Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die volle Wahrheit

Die volle Wahrheit

Titel: Die volle Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
wohl
    kaum sprechen.«
    »Sie unterminieren uns?«, fragte Boddony.
    Einige Zwerge sahen auf, als er diese Worte sprach. Boddony fügte
    etwas auf Zwergisch hinzu. Gutenhügel gab eine scharfe Antwort. Zwei
    oder drei andere Zwerge sagten ebenfal s etwas.
    »Entschuldigung«, ließ sich Sacharissa vernehmen.
    »Die Jungs haben über die Möglichkeit gesprochen, der Konkur-
    renz… einen Besuch abzustatten«, sagte Gutenhügel.
    »Ich wollte das Gebäude neulich betreten«, meinte Sacharissa. »Aber
    der Troll an der Tür war sehr unhöflich.«
    »Zwerge gehen dabei… anders vor«, sagte Gutenhügel.
    Sacharissa bemerkte eine Bewegung – Boddony holte eine Axt unter
    der Werkbank hervor. Es war eine traditionel e Zwergenaxt: auf der
    einen Seite eine Spitzhacke, um interessante Mineralien aus dem Boden
    zu lösen, und auf der anderen eine Axt – weil die Besitzer des Landes
    mit den interessanten Mineralien manchmal unvernünftig sein können.
    »Wollt ihr etwa jemanden angreifen ?«, fragte Sacharissa schockiert.
    »Nun, jemand hat gesagt, dass man tief graben muss, um eine gute Geschichte zu finden«, sagte Boddony.
    »Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang.«
    »Im Keller?«, brachte Sacharissa erstaunt hervor, als die Zwerge zur
    Leiter gingen.
    »Ja, ein Spaziergang im Dunkeln«, erwiderte Boddony.
    Gutenhügel seufzte. »Wir anderen setzen die Arbeit an der Zeitung
    fort, in Ordnung?«
    Kurze Zeit später erklang unten das Geräusch von Axtschlägen, und
    dann fluchte jemand ziemlich laut auf Zwergisch.
    »Ich sehe nach, was sie anstellen«, sagte Sacharissa, als sie ihrer Neu-
    gier keinen Widerstand mehr leisten konnte. Sie kletterte in den Keller
    hinab.
    Als sie unten ankam, lagen die Ziegelsteine der zugemauerten Tür be-
    reits auf dem Boden. Da die Backsteine von Ankh-Morpork über Ge-
    nerationen hinweg recycelt wurden, hatte niemand es für sinnvol gehal-
    ten, guten Mörtel herzustel en, erst recht nicht zu dem Zweck, einen
    alten Zugang zu blockieren. Man vertrat die Ansicht, dass Sand, Dreck,
    Wasser und Schleim völlig ausreichten. Schließlich war das bisher im-
    mer der Fal gewesen.
    Die Zwerge spähten in die Dunkelheit jenseits der Tür. Jeder von ih-
    nen trug eine Kerze auf dem Helm.
    »Dein Mann hat doch gesagt, die alte Straße wäre zugeschüttet«, sagte
    Boddony.
    »Er ist nicht mein Mann«, entgegnete Sacharissa gelassen. »Was seht
    ihr dort?«
    Einer der Zwerge trat mit einer Laterne in die Finsternis.
    »Hier gibt es… Tunnel«, sagte er.
    »Die alten Gehsteige«, meinte Sacharissa. »Ich schätze, hier sieht es
    überal so aus. Nach den großen Überflutungen brachte man an den
    Seiten der Straßen Verstärkungen aus Holz an und erhöhte ihr Niveau;
    doch bei den Gehsteigen zu beiden Seiten unternahm man nichts, denn
    nicht al e Häuser waren umgebaut worden, und ihre Eigentümer protes-
    tierten.«
    »Was?« Boddony starrte sie an. »Soll das heißen, die Straßen waren
    höher als die Gehsteige?«
    »Ja«, bestätigte Sacharissa und trat ebenfalls durch das Loch in der
    Wand.
    »Was geschah, wenn ein Pferd piss… wenn ein Pferd auf der Straße
    Wasser ließ?«
    »Ich bin sicher, das weiß ich nicht«, sagte Sacharissa und schniefte.
    »Wie überquerte man die Straße?«
    »Mit Hilfe von Leitern.«
    »Oh, ich bitte dich!«
    »Im Ernst, man benutzte Leitern. Und einige Tunnel. Es sol te ja
    nicht für sehr lange Zeit sein. Und später war es einfacher, schwere
    Platten über die alten Gehsteige zu legen. So entstanden diese… nun,
    vergessenen Tunnel.«
    »Hier gibt’s Ratten«, sagte Dösig und ging los.
    »Meine Güte!«, entfuhr es Boddony. »Hat jemand Messer und Gabel
    mitgebracht? War nur ein Scherz, Fräulein. He, was haben wir denn
    hier…?«
    Er schlug mit der Axt auf einige Bretter ein, die sofort nachgaben und
    zerbröckelten.
    »Jemand wol te keine Leiter benutzen«, sagte er und blickte durch ein
    weiteres Loch.
    »Dort geht’s unter der Straße durch?«, fragte Sacharissa.
    »Danach sieht’s aus. Offenbar war jemand gegen Pferde allergisch.«
    »Und… äh… du findest dich hier zurecht?«
    »Ich bin ein Zwerg. Wir befinden uns unter der Erde. Zwerge. Unter der Erde. Wie lautete deine Frage?«
    »Ihr habt doch nicht etwa vor, euch einen Weg in den Kel er des Ku-
    riers zu hacken?«, fragte Sacharissa.
    »Wer? Wir?«
    »Das ist doch nicht eure Absicht, oder?«
    »So etwas käme uns nie in den Sinn.«
    »Mag sein, aber es ist eure Absicht.«
    »Das wäre

Weitere Kostenlose Bücher