Die Visionen von Tarot
Rad der Geschichte herumzuwerfen. Die Präzession könnte alles noch schlimmer als zuvor machen. „Vielleicht kannst du eine Vision hervorbringen?“
Jesus blieb auf der Stelle stehen. Sie befanden sich in einem kleinen Dorf in Frankreich. „Ich werde mit dem ersten Menschen reden, der mir begegnet!“
Bald kam ein Dorfmädchen herbei, das seinen Pflichten nachging. Sie trug schmutzige Bauernkleidung und war kaum älter als dreizehn Jahre. „Viel Glück!“ murmelte Bruder Paul traurig.
Jesus nahm vor dem Mädchen Gestalt an. Er manifestierte sich als sichtbar, aber unberührbar. Zuerst war sie erstaunt, dann verängstigt, aber nach einiger Zeit reagierte sie. Sie begann zu handeln, stellte eine Armee auf und kämpfte gegen die Briten.
Ihr Name lautete Johanna von Orleans.
Jesus und Bruder Paul beobachteten mit zunehmender Verärgerung ihr weiteres Schicksal. „Sie hat versucht, das Wort Gottes zu verbreiten, das ich ihr gegeben habe … und sie haben sie wegen Ketzerei verbrannt!“ rief Jesus.
„Das ist das Wesen der Politik und der Inquisition“, gab Bruder Paul grimmig zurück.
Im weiteren Verlauf der Zeit erblickten sie eine christliche Stadt, die eine neue Schicht auf ihre Stadtmauern häufen wollte, weil diese immer wieder in der weichen Erde nachgab. „Sie wird niemals fest werden, wenn wir nicht ein Opfer darbringen“, sagten die abergläubischen Menschen, und die christlichen Oberhäupter stimmten zu. So legten sie innerhalb der Mauer eine Höhlung an, stellten Tisch und Stuhl hinein und beluden den Tisch mit Spielzeug und Süßigkeiten. Dann brachten sie ein unschuldiges kleines Mädchen in dieses Spielzimmer.
„Oh … oh!“ stöhnte Bruder Paul. Er erkannte das Kind: Carolyn, verlorengegangen, als er die College-Animation hinter sich gelassen hatte. „Das gefällt mir nicht …“
„Wir können nicht eingreifen“, erinnerte ihn Jesus.
Dem Kind gefielen die Sachen außerordentlich. Sie beanspruchten seine gesamte Aufmerksamkeit. Und während das Mädchen fröhlich spielte und vor Freude und Überraschung laute Rufe ausstieß, bedeckten ein Dutzend Maurer lautlos und geschickt die Höhlung und beendeten die Mauer. Die Priester segneten den Vorgang und gingen ihres Weges – und die Mauer stand fest.
„Jesus sah Bruder Paul schockiert an. „Auch das … in meinem Namen?“ fragte er, völlig entsetzt.
„Laß uns das Mädchen da herausholen“, gab Bruder Paul heftig zurück. „Wir können es tun, jetzt, ohne die Geschichte zu verändern.“ Aber Carolyn war bereits wieder aus ihrer Rolle geschlüpft, als sie in der Höhle ankamen. Der Raum war leer.
„Das Zentrum ist leer …“ murmelte Bruder Paul, und seine Gedanken nahmen ihren Lauf.
Abrupt drehte sich Jesus zu ihm um. „Ich habe zu meinem Vater gebetet, mich bei diesem Problem zu erleuchten. Ich erkenne, daß mein Opfer der Welt nicht die Erlösung gebracht hat, und daher wurde ich bei meinem Tod nicht in den Himmel gelassen. Die Sünden der Welt gehen weiter und beschmutzen den Namen meines Vaters und den meinen. Aber es gibt auch Gutes in der Welt, wie es auch in der Stadt Sodom Gutes gab. Ich kann nicht ableugnen, daß du ein guter Mensch bist und auch aufrichtig; ich muß dir daher glauben, wenn du mir sagst, du seist ein Kind Kains. Wie kann es bei einer verfluchten Rasse ein gutes Mitglied geben? Ich habe Gott um die Lösung dieses Paradoxons gebeten – und er hat mein Gebet erhört.“
Bruder Paul schwieg, unsicher, was nun folgen würde. War dies das Stadium des Feilschens mit Gott um eine Korrektur, die für diesen Mann schwieriger war als selbst der Tod? Oder bedeutete es schon Akzeptieren?
„Es ist wahr, du bist verdammt“, fuhr Jesus fort. „Aber nur ein Achtel
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