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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Rad der Ge­schich­te her­um­zu­wer­fen. Die Prä­zes­si­on könn­te al­les noch schlim­mer als zu­vor ma­chen. „Viel­leicht kannst du ei­ne Vi­si­on her­vor­brin­gen?“
    Je­sus blieb auf der Stel­le ste­hen. Sie be­fan­den sich in ei­nem klei­nen Dorf in Frank­reich. „Ich wer­de mit dem ers­ten Men­schen re­den, der mir be­geg­net!“
    Bald kam ein Dorf­mäd­chen her­bei, das sei­nen Pflich­ten nach­ging. Sie trug schmut­zi­ge Bau­ern­klei­dung und war kaum äl­ter als drei­zehn Jah­re. „Viel Glück!“ mur­mel­te Bru­der Paul trau­rig.
    Je­sus nahm vor dem Mäd­chen Ge­stalt an. Er ma­ni­fes­tier­te sich als sicht­bar, aber un­be­rühr­bar. Zu­erst war sie er­staunt, dann ver­ängs­tigt, aber nach ei­ni­ger Zeit rea­gier­te sie. Sie be­gann zu han­deln, stell­te ei­ne Ar­mee auf und kämpf­te ge­gen die Bri­ten.
    Ihr Na­me lau­te­te Jo­han­na von Or­leans.
    Je­sus und Bru­der Paul be­ob­ach­te­ten mit zu­neh­men­der Ver­är­ge­rung ihr wei­te­res Schick­sal. „Sie hat ver­sucht, das Wort Got­tes zu ver­brei­ten, das ich ihr ge­ge­ben ha­be … und sie ha­ben sie we­gen Ket­ze­rei ver­brannt!“ rief Je­sus.
    „Das ist das We­sen der Po­li­tik und der In­qui­si­ti­on“, gab Bru­der Paul grim­mig zu­rück.
    Im wei­te­ren Ver­lauf der Zeit er­blick­ten sie ei­ne christ­li­che Stadt, die ei­ne neue Schicht auf ih­re Stadt­mau­ern häu­fen woll­te, weil die­se im­mer wie­der in der wei­chen Er­de nach­gab. „Sie wird nie­mals fest wer­den, wenn wir nicht ein Op­fer dar­brin­gen“, sag­ten die aber­gläu­bi­schen Men­schen, und die christ­li­chen Ober­häup­ter stimm­ten zu. So leg­ten sie in­ner­halb der Mau­er ei­ne Höh­lung an, stell­ten Tisch und Stuhl hin­ein und be­lu­den den Tisch mit Spiel­zeug und Sü­ßig­kei­ten. Dann brach­ten sie ein un­schul­di­ges klei­nes Mäd­chen in die­ses Spiel­zim­mer.
    „Oh … oh!“ stöhn­te Bru­der Paul. Er er­kann­te das Kind: Ca­ro­lyn, ver­lo­ren­ge­gan­gen, als er die Col­le­ge-Ani­ma­ti­on hin­ter sich ge­las­sen hat­te. „Das ge­fällt mir nicht …“
    „Wir kön­nen nicht ein­grei­fen“, er­in­ner­te ihn Je­sus.
    Dem Kind ge­fie­len die Sa­chen au­ßer­or­dent­lich. Sie be­an­spruch­ten sei­ne ge­sam­te Auf­merk­sam­keit. Und wäh­rend das Mäd­chen fröh­lich spiel­te und vor Freu­de und Über­ra­schung lau­te Ru­fe aus­stieß, be­deck­ten ein Dut­zend Mau­rer laut­los und ge­schickt die Höh­lung und be­en­de­ten die Mau­er. Die Pries­ter seg­ne­ten den Vor­gang und gin­gen ih­res Weges – und die Mau­er stand fest.
    „Je­sus sah Bru­der Paul scho­ckiert an. „Auch das … in mei­nem Na­men?“ frag­te er, völ­lig ent­setzt.
    „Laß uns das Mäd­chen da her­aus­ho­len“, gab Bru­der Paul hef­tig zu­rück. „Wir kön­nen es tun, jetzt, oh­ne die Ge­schich­te zu ver­än­dern.“ Aber Ca­ro­lyn war be­reits wie­der aus ih­rer Rol­le ge­schlüpft, als sie in der Höh­le an­ka­men. Der Raum war leer.
    „Das Zen­trum ist leer …“ mur­mel­te Bru­der Paul, und sei­ne Ge­dan­ken nah­men ih­ren Lauf.
    Ab­rupt dreh­te sich Je­sus zu ihm um. „Ich ha­be zu mei­nem Va­ter ge­be­tet, mich bei die­sem Pro­blem zu er­leuch­ten. Ich er­ken­ne, daß mein Op­fer der Welt nicht die Er­lö­sung ge­bracht hat, und da­her wur­de ich bei mei­nem Tod nicht in den Him­mel ge­las­sen. Die Sün­den der Welt ge­hen wei­ter und be­schmut­zen den Na­men mei­nes Va­ters und den mei­nen. Aber es gibt auch Gu­tes in der Welt, wie es auch in der Stadt So­dom Gu­tes gab. Ich kann nicht ab­leug­nen, daß du ein gu­ter Mensch bist und auch auf­rich­tig; ich muß dir da­her glau­ben, wenn du mir sagst, du seist ein Kind Kains. Wie kann es bei ei­ner ver­fluch­ten Ras­se ein gu­tes Mit­glied ge­ben? Ich ha­be Gott um die Lö­sung die­ses Pa­ra­do­x­ons ge­be­ten – und er hat mein Ge­bet er­hört.“
    Bru­der Paul schwieg, un­si­cher, was nun fol­gen wür­de. War dies das Sta­di­um des Feil­schens mit Gott um ei­ne Kor­rek­tur, die für die­sen Mann schwie­ri­ger war als selbst der Tod? Oder be­deu­te­te es schon Ak­zep­tie­ren?
    „Es ist wahr, du bist ver­dammt“, fuhr Je­sus fort. „Aber nur ein Ach­tel

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