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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Antwort war eine scharfe Ermahnung zum Gehorsam, andernfalls würde der König sich mit dem Gedanken an Strafen befassen müssen.«
    »Das Maß ist voll!«, rief Thurn. »Wir haben die Dinge zu lange schleifen lassen. Wir können uns nicht länger gefallen lassen, dass die Rechte des Adels immer mehr beschnitten werden.«
    »Richtig«, sagte Andreas von Schlick.
    »Das wird Gewalt geben«, brummte Wilhelm von Lobkowicz und nahm einen weiteren Schluck von seinem Wein.
    »Na und?« Der hagere Schlick ballte die Faust. »Was ist Ihnen lieber? Ein heftiger Bluterguss, der die Wunde reinigt, oder ein stetig tröpfelndes Geschwür?«
    Ich habe sie in der Hand, dachte Graf von Thurn. Sie sprechen meine Gedanken aus, ohne dass ich sie ihnen vorreden müsste. In der Aufregung hatte er vergessen, dass es nicht seine Gedanken waren, sondern die seiner Frau und genau genommen auch nicht deren eigene, sondern Gedanken, die ihr – und den anderen Frauen – in einer Situation eingeblasen worden waren, die der Graf sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
    »Meine Herren!«, rief er erneut. »Dass wir uns richtig verstehen: Das geht nicht gegen den Kaiser! Die Schuld trifft König Ferdinand! Und seine ganze korrupte Bande von Hofschranzen: Slavata und Martinitz, die noch nie ein wahres Wort am Hof gesprochen haben, und allen voran der Reichskanzler, der schon damals sein wahres Gesicht offenbart hat, als er Kaiser Rudolfs Majestätsbrief nicht unterschrieb. Das soll keine Beleidigung Ihrer Familie sein, mein lieber Lobkowicz!«
    »Die Popel von Lobkowicz«, sagte Wilhelm von Lobkowicz gemütlich, »waren schon immer der verdorbene Zweig des Geschlechts. Wir Lobkowicz-Hassensteins halten als Einzige das Banner des Anstands hoch. Ich möchte Sie aber darauf hinweisen, meine Herren, dass, wenn der Bluterguss zu stark ist, gern die Seele aus dem Körper fährt. Ich empfehle, gut gerüstet zu sein, wenn es auf einen Krieg hinauslaufen soll.«
    »Ja«, brummte Thurn und beschloss zu vergessen, dass er seinerzeit mit allen anderen für Zurückhaltung gestimmt hatte. »Man hätte schon bei der Wahl Ferdinands losschlagen müssen, das wäre der bessere Zeitpunkt gewesen. Heute haben wir praktisch zugegeben, dass Böhmen habsburgisches Erbland ist.«
    »Womit hätten wir das denn zugegeben?«, fuhr Colonna von Fels auf. »Wir haben Ferdinand aus freien Stücken gewählt. Und wer recht hat oder nicht, spielt doch ohnehin keine Rolle. Das Recht wird heutzutage mit Füßen getreten,die Faust regiert. Verträge sind nichts anderes als der Schafspelz, in den gewisse Wölfe sich zu hüllen pflegen. Ich war schon immer auf der Hut!«
    »Fein, mein lieber Fels«, sagte Wenzel von Ruppa. »Dann haben Sie ja sicher schon insgeheim ein Heer gerüstet.«
    »Was soll das heißen? Haben Sie etwa schon eins aufgestellt? Sie verschanzen sich doch lieber hinter Ausflüchten als hinter einem ehrlichen Kugelfang auf dem Feld der Ehre!«
    Wenzel von Ruppa sprang auf. Albrecht Smiřický hob verwirrt eine Hand.
    »Augenblick«, sagte er. »Ich dachte, wir haben ein Heer? Der Hof spricht doch von nichts anderem und erhebt alle möglichen Steuern deswegen, beschlagnahmt Vermögen und so weiter, um ein Gegenheer aufzustellen.«
    »Na, sehen Sie mal an«, sagte Colonna von Fels sarkastisch.
    Smiřický riss die Augen auf. »Sie meinen …?«
    »Wenn man keinen Grund für den Krieg hat, konstruiert man einen«, sagte Wenzel von Ruppa.
    Graf von Thurn hatte eine Eingebung. »Meine Herren!«, rief er. »Aber das beweist es doch! Wir sind im Recht! Wir sind diejenigen, die sich verteidigen müssen! Wir sind uns doch alle einig, dass das Haus Österreich aufgerüttelt werden muss. Zu lange hat es korrupte Diener geduldet. Der Kaiser weiß vermutlich nicht einmal von den Schreiben, mit denen wir traktiert werden und unter denen die Signaturen von Kreaturen wie Slavata und Martinitz stehen. Die Antwort auf unseren Protestbrief ist nur der Gipfel dieser Schikanen. Dem böhmischen Adel mit Strafen zu drohen! Man kann sich so einen Schmutz nicht gefallen lassen!«
    »Und was schlagen Sie vor?«
    »Ich?« Graf von Thurn jubilierte innerlich, aber er gab sich nach außen hin erstaunt.
    »Sagen Sie uns, was wir tun sollen, Graf von Thurn«, brummte Andreas von Schlick. »Wir stehen alle hinter Ihnen.«
    11
    Im Antichambre zu dem Raum, in dem die Männer sich versammelt hatten, erhob sich ein Mann in einem einfachen, streng geschnittenen Gewand. Er

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