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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hochgekurbelten Fenstern konnte eigentlich nichts passieren. Die Insassen eines Streifenwagens würden schwerlich ins Innere des Wohnmobils blicken können. Doch trotz all seiner Vorsichtsmaßnahmen wußte Josh, daß sie geradewegs ins Verderben fuhren.
    Komisch, dachte er, daß Rufus nach allem, was er durchgemacht hatte, auch nur in Erwägung zieht, das Richtige tun zu müssen - selbst auf die Gefahr hin, wieder die Freiheit zu verlieren, die man ihm eigentlich nie hätte nehmen dürfen. Sogar auf die Gefahr hin, zu sterben. Josh kam sich vor, als würde er Rufus mit ein und demselben Atemzug preisen und zugleich verfluchen. Joshs Auffassung vom Leben war nicht sehr kompliziert: er gegen alle anderen. Er legte es nicht auf Ärger an, doch wenn jemand ihn unbedingt anpinkeln wollte, gingen ihm schon mal die Pferde durch. Er wußte, es war ein Wunder, daß er überhaupt noch lebte.
    Doch man mußte einen Menschen wie Rufus einfach bewundern, der das alles überstanden und sich gegen Menschen behauptet hatte, die verhindern wollten, daß die Welt sich auch nur um ein Quentchen veränderte, weil sie oben waren, das Sagen hatten. Vielleicht wird die Wahrheit dich tatsächlich befreien, Rufus, dachte er. Plötzlich sah er aus dem Augenwinkel im Seitenspiegel des Wohnmobils etwas, das ihn veranlaßte, die Hand zur Pistole zu schieben und sie zu ergreifen.
    »Rufus«, rief er durch das offene Fenster in den Campingaufsatz zurück, »wir haben ein Problem.«
    Rufus’ Gesicht erschien am Fenster. »Was ist los?«
    »Bleib unten! Bleib unten!« warnte Josh ihn. Er beäugte im Seitenspiegel wieder den Streifenwagen, der den Abstand beibehalten hatte. »Ein Polizeiwagen hat uns zweimal überholt und sich dann wieder zurückfallen lassen.«
    »Bist du zu schnell gefahren?«
    »Nein. Sogar fünf Sachen unter dem Geschwindigkeitslimit.«
    »Stimmt mit dem Wagen irgendwas nicht? Ist vielleicht ’ne Rückleuchte kaputt?«
    »So blöd bin ich nicht. Die Kiste ist völlig in Ordnung.«
    »Was dann?«
    »Hör mal, Rufus, nur weil du so viele Jahre im Knast warst, heißt das noch lange nicht, daß die Welt sich in irgendeiner Hinsicht verändert hat. Ich bin ein Schwarzer, der nachts in einem wirklich schick aussehenden Wagen auf dem Highway unterwegs ist. Die Cops glauben, daß ich die Kiste entweder gestohlen habe oder Drogen transportiere. Verdammt, es kann schon ein echtes Abenteuer sein, bloß zum Einkaufen in den Supermarkt zu fahren.« Er schaute wieder in den Seitenspiegel. »Sieht so aus, als würde er jeden Augenblick das Blaulicht einschalten.«
    »Was sollen wir tun? Ich kann mich hier hinten nirgends verstecken.«
    Josh wandte den Blick nicht vom Spiegel ab, nicht einmal, während er die Waffe unter den Sitz schob. »Jau, er wird jetzt jede Sekunde das Blaulicht einschalten, und dann sind wir erledigt. Leg dich auf den Boden und zieh die Persenning über dich, Rufus. Nun mach schon.« Josh zog die Baseballmütze tiefer in die Stirn, so daß man nur das weiße Haar an seinen Schläfen sehen konnte. Dann streckte er das Kinn vor und schob die Oberlippe nach vorn, um den Eindruck zu erwecken, er habe keine Zähne mehr. Schließlich beugte er sich zur Seite, klappte das Handschuhfach auf, nahm eine Dose Kautabak heraus und steckte sich einen großen Priem in den Mund. Er ließ die Schultern sinken, kurbelte das Fenster auf, streckte den Arm hinaus und bedeutete dem Fahrer des Streifenwagens mit langsamen, winkenden Bewegungen, er solle hinter ihm auf dem Bankett anhalten. Dann fuhr Josh an den Straßenrand und hielt. Der Streifenwagen zog ebenfalls aufs Bankett, und die Lichter auf dem Dach schleuderten ein gespenstisches, bedrohliches Blau in die Dunkelheit.
    Josh blieb im Wagen sitzen. Keine schnellen Bewegungen, warte, bis die Jungs zu dir kommen. Als der Scheinwerferstrahl des Streifenwagens vom Seitenspiegel reflektiert wurde, kniff Josh die Augen zusammen. Eine Taktik der Cops, die einen verwirren sollte, wie er nur allzugut wußte. Josh hörte, wie die Stiefel auf dem Schotter knirschten. Er konnte sich vorstellen, wie der Staatspolizist näher kam, die Hand auf der Waffe, die Augen auf den Wagen gerichtet.
    Schon dreimal hatten Cops ihn angehalten, und dann hatte er das Klirren von Glas gehört, als der Schlagstock zufällig mit dem Rücklicht kollidiert war, mit dem Ergebnis, daß er einen Strafzettel wegen technischer Mängel bekommen hatte. Auf diese Weise wollten sie ihn nur ans Bein pinkeln, wollten mal

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