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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Rechts­an­walt woll­te sich wei­ter recht­fer­ti­gen, da­her frag­te er: „Und wer ist mein Nächs­ter?“
    Je­sus ant­wor­te­te: „Es gab ein­mal einen Mann, der mach­te ei­ne Ge­schäfts­rei­se von New York nach Wa­shing­ton. In ei­nem Re­stau­rant mach­te er Sta­ti­on, um et­was zu es­sen, und als er zu sei­nem Au­to zu­rück­keh­ren woll­te, er­hob sich ein Dieb vom Rück­sitz, leg­te ihm ei­ne Pis­to­le an die Schlä­fe und zwang ihn, in ein ein­sa­mes Tal zu fah­ren, wo er ihn in den Bauch schoß, sei­ne Brief­ta­sche mit all sei­nem Geld und den Aus­wei­sen nahm und in sei­nem Wa­gen fort­fuhr. Den Mann ließ er ster­bend zu­rück.
    Zu­fäl­lig kam ein Pries­ter durch die­ses Tal, und er­sah den Mann, schritt über ihn hin­weg und ging wei­ter, wand­te den Blick von dem Blut ab und mur­mel­te, daß er zu spät zum Got­tes­dienst kom­men wür­de. Dann kam ei­ne jun­ge Frau vor­bei, ei­ne Se­kre­tä­rin; sie hör­te ihn stöh­nen und war er­schro­cken, und dann mach­te sie einen Bo­gen und lief so rasch wie mög­lich wei­ter. Dann kam ein Müll­mann, der, wie es sein Be­ruf so mit sich brach­te, stank, ein Sohn der Ras­se Kains, schwarz wie ei­ne ge­teer­te Fe­der. Als der Ver­wun­de­te ihn sah, sag­te er bei sich: ‚Und die­ser Nig­ger gibt dir wahr­schein­lich den Rest!’
    Aber dem Schwar­zen war es in der Ver­gan­gen­heit auch schon übel er­gan­gen, und er hat­te Mit­leid mit dem Ge­schäfts­mann. Er blieb ste­hen, säu­ber­te die Wun­de, hob ihn auf, leg­te ihn in die Müll­kar­re und fuhr ihn zu ei­nem Arzt. Er sag­te: ‚Ich ken­ne die­sen Ty­pen nicht, aber er braucht Hil­fe. Wenn er nicht be­zah­len kann, ste­he ich da­für ein am nächs­ten Zahl­tag. Hier sind erst ein­mal fünf Mäu­se.’“
    Je­sus wand­te sich zu dem Rechts­an­walt. „Und wer, glaubst du, war von die­sen drei Leu­ten dem Lei­den­den der Nächs­te?“ Sag­te der Rechts­an­walt: „Der Nig­ger.“ Da sag­te Je­sus zu ihm: „Geh hin und tue des­glei­chen.“
     
    Bru­der Paul stand mit­ten im Cha­os sich ver­schie­ben­der Ani­ma­tio­nen. Je­sus war ver­schwun­den – mit Si­cher­heit in die Höl­le –, aber wo war Lee? War er aus der Ani­ma­ti­on her­aus­ge­gan­gen – oder in dem selbst­ge­schaf­fe­nen In­fer­no ste­cken­ge­blie­ben?
    Es schi­en un­klug, es dem Zu­fall zu über­las­sen. Es war mög­lich, ei­ne Ani­ma­ti­on mehr oder min­der durch Ei­gen­ent­schei­dung zu stop­pen, aber wenn man ein­mal dar­in­nen war, wur­den Kon­trol­le oder Aus­stieg pro­ble­ma­tisch. Es war, als wür­de man ein Flug­zeug be­stei­gen – wie er es schon ge­tan hat­te! –, das sich als das falsche Ge­fährt her­aus­stellt, und man kann vor der Lan­dung nicht mehr aus­stei­gen. Lee wür­de der Höl­le, wo im­mer sie sein moch­te, ob Fe­ge­feu­er oder nicht, oh­ne Hil­fe nicht ent­kom­men kön­nen.
    Bru­der Paul kon­zen­trier­te sich auf ein im wahrs­ten Sin­ne un­be­kann­tes Ob­jekt: Lees mög­li­che Vor­stel­lung von der Höl­le. Es war ver­mut­lich ei­ne recht künst­li­che, wört­li­che Vor­stel­lung, ein­deu­tig christ­lich, aber nicht not­wen­di­ger­wei­se mor­mo­nisch, denn das wä­re zu of­fen­sicht­lich. Was für ei­ne Höl­le wür­de sich ein Mor­mo­ne wohl für Je­sus Chris­tus vor­stel­len? Dort­hin muß­te Bru­der Paul sich wen­den.
    Um ihn her­um bil­de­te sich ein Sze­ne. Es war ein Feld, das nur zur Hälf­te ge­pflügt war, et­wa ein Fünf­tel Hektar groß. Jen­seits, ver­mut­lich in öst­li­cher Rich­tung, er­hob sich die Son­ne. In der Fer­ne sah er einen Turm, der di­rekt un­ter der Son­ne zu ste­hen schi­en – viel­leicht der glei­che Turm, den er bei der ers­ten Ta­rot­vi­si­on ge­se­hen hat­te. „Der Turm der Wahr­heit“, mur­mel­te er.
    Er blick­te nach Wes­ten und sah ein tie­fes Tal mit ge­fähr­li­chen Sümp­fen und ei­nem häß­li­chen Ge­bäu­de an der tiefs­ten Stel­le. Sein Feld lag zwi­schen Turm und Sen­ke, das ein­zi­ge be­bau­ba­re Land in Sicht­wei­te. Aber er hat­te we­der Pferd noch Och­se, um sei­nen Pflug zu zie­hen. Er wür­de zu ei­nem Nach­barn ge­hen und des­sen Ge­spann aus­lei­hen müs­sen, und das be­deu­te­te, das Feld oh­ne Be­wa­chung zu

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