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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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Elsighorn (2341 Meter), das man mühelos von Elsigenalp erreichen kann. Einer der unvermeidlichen Münchner Hausberge, ein Winterwanderwegsklassiker, ist der Hochries in den westlichen Chiemgauer Alpen. Zwar überschreitet des sen Höhe kaum die Mittelgebirgsdimension (1568 Meter), doch der viel besuchte Gipfel hat es im Winter in sich. Der Weg führt nicht nur steil nach oben durch den Wald, bei wenig Schnee muss man am Gipfelgrat zuletzt vorsichtig über Felsblöcke balancieren. Beim Abstieg zur Seitenalm drohen an schattigen Stellen außerdem vereiste Abschnitte, weshalb Stöcke und Grödeln unverzichtbare Begleiter auf dieser Tour sind. Im Mangfallgebirge finden sich weitere Gipfel, die im Winter außerordentlich beliebt sind, so die Rotwand (1884 Meter), der Hirschberg (1670 Meter – der Münchner Hausberg überhaupt) oder das Seekarkreuz (1601 Meter). In den Chiemgauer Alpen warten Hochgern (1748 Meter) oder Laubenstein (1351 Meter), in den Ammergauer Alpen etwa der Teufelstättkopf (1758 Meter) auf Wanderer, die es auch im Winter nicht lassen können.
    »Vielleicht sollten wir uns Schneeschuhe ausleihen?«, meinte ich an unserem ersten Abend beim österreichischen Bier. Auf dem Diedamskopf lag fast ein Meter Schnee, und der Diedamskopf musste es sein, weil er ein Zweitausender ist, der als gutes Omen für ein extraordinäres Wanderjahr 2010 in unser Tourenbuch eingehen sollte. Allerdings mit Aufstiegshilfe, im Gegensatz zum Gibel, den wir im Schweiße unserer Füße von Hasliberg aus komplett bestiegen hatten. Anja las aus dem Prospekt des Fremdenverkehrsamtes vor: »Auf über 2000 Meter zur besten Aussicht! Von der Terrasse der Bergstation (2020 Meter) der Achter-Gondelbahn führt der Gipfelweg über siebzig Höhenmeter hinauf zum Gipfelkreuz des Diedamskopfes (2090 Meter). Dort bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die Alpen und den Bodensee. Der angelegte Panoramaweg führt oberhalb der Bergstation der Sechser-Sesselbahn hinüber auf ein Aussichtsplateau mit einem herrlichen Blick in Richtung Mittel- und Vorderbregenzerwald sowie in das Skigebiet. Die zirka zwei Kilometer langen Winterwanderwege sind beschildert und gesichert.« Ich fragte sie, was sie mit einem zwei Kilometer langen Wanderweg anfangen will. Anja war der Meinung, dass es schon irgendwie weitergehen würde. »Notfalls suchen wir uns zwischen den Skipisten einen Weg runter zur Mittelstation.«
    Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme Luft – eine Alltagsbeobachtung: Straßen trocknen im Sommer viel schneller als im Winter. So ist es nur logisch, dass die Sichtverhältnisse während winterlicher Hochdruckverhältnisse gerade in den Alpen besser sind als im Sommer. Sicht bis zum Horizont und darüber hinaus ist trotzdem selten, müssen doch verschiedene günstige Faktoren zusammenkommen (etwa, dass sich die Restfeuchtigkeit in Form einer Nebeldecke in den Tälern angesammelt hat) – am 11. Januar 2009 wurde in weiten Teilen der Alpen eine Luftfeuchtigkeit von unter 5 Prozent gemessen, was zu spektakulären Weitblicken und damit auch Panoramaaufnahmen führte, die etwa auf der Website www.alpen-panoramen.de publiziert wurden. Insofern kann man verstehen, dass es Wanderer gibt, welche der kalten Jahreszeit den Vorzug geben.
    Den Diedamskopf hatten wir als gemächlichen Wander berg für Fußlahme in Erinnerung, aber auch als Ausgangs punkt für eine endlose Gratwanderung bis zur Üntschenspitze oder zur Besteigung des Hohen Ifens, der vom Kleinen Walsertal aus gesehen, an eine riesige, schräg liegende Speckschwarte erinnert. Die sommerliche Wanderung vom Diedamskopf auf den Hohen Ifen war übrigens fast zur Tortur geworden, fast hätten wir noch ins Tal absteigen müssen, weil die Bergbahn nur bis 16.15 Uhr in Betrieb war, und das Anfang September. Die letzten Kilometer zur Bergstation muss ten wir joggen, pünktlich um 16.17 nahm uns die letzte Gondel mit ins Tal. Das konnte uns an diesem Ostermontag beim Schleichen rund um den Skiberg nicht passieren.
    Ein bisschen dämlich kamen wir uns schon vor mit unseren Hanwag-Yukon-Wanderstiefeln an der Talstation. Wir reihten uns in die Schlange, ein Russe paffte Zigarre, ein deutscher Schulbub sang in bestialischer Lautstärke »Eisgekühlter Bommerlunder«. »Eine Gondel für uns allein können wir uns abschminken«, sagte ich zu Anja. »Wir sind die Einzigen mit Wanderstiefeln«, war die Antwort. Nach zwanzig Minuten kamen wir an die Reihe und stiegen in eine Kabine.

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