Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
hatten wir kleine Perlen angebracht, und auch die Schnürleiber meiner Kleider waren großzügig mit Perlen verziert.
Die Gastgeber, der Duke und die Duchess of Lancaster, hatten mich freundlich willkommen geheißen und mir Geschenke für John und Bella überreicht. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, persönlich begrüßt zu werden, sondern angenommen, nur als unscheinbarer Bestandteil von Philippas Gefolge wahrgenommen zu werden. Lady Blanche zeigte sich ebenfalls liebenswürdig, berichtete von ihren eigenen noch frischen Erfahrungen im Kindbett und erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden. Nicht einmal erwähnte sie dabei, dass mein Kind das des Königs war. Lord John hingegen erklärte neckend, ich sei ja nun auf irgendeine entfernte Art mit der königlichen Familie verwandt, und versicherte mir, der kleine John würde zu gegebener Zeit gewiss in den Ritterstand erhoben. Ich hätte mich eigentlich für meinen Sohn freuen sollen, doch mich peinigte der Gedanke, dass ihn jede Ehrung, die ihm von Edwards Familie, den Plantagenets, zuteil wurde, einem adeligen Hausstand und damit einer Trennung von mir einen Schritt näher brachte. Seine Erziehung und Ausbildung würden ihn dann weit über mich erheben.
Doch wenn ich mich im Saal umblickte, die kostbare Kleidung sah und die ihre Narben mit Stolz tragenden Männer, die in Frankreich oder anderswo für ihren König gekämpft
hatten, wenn ich die vornehmen Frauen betrachtete, die während der Abwesenheit ihrer Männer Kinder zur Welt brachten und ihre Familien zusammenhielten, und vor allem wenn mein Blick auf Johns Halbbrüder, seine Halbschwester oder seinen Vater, den König, fiel, dann wusste ich, dass es mir nicht zustand, ihm dieses Schicksal, zu dem er geboren worden war, vorzuenthalten, selbst wenn es in meiner Macht gelegen hätte. Mein Sohn war ein Plantagenet, daran änderte auch nichts, dass Edward ihm den Namen John of Southery gegeben hatte. Ich beschloss also, mich für ihn zu freuen.
Geoffrey sollte Recht behalten – als Johns Mutter blieb ich bei solch festlichen Treffen nicht mehr so unbelästigt wie früher. Ich wurde zum Tanzen verleitet, wenn ich eigentlich lieber beobachtend am Rand gesessen hätte, und Damen, die sonst über mich hinweggesehen hatten, luden mich plötzlich ein, mit ihnen im Freien ein wenig frische Luft zu schnappen. Aber mit Edward konnte ich nicht nach Herzenslust zusammen sein, und es versetzte mir jedes Mal einen Stich, wenn ich ihn mit irgendeiner hübschen jungen Frau tanzen sah, die in seinem strahlenden Lächeln errötete.
Vielleicht war es ja ein Glück, dass plötzlich so viele Höflinge meinen Rat und meine Mitwirkung bei Geschäftsabschlüssen, Seehandelsvorhaben oder dem Erwerb von Grundstücken suchten. Natürlich glaubten sie bloß, sich bei Edward einschmeicheln zu können, indem sie mir ›günstige Gelegenheiten‹ vermittelten, obwohl ich viele ihrer Vorschläge erschreckend undurchdacht fand. Gleichwohl, immerhin sorgten diese Ablenkungen dafür, dass ich die Festivitäten mit Anstand hinter mich brachte und die Eifersucht nicht Ausmaße annahm, die meine nächste Zusammenkunft mit Edward belastet hätten. Meine besitzergreifende Haltung Edward gegenüber bestürzte mich allerdings ein wenig.
Sein Kind zu gebären, hatte unsere Beziehung offenbar auf unerwartete Weise verändert.
Während mein Sohn John im Lauf des folgenden Jahres immer strammer und übermütiger wurde, fand ich mich umlagert von höfischen Verehrern, die es jedoch auf mein Geld, nicht auf meine Liebe abgesehen hatten. Sir Anthony de Lucy beispielsweise bot mir die Nutzung und die Einkünfte seines Landguts in Radstone auf Lebenszeit an für eine Summe, mit der einer seiner Angehörigen ausgestattet werden konnte, um sich in den kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Festland einen Namen zu machen. Meinem Vater, der bei Schiffen und Waren stets auf verlässliche Werte achtete, wäre ein solches Geschäft zuwider gewesen, aber die Königin persönlich empfahl mir, einige dieser Angebote mit Bedacht auszuwählen.
»Auf diese Art verbündet Ihr Euch mit Höflingen, die sich zu einem späteren Zeitpunkt als nützlich für Euch erweisen könnten. So machen es alle.«
Am stärksten überraschte mich, unter all den Leuten, die nun auf einmal meine Freundschaft suchten, auch Edwards mürrischen Bedienten Richard Stury zu finden. Zuerst dachte ich, seine Höflichkeitsbezeugungen und kleinen Gefälligkeiten, etwa ein Sitzplatz, der näher
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