Die vierte Schlinge: Thriller (German Edition)
Geologe. Darüber hinaus ist er aber auch noch schwarz und hat Rastalocken. Das hätte Ihren Informanten wohl völlig aus der Fassung gebracht. Vor einem Monat habe ich mit einem Praktikanten unserer Bildungsabteilung zu Mittag gegessen. Der ist neunzehn. Ein Kind aus einer Gruppe, die er durch das Museum geführt hatte, hatte sich irgendwo versteckt, und er konnte es eine ganze Stunde lang nicht finden. Danach war er völlig fertig, und ich musste ihn beruhigen. Wir aßen etwas auf der schönen Terrasse des Restaurants, also könnte man auch dieses Essen als ›romantisch‹ bezeichnen. Etwa alle zwei Wochen esse ich dort mittags oder abends mit meinem Archäologen, danach spielen wir häufig eine Partie Schach. Er ist allerdings viel älter als ich, und ich vermute, dass dies dann meinen Charakter nicht in Zweifel zieht und dass deshalb mein Verhältnis mit ihm nicht zählt.
Douglas, ich habe schon mit der Hälfte meiner Mitarbeiter in diesem Restaurant gegessen. Ich bin Chefin dieses Museums, und keiner, der dort arbeitet, hat strikt geregelte Dienstzeiten. Wir arbeiten oft während des Essens. Ich werde diese fruchtbare Zusammenarbeit mit meinen Leuten nicht deswegen einstellen, weil sie den Anstandsvorstellungen irgend so eines Wichtigtuers zuwiderläuft. Und wenn das vor Gericht zur Sprache kommen sollte, dann kann ich damit gut umgehen.«
Dianes Stimme war während dieser ganzen Brandrede ganz ruhig und gleichmäßig geblieben. Als sie geendet hatte, saß Garnett eine ganze Zeit lang schweigend da.
»Ich glaube, man hat mich wohl nicht richtig informiert«, sagte er schließlich.
»War das der einzige Grund, warum Sie mich sehen wollten?«
»Unser Kriminallabor muss unbedingt ein Erfolg werden. Ich wollte nur mögliche Schwachstellen ansprechen, bevor sie zu einem Problem werden könnten.«
»Unser Kriminallabor arbeitet absolut hervorragend. Das Problem hier sind vielmehr diese Klatschmäuler und hinterhältigen Mobber. Sie sollten Ihre Aufmerksamkeit besser Ihren Mitarbeitern widmen, die sich offensichtlich hauptsächlich durch Kleinlichkeit und Rufmord auszeichnen, und sich auch einmal fragen, warum sie ihre Dienstpflichten, zum Beispiel den Schutz von gefährdeten Personen, vernachlässigen.« Diane machte eine kleine Pause. »Und wenn Sie darauf keine Antworten haben, dann macht mich das sehr wütend.«
»Ich verstehe.«
»Nein … Ich meine, das macht mich sehr wütend.«
»Das bezweifle ich nicht.«
»Als ich diesen ominösen Anrufer bei einem der Telefonate nach Gründen fragte, die seiner Meinung nach einen Mord rechtfertigen würden, nannte er Klatsch und Tratsch und das Drangsalieren und Mobben anderer.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Er führte diese beiden Sachen als Beispiele an. Das muss einen Grund haben. Was muss Klatsch und Tratsch bei jemandem bewirken, der sich innerlich in die Enge getrieben fühlt? Wer auch immer mich anruft – wenn er der Mörder ist, dann war sein Motiv nicht das eines Serienmörders. Ich glaube, es war spezifischer und zielgerichteter. Er wollte mit jemandem abrechnen. Er scheint von seiner Idee von persönlicher Gerechtigkeit besessen zu sein. Wenn das stimmt, kannte er wahrscheinlich das Opfer oder die Opfer – vorausgesetzt, er ist wirklich der Mörder.«
»Sie meinen also, dass die Morde in Cobber’s Wood etwas mit Rache zu tun hatten?«
»Das meine ich tatsächlich. Und nun entschuldigen Sie mich, Frank hat mich eingeladen, heute Abend bei ihm vorbeizukommen und mit ihm und seiner Pflegetochter zu essen. Ich möchte mich nicht verspäten. Ich habe in letzter Zeit sehr viel gearbeitet und möchte mir heute Abend frei nehmen.«
»Natürlich. Es tut mir leid, Sie aufgehalten zu haben. Und die andere Sache tut mir auch leid.«
»Douglas, ich glaube, ich weiß, wer diese Gerüchte verbreitet. Wenn es der ist, an den ich denke, ist er ein guter Freund von Frank. Und seit dieser Mann mich im letzten Jahr kennenlernte und damals die ersten unbegründeten Gerüchte hörte, ist er der Meinung, dass ich für Frank nicht gut genug sei. Wenn Sie mit ihm sprechen, geben Sie ihm den guten Rat, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Kleinlichkeit und ein solch nachtragendes Gehabe bringen uns der Lösung unserer gemeinsamen Aufgabe auf keinen Fall näher.
Ach, wo ich gerade von unserer gemeinsamen Aufgabe spreche: Ich habe eine weitere E-Mail von unserem Freund bekommen. Er will mich treffen.«
Garnett runzelte die Stirn. »Er möchte Sie
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