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Die Wacholderteufel

Die Wacholderteufel

Titel: Die Wacholderteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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hatten. Da Ilja Vilhelm beim Theaterstück mitwirkte, fanden ohnehin keine Therapiestunden statt, der Stundenplan in der Klinik war am Tag der Wintersonnenwende nur mäßig gefüllt.
    Wencke setzte sich auf die Bettkante. Ihr wurde schwindelig, es fühlte sich an, als drückten unsichtbare Hände sie wieder in die Kissen zurück. Der Druck am Bauch ließ ein wenig nach. Sie strich mit der Hand darüber. Was war, wenn etwas nicht stimmte?
    Sie hatte sich heute Vormittag aufgeregt, sie war schnell mit dem Fahrrad gefahren und etliche Treppen hinaufgehastet. Anschließend hatte sie noch ihr Zimmer auf den Kopf gestellt, weil sie wissen wollte, ob der Dieb ihres Kurbuchs noch etwas anderes hatte mitgehen lassen. Alles schien jedoch an Ort und Stelle zu sein. Es sah so aus, als sei diese Person nur schnell bei ihr eingebrochen, um nach irgendeinem Indiz zu suchen, welches man in Vilhelms Praxis platzieren konnte, um den Verdacht auf sie zu lenken. Nicht dumm, aber auch nicht professionell genug, um wirklich hinzuhauen. Das Schloss war nicht aufgebrochen gewesen. Einerseits beruhigend, weil mit weniger Gewalttätigkeit verbunden. Andererseits alarmierend, da es für den Eindringling offensichtlich nicht allzu schwer gewesen sein konnte, den Zimmerschlüssel zu bekommen. Wencke fühlte sich nicht mehr wirklich sicher.
    Zudem war ihr Vertrauen in die Leute, die für Ihr Wohlergehen in dieser Kur zuständig waren, empfindlich getroffen. Auch wenn Ilja Vilhelm und Viktoria Meyer zu Jöllenbeck ihr letzten Endes geglaubt hatten, dass nicht sie das Büro durchwühlt hatte.
    Der ganze Vormittag war Wencke auf das Gemüt geschlagen.
    Sie stand auf. Ihr wurde wieder schwindelig. Nicht umkippen, Wencke, halte dich irgendwo fest.
    Was war nur los mit ihr? Sie fasste nach der Schrankkante, atmete tief durch, stellte sich aufrecht hin, wischte mit der freien Hand über die Augen.
    Sie musste zum Arzt. Alle Alarmsignale ihres Körpers liefen auf Hochtouren. Das hier war genau die Situation, vor der alle sie gewarnt hatten. Axel Sanders, der Frauenarzt, Ilja Vilhelm; sie sah jede Menge erhobener Zeigefinger vor sich.
    Langsam schob sie sich Richtung Stuhl, hob die Jacke von der Lehne und schlüpfte mit den Füßen in die Hausschuhe. Auf dem Tisch stand noch ein Glas Wasser, sie trank es in einem Zug leer, dann schaute sie aus dem Fenster.
    Der Regen hatte aufgehört. Die Sonne strahlte mit ihrem gleißenden Winterlicht durch die Scheibe. In den kahlen Bäumen vor ihrem Fenster hüpften Eichhörnchen von Ast zu Ast. So winterlich und friedlich. Doch irgendwo da draußen war Nina Pelikan. Und Wencke hatte Mattis versprochen, nach ihr zu suchen, sie zu finden. Sie möglichst lebendig zu finden, fügte Wencke in Gedanken hinzu. Natürlich hatte sie dem Jungen gegenüber nichts über die Befürchtung gesagt, dass Nina auch tot sein könnte, dass es sogar von Minute zu Minute wahrscheinlicher war. Allein, weil sie ihm diese Gefahr verschwiegen hatte, musste sie alles daransetzen und ihr Versprechen einlösen. Die Zeit drängte. Sie musste jetzt handeln. Sonst würde der kleine Junge nie wieder einem Versprechen trauen.
    Das Ziehen begann wieder. Ein leichter Schmerz mischte sich unter den Druck des Bauches. Sie musste nach Luft schnappen. Nicht, weil das Kneifen im Rücken nicht auszuhalten war, sondern weil sie ahnte, dieses Auf und Ab, dieses Kommen und Gehen der Attacken waren keine Lappalie mehr.
    Sie ging zum Haustelefon, die Liste mit den Notfallnummern war auf den Apparat geklebt. Sie wählte den Anschlussdes Arztes. Es klingelte fünfmal, dann hörte man das leise Knacken in der Leitung, welches einem verriet, dass man auf einen anderen Apparat geschaltet wurde. Nach nochmals drei Freizeichen meldete sich die Rezeption.
    «Frau Tydmers, der Doktor ist schon außer Haus. Sie wissen doch, das Fest. In dringenden Fällen kann ich ihn anpiepen. Haben Sie akute Probleme?»
    Ja, dachte Wencke. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein so akutes Problem gehabt zu haben.
    «Frau Tydmers, soll ich den Arzt rufen? Geht es Ihnen schlecht?»
    Wencke hatte Angst vor dem Gefühl in ihrem Bauch. Doch noch mehr Angst hatte sie, sich vielleicht zu irren, den Mediziner unter Umständen wegen ein paar Blähungen aus seinem Feierabend zu holen und sich zu blamieren. Umstände zu machen, Ärger zu verursachen, das war Wencke höchst unangenehm. «Nein, ist schon gut», sagte sie. «Nur Kopfschmerzen.»
    «Dann gehen Sie doch ein Stück durch den Park, Frau

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