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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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bei der Kreu­zi­gung? Kei­ne Wai­sen­kin­der?“
    Es war hoff­nungs­los. „Nein, das hät­ten sie nicht ver­ges­sen kön­nen“, gab Bru­der Paul schwer­fäl­lig zu. „Je­sus war un­ver­hei­ra­tet.“ Wie ver­lo­ckend, sich ei­ne lie­be­vol­le Frau aus­zu­ma­len, die kin­der­los an ir­gend­ei­nem Fie­ber starb, ehe Je­sus sei­ne Missi­on be­gann … aber nutz­los.
    „Al­so wie­der zu­rück zur Aus­gangs fra­ge: ‚Was hat Je­sus au­ßer Pin­keln mit sei­nem Pe­nis ge­tan?’“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Glaubst du nicht, dies her­aus­zu­fin­den schul­dest du dei­ner Missi­on?“
    Dia­bo­li­scher Im­pe­ra­tiv! „Ja“, sag­te Bru­der Paul grim­mig. Man hat­te die Eh­re von Je­sus Chris­tus her­aus­ge­for­dert, und Bru­der Paul wür­de sie ver­tei­di­gen … wenn er es könn­te. Ein Schei­tern wür­de be­deu­ten, der ge­sam­te Kom­plex christ­li­cher Re­li­gio­nen wür­de eli­mi­niert, und man über­lie­ße das Feld gänz­lich dem Ge­hörn­ten Gott.
    „Da steht al­les“, sag­te The­ri­on und deu­te­te auf die Bi­bel.
    „Va­ter, ver­gib mir“, mur­mel­te Bru­der Paul in­brüns­tig. „ Ich muß es tun.“ Er schritt auf das rie­si­ge Buch zu, und die Sei­ten flo­gen so rasch an ihm vor­bei, daß sie vor sei­nem Blick ver­schwam­men. Er setz­te einen Fuß in die­se Wol­ken, dann den an­de­ren, sank hin­ein wie in ei­ne Ne­bel­bank und fand sich in Ga­li­läa wie­der auf ei­ner Berg­wie­se. Er sah sich um.
    Es war ein ty­pisch sub­tro­pi­scher Berg­hang mit ein paar stäm­mi­gen Bäu­men und ho­hem Gras kurz vor der Blü­te. Bald, des­sen war er si­cher, wür­de ein Schä­fer sei­ne Her­de hier­her­brin­gen, die in we­ni­gen Ta­gen das Gras kurz­fres­sen wür­de. Dann wür­den sie auf ei­ne grü­ne­re Wei­de wei­ter­zie­hen und die­ser er­mög­li­chen, sich neu zu be­le­ben. Es gab na­tür­lich kei­ne Zäu­ne. Das Land stand al­len of­fen, die es nut­zen woll­ten und die die Macht hat­ten, es für sich zu be­an­spru­chen. Schä­fer konn­ten ziem­lich rau­he Bur­schen sein, das wuß­te er. Der klei­ne Da­vid war ein Meis­ter mit der Schleu­der ge­wor­den, weil er sei­ne Her­de vor den Wöl­fen hat­te be­schüt­zen müs­sen, und die­se Waf­fe hat­te er auch ein­ge­setzt, um Go­liath zu tö­ten.
    Aus dem Busch­werk na­he am Hang tauch­te ein Mann auf, der lo­cker, aber ziel­stre­big auf ihn zu­kam. Es war Je­sus. Bru­der Paul er­kann­te ihn auf An­hieb, denn er er­kann­te Lees Hal­tung. Na­tür­lich muß­te Je­sus hier vor­bei­kom­men, denn Bru­der Pauls Ani­ma­ti­on war nur da­zu da, ihn die­sem Mann in den Weg zu brin­gen.
    Je­sus er­blick­te ihn und blieb ste­hen. Grü­ßend hob Bru­der Paul den Arm. Das war na­tür­lich ei­ne Sze­ne aus ei­nem Spiel, doch er spür­te sei­ne Auf­re­gung. Auch in ei­ner kur­z­en Sze­ne be­deu­te­te der Ge­dan­ke, Je­sus per­sön­lich zu tref­fen …
    „Hal­lo“, sag­te Bru­der Paul, als Je­sus nä­her kam. Er sprach nicht in Je­su Mut­ter­spra­che, ara­mä­isch, weil we­der er noch Lee sie kann­ten. Bei ei­nem wirk­li­chen Sprung in die Ver­gan­gen­heit wür­den un­über­wind­li­che sprach­li­che Bar­rie­ren auf sie zu­kom­men.
    „Hal­lo“, ant­wor­te­te Je­sus. Er war un­ge­fähr im glei­chen Al­ter wie Bru­der Paul, mit schul­ter­lan­gem Haar, das die le­van­ti­ni­sche Son­ne ge­bleicht hat­te. Der Bart war kurz und recht spär­lich. Er hielt den lan­gen Stab be­reit, wie ei­ne Waf­fe in Po­si­ti­on.
    Nun wur­de es pein­lich. Bru­der Paul fühl­te sich zu be­fan­gen, um Je­sus ganz di­rekt nach sei­nem Se­xual­le­ben zu be­fra­gen, aber er konn­te ihn auch nicht ein­fach so wei­ter­zie­hen las­sen. „Ich … dürs­te nach Ge­sell­schaft. Darf ich mit dir wei­ter­ge­hen?“
    Je­sus sah über­rascht aus. „Du wünschst, mit ei­nem Pa­ria aus Na­za­reth zu ge­hen? Weiß du denn nicht, daß ich Je­sus bin, der Sohn des Tisch­lers Jo­seph?“
    „Ich bin … Paul“, gab Paul zu­rück. Er woll­te sich nicht als An­hän­ger ei­ner Re­li­gi­on be­zeich­nen, die noch gar nicht exis­tier­te. „Ich bin … bei Pfle­ge­el­tern groß ge­wor­den.“
    So­gleich tau­te Je­sus auf. „Pfle­ge­el­tern!

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