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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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las­sen.
    Nun be­weg­te sich über den Hang ei­ne bunt­sche­cki­ge Men­ge auf das Feld zu. Sein Pro­blem war: Wenn er sie nicht fern­hal­ten konn­te, wür­de sie das Feld zer­tram­peln und die Pflü­ge­ar­beit von ges­tern zu­nich­te ma­chen.
    Dann hat­te er ei­ne Idee. Viel­leicht wür­den ihm ei­ni­ge von ih­nen beim Pflü­gen hel­fen!
    Doch als sie nä­her ka­men, ver­lor er die­se Hoff­nung. Die Leu­te schie­nen ziel­los da­hin­zu­trei­ben. Ei­ni­ge wa­ren fett, an­de­re kränk­lich, an­de­re mür­risch; kei­ner von ih­nen sah wie ein zu­ver­läs­si­ger Ar­bei­ter aus.
    Aus der an­de­ren Rich­tung nä­her­te sich aber et­was Viel­spre­chen­de­res: ein Pil­ger in Bau­ern­klei­dung mit ei­nem di­cken Stab. Wie es in Ani­ma­tio­nen so ge­schieht, kam der Pil­ger ge­ra­de in dem Au­gen­blick auf Bru­der Pauls Feld an, als die Men­schen­men­ge von der an­de­ren Sei­te er­schi­en.
    „Wo kommst du her?“ rief je­mand.
    „Aus dem Si­nai“, ant­wor­te­te der Pil­ger. „Vom Grab un­se­res Herrn. Ich bin ei­ne Wei­le in Beth­le­hem und Ba­by­lon und Ar­me­ni­en und Alex­an­dria und vie­len an­de­ren Or­ten ge­we­sen.“
    „Kennst du einen Hei­li­gen na­mens Wahr­heit?“ frag­te je­mand neu­gie­rig. „Kannst du uns sa­gen, wo er lebt?“
    Der Pil­ger schüt­tel­te den Kopf. „Gott hel­fe mir. Noch nie zu­vor hat­te mich je­mand nach ihm ge­fragt. Ich weiß es nicht …“
    „Ich bin auch auf der Su­che nach Wahr­heit“, sag­te Bru­der Paul. „Ich ha­be vor ei­nem Au­gen­blick die­sen Turm ge­se­hen. Ich kann euch den Weg zei­gen.“
    Zwei­felnd sa­hen sie ihn an. „Du, ein ein­fa­cher Bau­er? Wer bist du?“
    „Ich bin Paul der Pflü­ger“, ant­wor­te­te er – und war scho­ckiert über sei­ne Ant­wort. Nun er­kann­te er die Sze­ne: sie ent­stamm­te der Vi­si­on von Piers Plow­man, ei­nem epi­schen Ge­dicht aus dem fünf­zehn­ten Jahr­hun­dert von Wil­liam Lang­land. Und er spiel­te die Ti­tel­rol­le!
    „Ja, Paul“, sag­ten die Leu­te. „Wir be­zah­len dich, wenn du uns dort­hin führst.“
    Aber dort woll­te er ei­gent­lich gar nicht hin. Noch nicht. Zu­erst muß­te er Lee fin­den. Dann konn­te er den Turm su­chen, der sich nun hin­ter Wol­ken ver­barg. Lee war wahr­schein­lich in dem Ver­lies des Bö­sen, der ent­spre­chen­den Ver­si­on der Höl­le.
    Aber weil er sich nun ein­mal in die­ser Vi­si­on be­fand, muß­te Paul sich auch der Rol­le fü­gen. Aber viel­leicht konn­te er sie ver­än­dern, wäh­rend er nach ei­nem Weg such­te, wie er Lee be­frei­en konn­te.
    „Nein, ich neh­me kein Geld, kei­nen Schil­ling“, sag­te er zu ih­nen. „Ich wer­de euch den Weg be­schrei­ben – es ist da drü­ben im Os­ten –, aber ich muß hier­blei­ben und mein Feld pflü­gen.“
    Sie blick­ten nach Os­ten. Die Wol­ken ball­ten sich zu ei­nem Sturm zu­sam­men. „Wir brau­chen einen Füh­rer. Du mußt mit uns kom­men.“
    „Ich muß noch einen hal­b­en Hektar am Hau­se ha­cken“, pro­tes­tier­te Bru­der Paul in der Stab­reim­wei­se des Ge­dichts. „Aber wenn ihr mir helft, mein Feld für die Saat vor­zu­be­rei­ten, wer­de ich euch den Weg zei­gen.“ Das wür­de die­se Nichts­nut­ze schon ver­trei­ben!
    „Das wür­de al­les viel zu lan­ge ver­zö­gern“, pro­tes­tier­te ei­ne jun­ge Da­me. Sie trug ein mo­di­sches Kleid und einen Hut mit ei­nem Schlei­er. Ama­ranth na­tür­lich. Und der Pil­ger war The­ri­on. „Und was wür­den wir Frau­en tun, wäh­rend ihr ar­bei­tet?“
    Das war ei­ne Her­aus­for­de­rung! Of­fen­sicht­lich hat­te sich die La­dy nur sel­ten die Hän­de mit ge­wöhn­li­cher Ar­beit schmut­zig ge­macht! „Ei­ni­ge könn­ten den Sack stop­fen, da­mit die Saat nicht her­aus­fällt“, sag­te er zu ihr. „Ihr schö­nen Da­men mit eu­ren fei­nen Fin­gern …“
    „Chris­tus, das ist ei­ne gu­te Idee“, stimm­te ein Rit­ter zu – ei­ne wei­te­re Rol­le The­ri­ons. „Da­bei hel­fe ich auch! Aber mir hat noch nie je­mand ge­zeigt, wie man ein Ge­spann an­treibt!“
    Dann woll­ten sich al­le be­tei­li­gen. Es schi­en, als sei die Ar­beit des Pflü­gers bald ge­tan. Was ei­gent­lich nicht dem ent­sprach, was er woll­te. Nun, jetzt saß er

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