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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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Jahre später
     

 
Kapitel 1
     
    Keine Ahnung, was Valerie sich dabei gedacht hat, mich zu einem Blind Date mit diesem Typen zu überreden. Ob sie ihn sich vorher überhaupt mal angesehen hat?
    Zugegeben: Er hat ein hübsches Gesicht. Und scheint, soweit ich das unter seinem durchaus schicken Anzug erkennen kann, auch eine ganz passable Figur zu haben.
    Aber leider ist er ein selbstverliebtes Arschloch. Seit einer geschlagenen Stunde erzählt er mir ohne Punkt und Komma von seinen Heldentaten im OP-Saal. Ich frage mich, ob er wohl auch beim Sex permanent spricht, einfach weil er es furchtbar geil findet, sich selbst reden zu hören.
    Ich schenke ihm schon kaum noch Aufmerksamkeit, sondern stochere nur lustlos in meinem Essen herum und betrachte mit einer Mischung aus Faszination und Ekel seine Fingernägel. Wie kann man nur so dreckige Fingernägel haben? Und das als Arzt, auch noch als Chirurg …
    Ich sollte mich wirklich nicht mehr darauf einlassen, wenn Valerie irgendwelche Dates für mich organisiert. Wirklich nicht. So schlimm ist es als Single nämlich auch nicht, nur Valerie kann das einfach nicht nachvollziehen. Vielleicht liegt es daran, dass sie vor acht Jahren meinen Bruder samt neuer Niere geheiratet hat und die beiden seitdem so glücklich zusammen sind, dass sie vermutlich sogar Konfetti pupsen.
    Erst als es plötzlich still am Tisch wird, bemerke ich, dass mein tolles Date mir anscheinend eine Frage gestellt hat.
    „Äh, wie bitte?“, beeile ich mich zu sagen. Ich bin echt viel zu nett. Eigentlich sollte ich einfach aufstehen und gehen.
    Ronald lächelt nachsichtig und ich hätte Lust, ihm den Inhalt meines halb vollen Rotweinglases ins Gesicht zu kippen. Einfach nur so, damit er mal ein bisschen die Fassung verliert.
    „Ich habe gehört, du schreibst Kriminalromane?“
    „Ja, das stimmt. Ich bin Krimiautorin.“
    „Und davon kann man leben?“ Er klingt erstaunt und überheblich.
    Sehe ich vielleicht aus wie eine Leiche, du Arsch?
    „Ja, mein Sohn und ich leben ganz gut davon“, antworte ich ihm höflich.
    „Interessant.
    Lügner!
    Er trinkt einen Schluck Wein, nicht ohne vorher in großtuerischer Geste seinen Rotweinkelch geschwenkt zu haben.
    „Ich wollte auch schon immer mal einen Krimi schreiben. Ich habe auch schon ein paar sehr gute Ideen dazu. Das wird bestimmt ein Erfolg! Aber leider fehlt mir immer die Zeit, das auch umzustezen. Du weißt schon, die vielen Operationen und so.“
    Ich schaue auf meinen Teller und verdrehe die Augen. Als ob das so einfach wäre! Nur, weil man Buchstaben zu sinnvollen Wörtern und diese wiederum zu sinnvollen Sätzen aneinanderreihen kann, muss man deswegen noch lang nicht schreiben können. Aber Ronald würde das mit Sicherheit nicht begreifen. Er gehört zu der Sorte Mann, die einfach ALLES kann.
    Seufzend schiebe ich meinen Teller von mir weg, mir ist endgültig der Appetit vergangen.
    „Und ich wollte auch schon immer mal einen Blinddarm herausnehmen“, murmle ich. „Leider fehlt mir dazu auch immer die Zeit!“
    Ronald sieht mich irritiert an. „Wie bitte?“ Er ist jetzt tatsächlich verwirrt, der Ärmste.
    „Nichts“, antworte ich kopfschüttelnd. „Ich muss nur langsam nach Hause, mein Sohn wartet bestimmt schon auf mich.“ Das stimmt zwar so nicht, Sam übernachtet heute bei einem Freund, aber das muss Ronald ja nicht wissen. Schließlich ist nach Hause zu seinem Kind zu müssen immer eine Ausrede, die schwer zu entkräften ist.
    „Möchtest du gar keinen Nachtisch mehr?“ In eindeutig zweideutiger Geste zieht Ronald die Augenbrauen hoch.
    Wie kann man nur so von sich überzeugt sein?
    „Nein, danke. Ich möchte nur nach Hause.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln schaue ich ihn an, während er dem Ober winkt, um zu bezahlen. Kurz überlege ich, ob ich ihm anbieten soll, die Rechnung zu teilen, entscheide mich aber schnell wieder anders. Ich betrachte es einfach als eine Art Schmerzensgeld. Eine Entschädigung für diesen missglückten Abend, den ich wirklich sinnvoller hätte verbringen können.
     
    Fünf Minuten später stehe ich neben Ronald auf dem Parkplatz. Es ist kalt geworden. Heute Morgen war davon nichts zu spüren, aber auf einmal ist es richtig winterlich eisig und die Luft riecht schon nach Schnee. Fröstelnd wickle ich mich enger in meinen Mantel, was der gute Ron gleich als stille Einladung auffasst, seinen Arm um meine Schultern legen zu müssen. Ich versuche ihn mir so gut das eben geht vom Leibe zu halten,

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