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Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Die Verwandlung der Mary Ward - Roman

Titel: Die Verwandlung der Mary Ward - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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nicht!« sagte Pearl weinend.
    »Es war die Hitze«, meinte Edward, ungehorsam gegenüber seiner ganzen Familie. »Nur daran lag es. Daran und an den Nerven. Ich bin gleich wieder in Ordnung, Pearl, und dann nehmen wir einen neuen Anlauf.«
    »Nein«, entschied Irene. Sie strich über Edwards wildes weißes Haar. An der Stelle, wo er mit der Stirn auf die Kirchenbank aufgeschlagen war, hatte er eine Wunde.
    Cord sagte: »Nehmen Sie es nicht so schwer, alter Knabe!«
    Ich schwieg. Ich war zu müde zum Sprechen, aber froh, daß Edward lebte. Er gehört zu den wenigen Menschen, um die wir alle trauern würden.
    »Ich springe für dich ein, Dad«, verkündete Billy. »Ich wollte Pearl schon immer gern weggeben.«
    Alle lächelten.
    Pearl stand auf. Ihr Kleid mit den siebenhundert winzigen Perlen war angeschmutzt und fleckig.
    Irene sagte: »Wir müssen diese Wunde versorgen.«
    Edward wurde nach Hause gefahren. Irene, Pearl und Billy begleiteten ihn. Mir tat Tim leid.
    Wir saßen in der kühlen Kirche und warteten. Der Organist spielte uns ein bißchen Bach vor.
    Tim und das Bambusrohr knieten nebeneinander und beteten.
    Ich dachte: Wie gut, daß Sommer ist und es nicht so schnell dunkel wird. Ich schloß die Augen. Da hörte ich neben mir eine Stimme, die sagte: Mutter...
    Ich öffnete sofort die Augen und sah mich überall um. Aber sie war nicht da, natürlich nicht. Sie gehört zur Vergangenheit. Nur in so seltenen Momenten wie diesem, wenn man darauf wartet, daß die Gegenwart weitergeht, stiehlt sie sich in meine Gedanken.
    Schließlich ging es weiter.
    Billy führte Pearl durchs Mittelschiff der Kirche. Ihre Schleppe schleifte am Boden hinterher. Edward saß mit einem Verband um den Kopf neben Irene in einer Kirchenbank.
    Selbst von hinten konnte man Billy Harkers Grinsen sehen. Er übergab Pearl meinem Sohn, und der Pfarrer erklärte sie zu Mann und Frau.
    Der Geruch meiner Dauerwelle und der liebliche Chorgesang ließen mich würgen.
    »Sie sind kleine Kinder«, flüsterte ich Cord zu, »die sich im Wald verirrt haben.«
    »Pst, Stelle«, sagte er. »Gib ihnen eine Chance.«

17. Kapitel
    1974
Heiliger Boden
    Bentwater Bliss lebte in einem Wohnmobil. Walter erzählte er: »Den Motor habe ich schon vor langer Zeit verkauft, doch ich nenne es immer noch so.« Es hatte einen eigenen Briefkasten, der an einem Birkenholzpfosten hing, und den Platz Nummer 315 auf dem Campingplatz. Dieser lag zwischen dem Autoschalter einer Bank und einem Friedhof. Bentwater sagte: »Irgendwann kratzt man ab; das ist unvermeidlich.«
    Das Wohnmobil erinnerte Walter an Pete Loomis’ Bus. Er fand es bemerkenswert, daß die beiden Menschen, die an sein Singen glaubten, in Kraftfahrzeugen lebten, die sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnten. Er beschrieb Bentwater den Obus, daß es in ihm keinen Strom gab und sich bei Einbruch der Dunkelheit die Färsen um ihn drängten. Bentwater schüttelte den Kopf und meinte: »Scheiß-England!«
    Bentwater hatte einen Plan. Als er Walter singen hörte, wußte er gleich, daß er gut war. Daher stand sein Entschluß sofort fest: Er würde Walters Agent werden. Walter hatte die Stimme, doch er, Bentwater, kannte die Stadt. Zusammen würden sie reich werden.
    Er wartete, hörte zu und ließ Zeit verstreichen. Dann sagte er zu Walter: »Okay, Walt. Ich habe, verflucht noch mal, einen Plan. Wir schreiben Lieder bis zum Geht-nicht-Mehr, nehmen uns ein Aufnahmeteam und schneiden ein Demoband. Dann geht’s weiter wie in Vietnam: ständiger Bombenhagel.Wir klopfen auf der Sixteenth Avenue an jeder Tür an. Wir werfen Napalm auf die Schallplattengesellschaften und Radiosender und wecken ganz Nashville auf. Und für all das will ich nur zwanzig Prozent.«
    Walter ging nach Hause zu seiner Nummer 767. Sein Zimmer war jetzt sein Zuhause. Es war Frühling, und die Schattenbäume bekamen Knospen. Vor der 767 standen zwei Judasbäume, die an einem einzigen Wochenende voll erblüht waren, ganz so, wie Pete es beschrieben hatte. Die Blüten waren von einem leuchtenden Himbeerrot, der Farbe von Cleos Reyon-Bettwäsche.
    Er erzählte Audrey und Bill C., daß Bentwater Bliss sein Agent werden würde. Audrey sagte: »Es gibt hier in Nashville wirkliche, richtige Agenten, mein Lieber. Wie wär’s, wenn wir uns da mal erkundigen, und Sie suchen dann einen von ihnen auf?«
    »Diese kennen mich nicht«, antwortete Walter. »Sie werden nicht für mich arbeiten. Bentwater hingegen ist dazu bereit.«
    »Er arbeitet für

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