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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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bin, dass sie das tatsächlich tun würde. Und da ich seit Tagen nicht richtig gegessen habe, wäre ich gerade nicht dazu in der Lage, mich erfolgreich gegen sie zur Wehr zu setzen.
    „Hope, ich kann ja verstehen, dass du ihn nicht wiedersehen willst. Aber du wirst das klären müssen. Ihr seid immer noch verheiratet! Rede mit ihm. Wenigstens dieses eine Mal. Danach kannst du meinetwegen alles über einen Anwalt klären. Aber dieses eine Mal, das bist du euch beiden schuldig.“
    Ich sage nichts, als ich mich auf meinen Weg ins Badezimmer mache. Sie hat ja recht. Trotzdem würde ich gern noch eine Weile vor allem davonlaufen.
     
    Zwanzig Minuten später stehe ich erbärmlich frierend auf der Straße. Ich habe, unter Valeries Protest, einen Jogginganzug angezogen und darüber die dickste Jacke, die ich finden konnte. Trotzdem zittere ich noch immer wie Espenlaub, als ich langsam zu Johns Wagen gehe. Als er mich kommen sieht, steigt er sofort aus.
    „Hope!“ Er streckt die Hände nach mir aus, aber ich weiche vor ihm zurück, will mich auf gar keinen Fall von ihm berühren lassen. Ich kann es ja schon kaum ertragen, ihn anzusehen.
    „Nicht!“ Ich schüttle den Kopf und schlucke heftig. „Wir müssen reden, John.“
    „Ja, ich weiß. Es tut mir so leid, Hope … Wenn ich nur … Ach, verdammt!“
    Für einen kurzen Moment sehe ich ihm jetzt doch ins Gesicht. Und dann wird mir etwas klar.
    „Ich glaube, ich habe mich falsch ausgedrückt, John. Nicht wir müssen reden, sondern ich werde reden und du wirst zuhören. Ich will das alles nicht hören. Keine Entschuldigungen, keine Erklärungen, keine Ausflüchte.“ Es wäre natürlich fair, ihn auch zu Wort kommen zu lassen. Aber ich weiß, dass ich dann nicht mehr den Mut und die Kraft finden werde, um zu tun, was ich tun muss. Erneut hole ich tief Luft. „Mir ist klar, dass ich mich nicht richtig verhalten habe, als ich nicht zu deinem Konzert gekommen bin, obwohl dir das so wichtig war und du mich darum gebeten hast. Das weiß ich jetzt. Aber was du gemacht hast … Ich kann dir nicht mehr vertrauen, John. Ich kann es einfach nicht mehr. Du wirst vermutlich noch viele Konzerte geben und auf jedem wird es hübsche Frauen geben, die nur zu gern in deiner Garderobe auf dich warten würden. Zu Hause sitzen und mir jedes Mal Gedanken darüber machen zu müssen, ob du mich gerade vielleicht fröhlich betrügst – das halte ich einfach nicht aus. Aber genau das wird passieren. Weil du mein Vertrauen in dich zerstört hast. Ich kann nicht mehr daran glauben, dass es nur mich für dich gibt, weil sich gleich bei der erstbesten Gelegenheit herausgestellt hat, dass dem nicht so ist. Dass du nur ein bisschen betrunken sein musst und ein bisschen sauer auf mich und schon ist es passiert.“
    „Du könntest immer mitkommen, wenn du mir nicht vertraust, Hope. Dann hättest du Gewissheit.“
    „Was wäre denn das für ein Leben, John? Du weißt selbst, dass das nicht geht. Ich will nicht nur dein Anhängsel sein. Ich will mein eigenes Leben haben. Und was wäre das bitte für eine Beziehung, in der ich dich ständig kontrolliere? Das würde uns unglücklich machen. Alle beide. Ich kann das nicht. Und um ehrlich zu sein, will ich es auch nicht. Wenn man sich liebt und wenn es funktionieren soll, dann muss man gemeinsam einen Weg finden, bei dem beide so bleiben können, wie sie sind. Einen Weg der gegenseitigen Akzeptanz. Und man muss sich vertrauen. Und dir vertrauen ist etwas, das ich jetzt einfach nicht mehr kann. Ich würde mir so sehr wünschen, dass es mit uns irgendwie weitergeht. Aber ich weiß, dass es nicht geht. Nicht, ohne dass wir uns gegenseitig unglücklich machen. Wir sind so jung … Und vielleicht hatten sie alle recht und wir haben uns nur in etwas verrannt, weil wir so sehr daran glauben wollten, dass wir etwas anderes sind als alle anderen. Dass unsere Liebe stärker und besser ist …“ Mein Schädel fühlt sich jetzt an, als wolle er jeden Moment platzen, ich presse meine eiskalten Finger einen Moment gegen meine Schläfen. „Ich denke, dass das alles ein Fehler war, John. Wir hätten niemals heiraten sollen.“
    „Hope …“ Johns Stimme ist völlig tonlos und ich wage es nicht, ihm noch einmal ins Gesicht zu sehen. „Ich bereue so sehr, was da in der Garderobe passiert ist, mit diesem Mädchen. Ich …“
    „Wenn man bereut, dann ist es meistens zu spät. Du kannst nicht mehr rückgängig machen, was passiert ist. Und ich kann es leider auch

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