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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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glauben also nicht, dass ich auf der richtigen Spur bin?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Decker. »Ich stelle nur fest, wir haben längst nicht genug Beweise, um Ihre Theorie abzusichern und Ferreir festzunehmen.«
    »Aber es reicht, um mal mit ihm zu reden«, sagte Cotton. »Heute Abend noch.«
    Er griff nach seiner Jacke.
    Decker hielt ihn zurück. »Moment«, sagte sie. »Schon vergessen? Heute ist Mason dran.«
    »Was?«, sagte Cotton.
    Decker verdrehte die Augen. »Haben Sie mein Memo denn nicht gelesen? Dem Sender zufolge, den ich gestern an Masons Wagen angebracht habe, hat er sich heute Nachmittag bei den Docks herumgetrieben – nicht weit von der Stelle entfernt, wo wir Robinskis Leiche gefunden haben.«
    »Wen interessiert das? Wenn doch Ferreir hinter der Sache steckt und nicht Skalsky …«
    »Es können durchaus mehrere Personen daran beteiligt sein«, fiel Decker ihm ins Wort. Ihre Stimme hatte einen spöttischen Unterton. »Das ist es in etwa, was die Bezeichnung ›organisiertes Verbrechen‹ impliziert, nicht wahr? Unsere Informanten aus Skalskys Umfeld haben auch gemeldet, dass Mason heute Nacht irgendetwas vorhat. Er wird sich mit Leuten treffen und Geld übergeben. Und ich möchte gerne wissen, mit wem und wofür.«
    Cotton zögerte.
    »Wir müssen nicht alles liegen und stehen lassen, um blind jeder neuen Spur nachzulaufen«, sagte Decker. »Wir ermitteln sorgfältig und kümmern uns morgen um diesen Ferreir, okay?«
    Cotton gab nach. »Wenn Sie meinen. Bringen wir es hinter uns. Obwohl ich glaube, Skalsky ist eine Sackgasse für unseren Fall.«
*
    Sie fuhren durch den abendlichen Verkehr. Die Lichter der anderen Fahrzeuge huschten an ihnen vorbei, und die Passanten waren Schatten unter den Leuchtreklamen an den Straßenrändern. Cotton lehnte sich zurück …
    … und fuhr hoch, als Decker ihn wach rüttelte. Sie hatten angehalten. Cotton sah die Lichter des Times Square Arts Center zwischen den Blättern eines einsamen Baumes funkeln. Sie waren wieder im Theaterdistrikt.
    »Oh, schon da«, murmelte er.
    Decker kniff die Augen zusammen. »Cotton«, sagte sie. »Wann haben Sie zuletzt geschlafen?«
    »Oh!« Er sah sie von unten her an und grinste verlegen. »Gerade eben, fürchte ich. Tut mir leid.«
    »Sie waren immer noch nicht zu Hause«, stellte Decker fest. »Sie haben seit zwei Nächten kein Auge zugetan. Das wäre jetzt die dritte Nacht in Folge.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Cotton. »Vorgestern, nach meinem Abstecher an die Docks, war ich mindestens ein Stündchen im Bett … glaub ich.«
    »Glauben Sie.« Decker schüttelte den Kopf und ließ den Wagen an. »Ich bringe Sie nach Hause. So nützen Sie mir nichts.«
    »He«, sagte Cotton. »Ich halte das schon durch.«
    Decker fuhr weiter, die Lippen zusammengekniffen.
    Cotton redete weiter auf sie ein. »Spätestens, wenn's aufregender wird, bin ich wieder munter.«
    »Nichts da, Cotton«, erwiderte Decker. »Wenn Sie übermüdet an einem Einsatz teilnehmen, bringen Sie nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern das ganze Team. Sie sind draußen.«
    »Sie können nicht allein hinter Mason her!«
    »Ich bin nicht allein«, sagte Decker. »Ich sitze nur allein im Auto. Aber wir haben genug Unterstützung, die das Umfeld absichert.«
    »Okay, okay«, sagte Cotton. »Dann lassen Sie mich aussteigen. Sie müssen mich nicht erst durch die Stadt kutschieren. Sie sollten pünktlich bei Ihrem Einsatz sein!«
    »Ich will sichergehen, dass Sie diesmal zu Hause ankommen.« Sie blickte Cotton an. »Damit Sie mir morgen wenigstens nicht einschlafen, wenn wir Ihren Ferreir aufsuchen.«
    Sie fuhren schweigend weiter. Als Decker ihn vor seiner Wohnung in Brooklyn aussteigen ließ, griff sie in seine Jackentasche. Überrascht drehte er sich um und sah, wie sie sein Handy neben sich auf den Beifahrersitz legte.
    »Nur damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen und wirklich Feierabend machen.«
    »Pfff!«, machte Cotton. »Als ob ich nicht ohne Smartphone weiterarbeiten könnte, wenn ich’s drauf anlegen würde.«
    Decker zuckte die Achseln. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte sie und fügte leiser hinzu: »Aber ich bin enttäuscht von Ihnen. Man muss nicht immer mit dem Kopf durch die Wand. Ich möchte mich auf meinen Partner verlassen können, wenn wir zum Einsatz fahren. Das versteht man unter einem Team.«

4
    Cotton erwachte früh am nächsten Morgen. Er überlegte einen Augenblick, ob er aufstehen sollte. Decker war nach

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