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Die Wahrheit eines Augenblicks

Die Wahrheit eines Augenblicks

Titel: Die Wahrheit eines Augenblicks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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zusammenfuhr. »Blödsinn! Das ist ein Trugschluss. So einen Quatsch liest man in Frauenzeitschriften. Das hier ist das richtige Leben. Ausrutscher passieren. Wir sind dafür ausgelegt, uns zu anderen hingezogen zu fühlen. Doch das heißt noch lange nicht, dass in deiner Ehe etwas schiefgelaufen ist. Ich habe dich und Will zusammen erlebt. Ich weiß, wie sehr ihr einander liebt.«
    »Aber Mum, Will hat sich in Felicity verliebt . Es geht nicht um einen beschwipsten Kuss auf einer launigen Betriebsfeier. Es ist Liebe.« Sie runzelte die Stirn, besah sich ihre Fingernägel und sagte dann mit gesenkter Stimme: »Und vielleicht verliebe ich mich gerade in Connor.«
    »Na und? Menschen verlieben und entlieben sich ständig. Das heißt aber nicht, dass deine Ehe kaputt ist.« Lucy biss von ihrem Karfreitagsbrötchen ab und sprach mit vollem Mund weiter. »Natürlich hat sie jetzt eine gewaltige Schramme.«
    Tess lachte schallend und hob die Hände. »Da sagst du es selbst. Kaputt!«
    »Nicht, wenn ihr beide bereit seid, euer Ego, euren Stolz zu überwinden.«
    »Es geht nicht um unser Ego«, widersprach Tess gereizt. Lächerlich. Ihre Mutter redete Unsinn. Herrgott noch mal.
    »Oh, Tess, mein Liebling, in deinem Alter dreht sich alles um das Ego.«
    »Was willst du mir eigentlich sagen? Soll ich mein Ego über Bord werfen und Will anbetteln , zu mir zurückzukommen?«
    Lucy verdrehte die Augen. »Natürlich nicht. Ich sage nur, breche nicht alle Brücken hinter dir ab, indem du dich in eine Beziehung mit Connor verrennst! Du musst auch an Liam denken. Er …«
    Tess war außer sich. »Ich denke an Liam!« Sie stockte. »Habt ihr, du und Daddy, denn an mich gedacht, als ihr euch getrennt habt?«
    Ihre Mutter lächelte zaghaft. »Vielleicht nicht so, wie wir es hätten tun sollen.« Sie hob ihre Teetasse und stellte sie wieder ab. »Manchmal blicke ich zurück und denke, du meine Güte, wir haben uns und unsere Gefühle viel zu wichtig genommen und nur in Schwarz und Weiß gedacht. Wir hatten jeder unseren Standpunkt, und damit basta. Nie wären wir davon abgerückt. Was auch immer passiert, Tess, sei nicht allzu starr und unbeweglich! Sei auch ein wenig … nachgiebig!«
    »Nachgiebig?«
    Ihre Mutter hob die Hand und neigte den Kopf. »War das die Türklingel?«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Wenn das wieder meine verfluchte Schwester ist, die meint, unangekündigt hier hereinplatzen zu können, dann kann sie was erleben.« Lucy stand umständlich auf und kniff die Augen zusammen. »Und biete ihr bloß keinen Tee an!«
    »Bestimmt nicht«, sagte Tess.
    »Mum! Grandma!«
    Die Fliegengittertür an der Terrasse flog auf, und Liam stolperte heraus. Er war noch immer im Schlafanzug, und strahlte übers ganze Gesicht. »Schaut mal, wer da ist!«
    Er hielt die Tür weit auf und machte eine auslandende, bühnenreife Geste. »Tadadadaaa!«
    Eine wunderschöne blonde Frau trat auf die Terrasse. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Tess sie tatsächlich nicht erkannt und einfach nur den glamourösen Effekt bewundert, den sie im leuchtenden Herbstlaub hatte. Sie trug einen modisch geschnittenen weißen Strick-Cardigan mit braunen Holzknöpfen, einen braunen Ledergürtel, enge Bluejeans und Stiefel.
    »Es ist Felicity!«, krähte Liam aufgeregt.

48
    »Setz dich einfach zu deiner Mutter und entspann dich!«, sagte Lauren zu Rob. »Ich bringe ein paar warme Karfreitagsbrötchen und Kaffee. Jacob? Du kommst mit mir, kleiner Mann.«
    Rachel ließ sich auf ein Sofa sinken, das neben einem Holzofen stand. Es war bequem. Weich, aber nicht zu weich. Genau richtig, was sie auch nicht anders erwartet hatte. Dank Laurens einwandfreiem Geschmack war alles in ihrem schön restaurierten Häuschen mit zwei Schlafzimmern genau richtig.
    Das Café, das Lauren eigentlich vorgeschlagen hatte, war zu ihrem Leidwesen geschlossen gewesen. »Gestern noch habe ich angerufen und extra noch einmal nachgefragt, zu welchen Zeiten sie geöffnet haben würden«, hatte Lauren gesagt, als sie vor verschlossener Tür standen. Und Rachel hatte mit Interesse beobachtet, wie sie darüber fast aus dem Takt geriet, es aber doch irgendwie schaffte, die Fassung zu wahren, und vorschlug, zu ihnen nach Hause zu gehen. Rachel fiel kein Grund ein, die Einladung auszuschlagen, ohne unhöflich zu erscheinen.
    Rob setzte sich ihr gegenüber in einen rot-weiß gestreiften Sessel und gähnte. Das wirkte ansteckend auf Rachel, und sie setzte sich sogleich aufrechter hin. Auf

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