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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Polizisten sie beschatteten und dass die Villa noch immer überwacht wurde, wusste sie nicht. Passan hielt ihr gegenüber an der offiziellen Version fest: Der Schuldige war tot, und es bestand keine Bedrohung mehr.
    Mit einer gewissen Verspätung bemerkte er, dass Fifi aufgestanden war.
    »Gehst du?«
    »Ich komme heute Abend noch mal vorbei. Soll ich den Fernseher einschalten?«
    Schlecht gelaunt lehnte Passan ab. Bei so viel mitfühlender Anteilnahme fühlte er sich noch elender.
    »Was Neues von Levy?«, fragte er noch rasch nach.
    »Immer noch nichts. Das Ermittlungsverfahren ist inzwischen eingeleitet. In den nächsten Tagen werden seine Bankkonten überprüft, um herauszufinden, ob er sich vielleicht abgesetzt hat.«
    »Wenn es so wäre, hätte er sicher Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.«
    »Niemand ist unfehlbar.«
    »Und wenn er tot ist?«
    »Wird seine Leiche sicher irgendwann und irgendwo auftauchen. Im Augenblick überprüfen wir eine Liste seiner Feinde.«
    »Da habt ihr ja einiges zu tun!«
    Fifi tippte sich mit zwei Fingern an die Schläfe und verschwand. Passan blieb allein im Zimmer zurück. Es gab absolut nichts, womit er die Zeit totschlagen konnte. Nur Nachdenken. Er schloss die Augen. Sofort bombardierten Lichtblitze seinen Kopf. Wie bei einem Luftangriff.
    Ein Geräusch weckte ihn. Sekundenlang wusste er nicht, wo er war und was er da hörte. Er brauchte einige Zeit, ehe er das dämmrige Krankenzimmer erkannte. Es war schon später Nachmittag, offenbar hatte er einige Stunden geschlafen. Und dann begriff er, woher das trillernde Geräusch kam – von einem Handy, das er nicht kannte. Sein eigenes Mobiltelefon war in der Fabrik verbrannt, doch Fifi hatte ihm ein neues besorgt.
    Es lag mit erleuchtetem Display auf dem Nachttisch.
    »Hallo?«
    »Ich bin es, Fifi. Es gibt Neuigkeiten von Levy.«
    »Habt ihr ihn gefunden?«
    »Mehr oder weniger. Er war an seinem Schließfach in einer Zweigstelle der HSBC in der Avenue Jean-Jaurès im 19. Arrondissement. Und zwar gestern Mittag.«
    Passan begann unter seinem Verband zu schwitzen.
    »Um wie viel Uhr genau?«
    »11.37 Uhr.«
    Trotz der wütenden Schmerzen und trotz der Betäubungsmittel begriff Passan sofort. Das also war die Verfolgungsjagd gewesen! Guillard war entweder an der Station Stalingrad oder an der Station Jaurès ausgestiegen. Levy und Guillard sahen sich entfernt ähnlich. Eine Täuschung war also durchaus möglich.
    »Ist ganz sicher, dass es Levy war?«
    »Genau darum geht es. Zeugen in der Zweigstelle haben ausgesagt, dass der Kerl sich ein wenig merkwürdig benahm. Er trug eine Kappe und eine Sonnenbrille und hat sich standhaft geweigert, sie abzulegen.«
    Kein Zweifel. Das war Guillard.
    »Und was hat er in der Bank gemacht?«
    »Er hat sich sein Schließfach öffnen lassen.«
    »Obwohl es sich möglicherweise um einen Betrüger handelte, der nicht einmal sein Gesicht zeigen wollte?«
    »Der Typ wirkte wohl total selbstsicher. Außerdem hat er eine Polizeimarke vorgelegt.«
    »Und weiter?«
    »Nichts. Er hat sich vom Acker gemacht, und das war’s. Aber wenn es Levy war, dann …«
    »Es war Guillard.«
    »Guillard?«, fragte Fifi völlig baff. »Wieso Guillard?«
    »Das werde ich dir bei Gelegenheit erklären.«
    Levy hatte also offenbar ein Beweisstück gefunden, das er sich bezahlen lassen wollte. Doch er hatte seinen Geschäftspartner unterschätzt. Guillard hatte ihn vermutlich zum Reden gebracht, ihn getötet und war zur Bank gegangen, um das Beweisstück in seinen Besitz zu bringen.
    Aber was konnte es sein? Ein Dokument?
    Die Handschuhe! Irgendwie war Levy an die Handschuhe aus Stains gekommen!
    »Hey, Olive! Bist du noch da?«
    »Hör gut zu«, erklärte Passan mit fester Stimme. »Du setzt dich sofort mit den drei Labors in Verbindung, die regelmäßig für uns arbeiten. Bordeaux. Nantes. Straßburg. Finde raus, ob Levy in den letzten Tagen eine Analyse in Auftrag gegeben hat.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Egal. Wichtig ist nur, was er hat untersuchen lassen.«
    »Und wonach suchen wir?«
    »Nach Nitril-Handschuhen.«
    »Willst du etwa sagen …«
    »Levy hat sie irgendwie in die Finger bekommen. Statt einer offiziellen Untersuchung hat er sich nur bestätigen lassen, dass sich auf der einen Seite der Handschuhe die DNA des Opfers, auf der anderen die von Guillard befindet. Anschließend hat er die Beweise kassiert und versucht, mit Guillard zu verhandeln. Guillard hat ihn getötet und die Handschuhe geholt.«
    »Aus

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