Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
Vom Netzwerk:
wenn du zu müde zum Reden bist, mach ich dir einfach
     eine heiße Schokolade und pack dich ins Bett und lass |141| dich in Ruhe und komm ein andermal wieder.» Er betrachtet meinen Pyjama. «Du wolltest gerade ins Bett, nicht? Tut mir leid.
     Ich   –»
    «Robbie», falle ich ihm ins Wort. «Hör auf. Komm rein. So müde bin ich nicht. Ich hab mich nicht urplötzlich in eine gebrechliche
     alte Frau verwandelt. Außerdem wollte ich auch mit dir reden.» Ich nehme ihm den Becher Eiscreme aus den Händen, drehe mich
     um und gehe durch die Diele. «Und ich will was hiervon. Sofort.»
    Wir gehen in die Küche, füllen zwei Schüsseln großzügig mit Eiscreme und nehmen sie mit ins Wohnzimmer.
    Das Eis ist köstlich – schön schokoladig und durchzogen von noch schokoladigerer Sauce. Ich schmiere mir absichtlich was um
     die Lippen und lächle wie ein Clown.
    «Schmeckt jammjamm», sage ich.
    Robbie lacht. «Spaßvogel.» Doch das Lächeln verschwindet zu schnell wieder aus seinem Gesicht. Er blickt in seine Schüssel
     und stochert mit dem Löffel darin herum, ohne etwas zu essen.
    Ich lecke mir den Mund sauber und fahre mit dem Handrücken darüber. «Alles okay?»
    «Ja.» Er zuckt die Achseln. «Ich bin nicht hergekommen, um über mich zu sprechen. Ehrlich.» Er sieht mich an. «Und du? Bei
     dir auch alles okay?»
    «Ja.» Ich nicke. «Mir geht’s gut.»
    «Du hast mir das mit deiner Schwester nie erzählt. Du warst immer so tapfer. Und ich labere dich mit meinen Problemen voll.
     Du musst   … ich meine   …» Als er mich jetzt anschaut, sieht er verletzt und wütend zugleich aus, und er schlägt sich mit einer Hand auf den Oberschenkel.
     «Wieso hast du’s mir nicht erzählt?»
    Ich stelle meine Schüssel auf den Couchtisch, gehe vor ihm in die Hocke und lege meine Hände auf seine Knie. «Es tut mir |142| sehr leid. Ich weiß, ich hab dich verletzt, weil ich es dir nicht erzählt habe. Ich weiß, du musst das Gefühl haben, ich hätte
     dir nicht genug vertraut oder so, aber das ist nicht der Grund. Ehrlich.»
    Robbie sieht mich stumm an und wartet.
    «Als Rachel starb, hat das einen großen, einen riesigen Medienrummel ausgelöst. Die Reporter haben uns regelrecht aufgelauert.
     Meinen Eltern auch. Und es war entsetzlich. Die haben so abscheuliche Sachen über unsere Familie und über mich gebracht, erfundene
     Sachen oder völlig Verzerrtes.» Schon bei der Erinnerung an die Zeit muss ich weinen. Ich wische mir die Augen, ziehe die
     Nase hoch und versuche, den Tränenfluss zu stoppen.
    Robbie setzt sich neben mich auf den Fußboden und legt einen Arm um mich. «Ist ja gut.» Er klingt erschrocken, und ich weiß,
     dass ich ihm jetzt ein schlechtes Gewissen gemacht habe, dass er sich die Schuld für meine Tränen gibt. «Du musst es mir ja
     nicht erzählen. Ist nicht schlimm. Ich hab nicht nachgedacht. Gott, Katherine, ich bin ein Vollidiot, und irgendwie schaff
     ich es immer wieder, in irgendein Fettnäpfchen zu treten.»
    Ich muss lachen, weil das eine geradezu absurd unzutreffende Beschreibung von Robbies Charakter ist. Ich sehe ihn an und wische
     mir über die Augen. «Du bist nicht schuld, dass ich weine. Ich weine jedes Mal, wenn ich an die Zeit damals denke. Und ich
     muss oft daran denken. Ich möchte dir bloß erklären, warum ich nichts gesagt habe.»
    «Schon gut, wirklich, das musst du nicht.»
    Ich schiebe seinen Arm von meinen Schultern, rutsche ein Stück weg und setze mich so, dass ich ihn direkt anschauen kann.
     «Aber ich möchte und werde es erklären. Also, sei mal einfach still und hör zu. Bitte.»
    Er nickt.
    |143| «Mein richtiger Name ist nicht Patterson», sage ich. «Son dern Boydell.»
    Robbies Augen weiten sich, als ihm ein Licht aufgeht. Er hat von uns gehört, natürlich, er erinnert sich an die Boydell-Schwestern.
    «Siehst du? Du weißt von uns. Jedenfalls weißt du, was die Zeitungen über uns geschrieben haben.»
    «Ich erinnere mich an den Namen.» Er schüttelt den Kopf. «An viel mehr aber auch nicht. Ach ja, deine Schwester war so was
     wie ein Wunderkind. Stimmt doch, nicht?»
    «Ja. Ja, das war sie.»
    «Scheiße, Katherine.» Er schüttelt den Kopf. «Ich kann’s nicht fassen. Die Sache ist so unvorstellbar.»
    «Ich weiß.»
    «Das war deine Schwester? Mein Gott. Was mit ihr passiert ist, war so pervers. Diese kranken Schweine, die das getan haben.
     Einfach unglaublich.»
    «Ja. Und die Medien haben uns danach sozusagen berühmt gemacht. Auf richtig

Weitere Kostenlose Bücher