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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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duckte sich das Wesen zum Sprung. Ich stieß ein Krächzen aus und versuchte aufzustehen. Mein Bein tat so weh, dass ich schreien wollte, aber die Angst ließ mich den Schmerz ertragen, während ich auf den Waldrand zuhumpelte.
    »Percht«, rief der Fremde. Der Wanife hatte sich dem Monster zugewandt und gebieterisch die Hand erhoben. Die Bestie entspannte sich etwas und blieb düster knurrend am Boden hocken.
    Ich wollte den Grund für sein Zögern nicht herausfinden. Im Wald gab es zumindest Deckung … Bäume, Sträucher und damit vielleicht eine winzige Chance, diesen Dämon in die Irre zu führen, obwohl ich mir mit meiner Verletzung keine allzu großen Hoffnungen machte.
    Auf was wartete der Kerl? Ich würde gleich den Rand der Lichtung erreicht haben und dann …
    Ich prallte gegen ein steinhartes Hindernis und taumelte ein paar Schritte rückwärts.
    Was war gerade passiert? Es hatte sich angefühlt, als wäre ich gegen eine Felswand gelaufen, aber ich konnte weit und breit keine entdecken.
    Mir blieb keine Zeit, um mir sinnlose Fragen zu stellen. Ich befand mich am Rand der Lichtung. Wenn ich überleben wollte, musste ich weg.
    Vorsichtig streckte ich die Hand aus und zog sie erschrocken wieder zurück. Obwohl das Auge nicht das Geringste wahrnahm, befand sich dort eine Art Barriere. Mir fiel kein besserer Begriff für das ein, was ich gespürt hatte. Ich betastete den unsichtbaren Wall. Es fühlte sich nicht wie Stein an, denn es war nicht kühl … einfach, als hätte sich die Luft vor mir zu einer unüberwindlichen Wand verdichtet.
    Ich folgte dem Verlauf ein paar Schritte weit. Sie schien genau am Rand der Lichtung zu verl… Ich erstarrte.
    Der Fremde wusste von der Barriere, vielleicht war es sogar ein Zauber, den er selbst gewirkt hatte. Deshalb hatte er sein Monster zurückgepfiffen. Nur, um mir zu zeigen, dass ich in der Falle saß, und ihm und seiner Kreatur auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
    Langsam wandte ich mich den beiden zu.
    Der Wanife hatte sich keinen Schritt bewegt und musterte mich mit lauerndem Blick. Ein langsam anschwellendes Knurren kam von der am Boden kauernden Gestalt. Die Muskeln spannten sich unter dem zotteligen Fell.
    Wahrscheinlich war der Percht ein Geist, so wie der Kelpi. Einer von denen, als die sich die jungen Atajäger im Winter verkleideten, wenn sie um ein Feuer tanzten …
    Aber sogar der Kelpi, der mir noch mehr Angst gemacht hatte als der Percht, hatte geblutet, als ihn mein Pfeil getroffen hatte. Wieso konnte ich diesen Geist nicht verwunden?
    »Ainwa!«
    »Gorman?« Ich blickte mich um. Gorman war nirgends zu sehen. Der Wanife musterte mich belustigt.
    »Hör mir zu!«
    Es war Gormans Stimme, da war ich mir ganz sicher. Aber wieso hörte ich sie? Verlor ich jetzt auch noch den Verstand? Aber selbst wenn – ich begrüßte es. Wenn das nötig war, um Gormans Stimme zu hören, dann wollte ich den Verstand verlieren.
    »Beende es«, flüsterte der Wanife an den Percht gewandt. »Tu es langsam.« Der Percht erhob sich und bewegte sich auf mich zu. Es schien den Geist große Anstrengung zu kosten, dem Befehl des Wanifen zu folgen, und seine Kräfte zu zügeln.
    »Du gehörst mir, Ainwa. Niemand darf dir etwas antun, außer mir!«
    Ich krümmte mich unter Gormans harten Worten, doch dann breitete sich ein schmerzliches Lächeln auf meinen Lippen aus.
    »Es tut mir leid, Gorman, dass ich dich nicht retten konnte …« Der Percht fauchte und stieß ein kehliges Knurren aus, einen Laut, der sich auf seltsame Weise fast menschlich anhörte.
    »Wer ist dein Feind? Der wild gewordene Wisent oder der Wolf, der ihn aufscheucht?«
    Ich betrachtete den Percht. Egal, ob ich verrückt wurde oder nicht, ich musste kämpfen. Ohne mich würde niemand je wissen, was Gorman zugestoßen war. Ohne mich würde nie jemand einen Weg finden, ihn zu retten.
    Ich holte einen weiteren Pfeil aus meinem Köcher und spannte ihn ein.
    Der Geist musterte mich, ohne einen Moment wegzusehen.
    Ich zielte auf die gehörnte Fratze, die sich mir langsam näherte.
    »Ich ergebe mich nicht«, rief ich dem Geist entgegen. »Und diesmal …«
    Ich fuhr mit einer blitzschnellen Bewegung herum.
    »… blutest du!«
    Der Wanife riss erschrocken die Augen auf. Sein Monster stieß ein schrilles Brüllen aus, doch es war zu spät.
    Der Pfeil sauste mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf sein Ziel zu – und bohrte sich tief in die Brust des Fremden.
    Der Wanife starrte mich an und streckte die

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