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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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geschrumpft, so als hätte er zusammen mit seinem Sohn ein Stück Lebenskraft verloren. Ich versuchte, seine Gedanken auf Pläne für einen sommerlichen Abstecher nach King’s Langley oder Havering zu richten, aber er kam immer wieder auf das unverschämte, beleidigende Verhalten des Parlaments zu sprechen. Später beschäftigte ihn dann erneut die Gefahr, einen solch jungen Thronfolger zu haben.
    »Gott sei Dank wusste niemand etwas von meinem Halbbruder – ein Mortimer auf dem Thron? Niemals!«
    »Du hast selbst genügend rechtmäßige Söhne, Liebster. Niemand wäre auf die Idee gekommen, deinen unehelichen Bruder auf den Thron zu setzen.« Soweit mir bekannt war, hatten ohnehin nur wenige jemals etwas von diesem Bastard erfahren. »Du darfst nie wieder von ihm sprechen. Nie wieder.
Sonst rutscht es dir irgendwann versehentlich heraus, wenn andere es hören können.« Sie würden ihn wahrscheinlich für verrückt halten.
    »Traust du mir etwa nicht, Alice?« Edward starrte mich an und wirkte plötzlich hellwach.
    »Doch, mein Lieb, immer.« Ich kannte meine Rolle. Ich hatte mich seiner geistigen Verfassung anzupassen und durfte ihn nicht merken lassen, dass ich um seine Gebrechlichkeit und Angst wusste.
     
    An diesem Abend nahm Princess Joan mit uns in Edwards Gemächern einige Erfrischungen zu sich, hauptsächlich Wein. Gerade zum zweiten Mal verwitwet, machte sie einen ähnlich jammervollen Eindruck wie ihr Stiefvater, und ich bedauerte sie zutiefst. Sie war so verliebt gewesen, hatte gemeinsam mit dem Prinzen solch große Träume verfolgt. Sie wäre Königin von England geworden.
    »Es ist ein Fluch, zwei geliebte Ehemänner beerdigen zu müssen«, seufzte sie in ihren Wein, ließ langsam den Kopf nach hinten kippen und leerte den Holzbecher in einem Zug. Ein Diener trat vor, um ihn erneut zu füllen.
    »Der Abend ist sehr warm, Euch wird schlecht werden von so viel Wein«, warnte ich sie.
    »Ich werde heute Nacht sowieso keine Ruhe finden, Alice, ob ich etwas trinke oder nicht. Es macht keinen Unterschied. « Sie schüttelte den Kopf, und die Juwelen in ihrem Haarnetz funkelten im Kerzenlicht. Graue Strähnen hatten ihr goldblondes Haar stumpf werden lassen, da sie neuerdings auf jene Behandlung mit Balsam und Sonnenlicht verzichtete, die ihm seinen goldenen Glanz erhalten hatte. Diese kleine Nachlässigkeit verriet mir, dass sie von dem unmittelbar bevorstehenden Tod ihres Mannes gewusst haben musste. Plötzlich sah sie mich mit unsicherem Blick an,
setzte ihre Ellbogen auf den Tisch und richtete einen Finger auf mich. »Und Ihr, meine Freundin, solltet besser nicht hier sein. Sie haben vor, Euch aus der Nähe Seiner Hoheit zu vertreiben.«
    Edward ergriff meine Hand. »Nein! Ich bin der König. Meine Liebste bleibt an meiner Seite.«
    Joan schüttelte den Kopf. »Sie beabsichtigen, Euren gesamten Rat in die Themse zu schmeißen, Eure Hoheit, obwohl sie ihn noch lieber die Themse hinunter bis zum Meer zerren und ihn dort mit Steinen beschwert versenken würden. Alice ist für eine Frau einfach zu klug. Ihnen graut bei dem Gedanken, eine gewitzte, bildhübsche Frau könnte Euch Dinge einflüstern.«
    Am nächsten Morgen befahl Edward, dass Richard Stury mich zurück nach Gaynes bringen solle.
    »Ich werde nach Havering kommen, sobald es mir möglich ist«, versprach Edward mir. »Bleibe du dort, was immer du auch hören magst, mein Lieb. Es soll ihnen nicht gelingen, mir in meiner Trauer deinen Trost zu verwehren. «
    Als Richard Stury mich zur Barke eskortieren wollte, passte Lancaster uns geschickt an der Treppe ab. Erschaudernd fragte ich mich, mit welcher Absicht er mich hier abfing. Auf seinem edlen Antlitz, das dem des Königs so sehr glich, sah ich Spuren der Trauer.
    »Eure Herzogliche Durchlaucht, lasst mich Euch mein Mitgefühl für den Verlust Eures teuren Bruders, des Prinzen, ausdrücken«, sagte ich.
    »Es ist ein entsetzlicher Schlag für die ganze Familie und das Königreich.«
    »Möge Gott seiner Seele Frieden schenken«, murmelte ich.
    Wir neigten beide kurz die Köpfe.
    »Reist Ihr ebenfalls ab?«, fragte ich.
    »Nein. Ich kam, um Euch zu warnen, dass Euch womöglich Berichte erreichen werden, ich hätte mich missbilligend über Euch geäußert. Um die Gemeinen zu beruhigen, mag es für mich unumgänglich werden, ihnen scheinbar zuzustimmen. Sollte Euch jemand befragen, sprecht ohne Furcht die Wahrheit. Versucht nicht, etwas zu verheimlichen. Lügen und Ausflüchte würden die

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