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Die Wahrheit über Marie - Roman

Die Wahrheit über Marie - Roman

Titel: Die Wahrheit über Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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bündelweise mit beiden Händen auf den Boden zu schmeißen, und sagte mir, ich solle mein Zeug endlich fortschaffen, meinen elenden Ramsch aus dem alten Kasten auf den Müll schmeißen.
    Dann sagte sie nichts mehr, sie hat nichts mehr gesagt, mit leerem Blick und gesenktem Kopf stand sie da, mit gebremster Ungeduld, unschlüssig sah sie mir zu, wie ich meine Sachen zusammensuchte. Ihre Wut war einer Mattigkeit gewichen, fühlloser Traurigkeit, widerstandsloser Niedergeschlagenheit, sie hatte ihre Kraft verschleudert, sie gab auf, überließ alles mir. Ich hatte versucht, sie zu beruhigen, hatte die Kommode inzwischen vollständig ausgeräumt, eine Schublade nach der anderen, hatte mehr oder minder geordnete Kleiderstapel aufgehäuft, T-Shirts, Pullover, Hemden, einen zerknüllten Haufen Unterwäsche, Handschuhe, Schals, Mützen, daneben andere kleinere Stapel, verstreut, disparat, ein Gürtel, zerknäulte Krawatten, die alte, im Schritt ausgebeulte Badehose mit dem ausgeleierten Gummi, die so lächerlich und rührend vor mir auf dem Boden des Schlafzimmers lag, dass sie mich mit ihrem Anblick demütigte. Man hätte meinen können, die armseligen gebrauchten Klamotten, so wie sie da lagen, seien die pathetische Auslage eines Flohmarktes, die hier im Halbdunkel des Schlafzimmers feilgeboten wurde, und für mich bekam diese Zurschaustellung etwas von einem Totentanz, als würden Kleider, wenn sie nicht getragen werden, die Abwesenheit oder das Verschwinden desjenigen anzeigen, dem sie gehörten. Aber war es nicht genau das, ging es hier nicht gerade um mein Verschwinden, um die Auslöschung der letzten Spuren meiner Anwesenheit in diesem Zimmer, in dem ich mehrere Jahre gelebt hatte?
    Wir hatten uns auf den Weg gemacht, mit langen Armen schleppten wir mühsam den schweren Kasten, aber es gelang uns nicht auf Anhieb, ihn durch die Tür zu bekommen. Wir mussten das Möbel wieder auf den Boden stellen, es kippen und dann in Schräglage wieder anheben, damit es durch den Rahmen passte und wir in den Flur kamen. Unter der Last gekrümmt, die eine wie der andere kaum bekleidet, Marie im T-Shirt und ich im Hemd und barfuß, kamen wir im Flur nur mühsam, mit kleinen, rutschenden Schritten voran. Marie sagte nichts, aber sie hatte sich wieder beruhigt, war schweigend auf ihre Aufgabe konzentriert. Sie pustete durch einen Spalt ihrer Lippen Luft auf ihre Stirn, ein Versuch, eine lästige Haarsträhne wegzublasen, die ihr über die Augen gefallen war. Schließlich hob sie den Kopf und sah mich auffordernd an (aber wie hätte ich ihr helfen können, ich hatte auch schon beide Hände voll), und dann lächelte sie mir zu, schickte mir über die Kommode hinweg als heimliches Einverständnis ein schüchternes Lächeln, das ihre Lippen und Pupillen erstrahlen ließ, vielleicht ihr erstes Lächeln seit fünf Monaten, das mir galt. Unsere Blicke trafen sich, und wir wurden uns mit einem Mal der Lächerlichkeit der Situation bewusst, des Irrsinns, diesen Kasten mitten in der Nacht in den Keller hinuntertragen zu wollen. Im Dämmerlicht des Flurs lächelten wir uns zu, bewegten uns weiter durch den Flur, jeder auf seiner Seite schleppten wir im Gleichschritt die Kommode, waren wie zusammengewachsen, solidarisch, so nah beieinander, als würden wir miteinander tanzen, fortgerissen vom Schwung des Möbels, das gleich einem Lied oder einer Melodie uns seinen Rhythmus vorgab und sein Tempo diktierte, kein Meter trennte uns voneinander, wir waren gleichsam eingebunden in die intime Promiskuität des Transports. Es war nicht mehr nur Komplizenschaft, die zwischen uns herrschte, sondern schon Zärtlichkeit, mehr noch: der Beginn einer Wiederannäherung, eine Anziehung, die mit den Augen begann und, wie wir spürten, in unsere Hände stieg, ein unsichtbarer, starker, magnetisierender Reiz, schwer, mächtig, unentrinnbar, als hätte in den fünf Monaten unserer Trennung dieses unwiderstehliche Feuer nicht aufgehört, in uns zu arbeiten, eine unterirdische Energie, die nichts weniger von uns verlangte, als dass wir uns noch diese Nacht in die Arme fielen. Der heftige Schock, den Marie erlitten hatte, konnte nur durch eine Umarmung gelindert werden, sie verspürte ein ununterdrückbares körperliches Bedürfnis nach Tröstung, danach, berührt zu werden, fest umschlungen zu werden, sich geliebt zu fühlen, um die Spannungen zu beseitigen, die sie bedrängten, und ich, ich hatte zweifellos dasselbe Bedürfnis nach Tröstung, wegen dieser furchtbaren

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