Die Wasser des Mars
Unterbewußtsein hörte Montagne die letzten Worte des Bulgaren und sprang auf. Er registrierte lächelnd, daß seine Gedanken: Sie landen in Südfrankreich, welch ein Zufall! darauf hindeuteten, daß auch er dabei war, der allgemeinen Psychose zu erliegen. »Sie« hatte er gedacht, ein Zeichen dafür, daß auch ihn das Fieber gepackt hatte, mochte er nun den Kopf darüber schütteln oder nicht.
Der alte Kellner schien der einzige zu sein, den das Ereignis kaltließ. Er blickte erstaunt hinter seinem Gast her, der mit Riesenschritten seine Boullabaisse verließ und auf die Straße eilte, wo sich die Menschen gestikulierend drängten.
Gaston Montagne aber bahnte sich bereits einen Weg durch die plötzlich stehen bleibenden Menschen, als der kleine Empfänger in seiner Rocktasche surrte. Das Institut rief ihn. Er nahm das Gerät zur Hand und drückte die Verbindungstaste. Sofort fistelte die Stimme seiner Assistentin aus dem Lautsprecher.
»Monsieur Montagne, die Institutsleitung hat Sie soeben mit der Beobachtung der Landung der extrasolaren Expedition betraut.«
Er verzog das Gesicht. Schon wieder traf er auf diese unerschütterliche Überzeugung Peews, die ihm langsam auf die Nerven ging. »Der Hubschrauber steht auf dem Hof des Instituts. Ich habe die Aufgabe, Sie um Ihre sofortige Rückkehr zu bitten. Wilson soll Sie zum Landeplatz begleiten«, fuhr die Stimme fort.
Gaston Montagne pfiff vor sich hin, als er seinen Wagen auf die Leitspur des Hafentunnels, der direkt unter dem Château d’If hindurchführte, einsteuerte. Die Boullabaisse war bereits vergessen.
Die Cops, die berühmte Polizeitruppe Frankreichs, jetzt nur noch Traditionsrelikt, hatte die Autohahn in etwa vier Kilometer Entfernung vom Landeplatz abgesperrt. Die wartenden Autoschlangen wurden von Minute zu Minute länger. Aber die Polizisten hatten keine Schwierigkeiten mit den Reisenden. Keiner dachte daran, auf der verstopften Straße zurückzufahren. Gemeinsam mit den Polizisten starrten sie hinüber zu der weit entfernten, von Scheinwerfern angestrahlten Kugel, in der die letzten Streifen eines rot-weißen Fallschirms, wie von Geisterhand gezogen, verschwanden. Nur wenige Menschen wandten die Köpfe, als aus dem Gebirgseinschnitt, den die Straße unmittelbar vor Marseille bildet, ein Hubschrauber glitt, die Gravitationsemittoren nach hinten schwenkte und im Tiefflug über die Köpfe der Zuschauer hinwegschwebte. Für Sekunden hatten diejenigen, die direkt unter der Flugbahn standen, ein durch die Gegenschwere verursachtes weiches Gefühl in den Knien. Das kam in den folgenden Stunden in immer kürzeren Abständen vor, denn aus dem Einschnitt zwischen den abgerundeten Hügelkuppen schossen kurz nacheinander Gravitationsschweber, die im Volksmund noch immer Hubschrauber hießen, hervor.
Und dann bekamen auch die Cops wieder Arbeit. Die ersten Wagen mit Insassen, die sich als Wissenschaftler auswiesen, trafen ein. Binnen kurzer Zeit bildeten sie mit ihren Fahrzeugen einen geschlossenen Ring um die Raumkugel, hinter dem die Hilfskräfte der Institute einen zweiten Ring aufbauten, der aus schnell errichteten Iglus bestand, die, vollständig mit Möbeln versehen, herangeflogen wurden. Eine Stunde nach der Landung lief die Arbeit bereits auf Hochtouren, doch an der Kapsel zeigten sich keine Veränderungen.
Als Stan Bakers Maschine in der Nähe des Zentraliglus zur Landung ansetzte, machte der Landeplatz bereits den Eindruck einer modernen Kleinstadt. Baker war unzufrieden, daß er offensichtlich einer der letzten war, die bei der Kapsel ankamen.
Einige Minuten gönnte er sich trotzdem noch, ehe er hinüber in das halbkugelige Gebäude ging, in das von der Piste aus eine Menge Kabel und Leitungen führten. Er sah, daß die Kapsel in einem Abstand von etwa einhundert Metern mit mehreren Kameras umgeben war, die wahrscheinlich die Aufgabe hatten, die Ereignisse in den Beratungsraum zu übertragen. Seine Vermutung bestätigte sich, als er den großen runden Saal betrat, in dem sich die Wissenschaftler versammelt hatten. Gegenüber dem Eingang stand ein Bildschirm, der die Kapsel so zeigte, als befände sich der Betrachter außerhalb des Iglus unmittelbar am Ort des Geschehens.
Der Vorsitzende des Weltforschungsrates für extraterrestrische Biologie, der kurz mit WEB bezeichneten Unterabteilung der Weltraumbehörde, winkte ihm zu, nachdem er sein leises Gespräch mit Karel Peew beendet hatte. Auch der Bulgare winkte herüber. Hier und da sah
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