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Die verzauberten Frauen

Die verzauberten Frauen

Titel: Die verzauberten Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Schulz
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wurde. Wie er sie   …
    …   was sie unter Liebe verstehen, dachte er, macht alles gleich. Sie meinen die körperliche Liebe, die Liebe zu den Dingen und Gegenständen, die Liebe zu einem einzigen Menschen und zu Gott. Und sie machen aus allem eines   …
    Jetzt konnte er ein schwaches Licht erkennen. Natürlich, jemand befand sich im Haus. Wahrscheinlich in einem Kubus, der von allen Seiten hermetisch abgeschlossen war, damit nichts nach draußen drang. Er setzte einen Fuß vor den anderen. Spürte seinen Atem. Sein eigener Atem war das Lauteste in dem fremden Haus, das zu hören war. Es war nicht mehr weit bis dahin, wo sich endlich zeigen würde   …
    …   wo sich zeigen würde   …
    …   das Licht kam näher   …
    …   Jeder von ihnen, dachte er, kommt in Situationen, in denen er etwas Bestimmtes lernen will. Lernt er es nicht sofort, so wird er immer wieder Ähnliches erleben. Das gilt, sagen sie, auch für die gesamte Menschheit. Die Menschheit, behaupten sie, wird immer wieder in Situationen geraten, die sie selbst verursacht hat und woraus sie sich selbst befreien muss. Das denken sie wirklich   …
    Das schwache Licht. Er erreichte es. Es wurde jetzt lauter. Das Licht wurde lauter! Was hatte das zu bedeuten?
    Er stand still und hielt den Atem an. Tatsächlich, ein fremder Ton. Etwas, das er noch nie gehört hatte. Er versuchte, mit der Dunkelheit zu verschmelzen, mit diesem Ton in der Finsternis, mit der Gegenwart der anderen. Während er sich völlig unsichtbar machte und versuchte, so lange wie möglich den Atem anzuhalten, dachte er einen letzten Gedanken. Um sich von der Anspannung abzulenken, dachte er an:   …   das Gute und das Böse.
    Und er wiederholte es.
    Das Gute und das Böse!
    Er stand still, rührte sich nicht.
    Dann ließ er langsam seine Hand in der Jackentasche verschwinden.
    Wir werden gezwungen sein zu handeln!, dachte er. Und das ist schlimm. Denn wir wollten es laufen lassen, weil das Gottes Wille ist. Aber sie behaupten, dass der Mensch zwar ein geistiges Wesen ist, aber auf der irdischen Ebene wirken muss. Dass er unaufhörlich tätig werden muss, dass es keinen Stillstand gibt und keinen Ort, an den man sich zurückziehen kann, um den Erfordernissen des Lebens zu entfliehen. Welch ein Irrsinn, dachte er. Denn ist es nicht fraglos besser, sich auf Erden zurückzuziehen in seinen Winkel und das Schicksal des Planeten dem Herrgott zu überlassen?
    Ist das nicht menschlicher?
    Ist das nicht gottgewollt?
    Gib mir ein Zeichen, Herr, dass ich nicht zweifle!
    Er brach seinen Gedankenstrom ab. In der Dunkelheit tat sich etwas. Das Licht wurde heller, und er begriff, dass sich eine Innentür öffnete.
    Und so oft sich in seiner Sehnsucht für ihn auch Portale geöffnet hatten, diese Tür öffnete sich wahrhaftig nicht von allein.

    Velsmann erreichte seinen Sohn nicht, das Handy war abgeschaltet. Tibor machte das, wenn er keine Störung ertrug, ganz der Sohn seines Vaters. Velsmann fuhr in seiner Lektüre fort und fand die Einträge, auf die er gehofft hatte.
    De Rancé. Er musste dieser Figur, in welcher Gestalt sie sich auch immer durch die Gegenwart bewegte, endlich habhaft werden. Denn das er da war, das schien Velsmann inzwischen sonnenklar. Er musste ihn festnageln. Name und Anschrift des Monstrums, dachte Velsmann. Kragenweite. Schuhgröße. Gewohnheiten.
    So leicht würde das natürlich nicht gehen. Aber er hatte seine Vorkehrungen getroffen. Seine ehemalige Kollegin Karen Breitenbach war in Fulda gerade dabei, die Behördenregister des Landes, und wenn es sein musste auch die der Nachbarländer, durch die Rechner laufen zu lassen. De Rancé ist unter uns, dachte er, vielleicht als Derrance, sicher nicht unter einem abgewandelten Namen. Ein Mann dieses Kalibers würde seinen Namen nicht verstecken. Er lebte auf seine Weise. Er würde seine Identität, über die wahrscheinlich höchste Stellen wachten, niemals aufgeben. Er war gegenwärtig.
    Nur wenn er ihn stellte, als leibhaftige Person, in der die Idee in allen ihren Verzweigungen präsent war, konnte er diesen Fall endlich klarer sehen.
    Velsmann war bereits zweimal vor die Tür gegangen, um Breitenbach anzurufen. Sie war noch nicht soweit. Obwohl sie auf Hochtouren arbeitete, brauchte sie noch ein bis zwei Stunden. Er rief Tibor an. Keine Verbindung. Er rief Jane Porethe an. Keine Verbindung.
    Er rief zu Hause an. Andrea berichtete mit einem leisen Unterton von Besorgnis in der Stimme, dass Tibor ausgegangen

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