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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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hätte.«
    »Offensichtlich ist das nicht Ihr Werk. Wer war es dann?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein Kerl ist reingekommen, hat sein Ding durchgezogen und ist wieder gegangen.«
    »Und Sie haben ihn nicht aufgehalten.«
    Er zuckte noch einmal mit den Schultern. »Das ging mich nichts an.«
    »Ich sollte wohl dankbar sein, dass Sie hier sind.«
    »Wie wäre es mit Dankbarkeit dafür, dass ich die Schnur durchgeschnitten habe?«
    Sie trat ein und schloss die Tür. »Warum haben Sie es getan? Sie müssen doch wütend über das sein, was gestern Nacht passiert ist.«
    »Das bin ich auch. Sie wollten meinen Tod.«
    »Kommen Sie schon, Jonathan. Dafür schätze ich Ihre Fähigkeiten viel zu hoch ein.«
    Er stürzte sich auf die schlanke Frau, packte sie mit der rechten Hand am Hals und rammte sie gegen die Wand. Gerahmte Bilder erbebten und klapperten an ihren Aufhängern.
    »Sie wollten, dass ich gerade durch meine Fähigkeiten ums Leben komme. Sie wollten, dass ich Voccio dort rausschaffe. Sie wollten uns beide in den Wagen treiben und dann in die Luft sprengen.«
    »Sind Sie gekommen, um mich zu töten?«, würgte sie hervor, da er ihren Hals noch immer umklammert hielt. Nichts an ihr ließ die geringste Sorge erkennen.
    Er hatte gesagt, was er zu sagen hatte. Er ließ sie los.
    Sie stand da, starrte ihn an und fasste sich wieder. Dann fuhr sie mit der Hand über das Gewehr und bewunderte seine Verarbeitung. »Ein großes Kaliber mit Schnellfeuermechanismus. Wie viele Kugeln? Dreißig? Vierzig? Von mir wäre nicht viel übrig geblieben.«
    Das war ihm vollkommen gleichgültig. »Sie haben den Codeschlüssel schon.«
    »Voccio hat ihn mir ein paar Stunden vor Ihrem Eintreffen per E-Mail geschickt. Aber das wissen Sie wohl bereits. Daher sind Sie so wütend.«
    »Es gibt noch mehr, worüber ich wütend sein kann.«
    Sie taxierte ihn mit einem langen Blick. »Das wird wohl stimmen.«
    »Dieser Codeschlüssel wird nicht lange geheim bleiben.«
    »Jonathan, Sie haben schrecklich wenig Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich habe die E-Mail von außerhalb des Instituts losschicken lassen. Nur Voccio wusste, von wo. Jetzt ist er tot.«
    »Ist das nicht praktisch?«
    Sie begriff, worauf er hinauswollte. »Ah, Sie glauben, dass ich diese Männer gestern Nacht geschickt habe.« Sie zeigte auf die Selbstschussanlage. »Sie glauben wohl, dass ich die hier auch selbst habe installieren lassen.«
    »Beides ist absolut möglich.«
    »Es würde mir nichts nützen, das eine oder das andere abzustreiten. Sie würden mir ohnehin nicht glauben. Also lasse ich es bleiben.« Sie nahm ihm die Schere ab, die er noch immer in der Hand hielt. »Aus meinem Schreibtisch?«
    Er erwiderte nichts.
    »Ich mag Sie, Jonathan. Seit jeher.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Zigarre rauchen.« Er erschnupperte den Geruch, der noch in der Luft hing, und entdeckte drei antike Feuchthaltebehälter, die mit Rauchwaren gefüllt waren.
    »Mein Vater hat sie früher produziert. Meine Familie lebte in Ybor City, in der Stadt Tampa. Viele der kubanischen Immigranten von 1960 haben sich dort niedergelassen. In Florida war es wie zu Hause. Ybor City war einmal ein sehr attraktives Viertel. Waren Sie jemals dort?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Spanier, Kubaner, Italiener, Deutsche, Juden, Chinesen. Wir alle lebten zusammen und profitierten voneinander. Was für ein aufregender Ort. So lebendig. Dann war alles zu Ende, als sie mitten durch das Viertel eine Autobahn bauten.«
    Wyatt schwieg und ließ sie reden. Sie versuchte, Zeit zu schinden. Okay. Nur zu.
    »Mein Vater hat eine Zigarrenfabrik aufgebaut und gut daran verdient. In den 1920ern, vor der Großen Depression, gab es viele davon, aber sie sind nach und nach verschwunden. Er war fest entschlossen, ihre Rückkehr einzuläuten. Maschinen kamen für ihn nicht in Frage. All seine Zigarren wurden eine nach der anderen von Hand gerollt. Ich habe schon früh Geschmack daran gefunden.«
    Er wusste, dass ihre Eltern in den 1960ern vor Castro geflohen waren und dass Carbonell in Amerika geboren und aufgewachsen war. Davon abgesehen war sie ein Geheimnis für ihn.
    »Waren Sie schon immer so schweigsam?«
    »Ich sage, was nötig ist.«
    Sie ging um das Gewehr herum und trat zu ihm. »Meine Eltern waren damals, als sie noch in Cuba lebten, recht wohlhabend. Sie waren Kapitalisten, und Castro hasste Kapitalisten. Sie ließen all ihr Hab und Gut zurück, kamen hierher und fingen von vorn an, fest entschlossen, es sich

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