkommnis gegeben hätte, wüsste Albina davon. Sie selbst hat mir eingeschärft, wie wichtig es ist, auf dem Laufenden zu bleiben.
    In der ruhigsten Stunde dieser Nacht öffne ich das Programm zum Versenden von Nachrichten. Jedes Datenterminal im Sphärenbund kann direkt angeschrieben werden, wenn der Absender die Adresse weiß. Die, die ich jetzt ins Adressfeld eingebe, kenne ich mindestens so gut wie meine eigene.
    Vielleicht ist es unvorsichtig. Aber das gilt für alles, was ich getan habe, seit ich bei den Dornen aufgebrochen bin. Ich werde die nötigen Vorkehrungen treffen, um die Herkunft der Nachricht zu verschleiern. Mit viel technischem Aufwand lässt sie sich natürlich trotzdem zurückverfolgen, aber der, für den sie bestimmt ist, darf wissen, wo ich bin. Vor allem soll er wissen, dass ich lebe.
    Ich überlege lange, was ich schreiben soll. Es darf nicht verräterisch klingen, mein Name darf nicht darin auftauchen, trotzdem muss für Grauko klar sein, dass die Botschaft von mir stammt.
    Nur für Grauko. Für niemanden sonst.
    Meine Finger schweben über den Tasten. Mir fallen unzählige Tipps und Lehrsätze ein, die er mir beigebracht hat, aber würde er sie auch eindeutig mit mir in Verbindung bringen?
    Plötzlich weiß ich es. Ich schließe kurz die Augen, um mich genauer an das winzige Stück Neupapier erinnern zu können, das er mir beim Abschied

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