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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Bauch. »Ich möchte ihr nichts antun. Ich möchte nicht, daß ihr meinetwegen etwas passiert. Ich möchte, daß du sie behutsam vertreibst, Hugo. Ich bin nur wegen meines Zustands nervös und möchte kein böses Blut in meiner Umgebung.«
    »Natürlich«, sagte Hugo. »Ich schick morgen ein halbes Dutzend Männer hin. Sie können sie auf ein Pferd setzen und sie über die Grenze schicken. Du wirst sie nicht mehr sehen. Sie wird dir keinen Ärger machen.«
    »Sag ihnen, sie sollen ihr nicht weh tun. Ich habe das Gefühl, es wäre ungut für mich, wenn sie ihr weh tun.«
    Hugo nickte. »Ich werde ihnen sagen, daß sie sanft behandelt werden soll. Gräme dich nicht, Alys.«
    Sie nickte. »Dann werde ich Euch Euren Geschäften überlassen, meine Lords.« Wieder zuckte ein Blitz durch den Raum, als sie die Hand auf die Tür legte, und über ihnen rollte heftiger Donner.
    »Der Sturm wird die Arbeit für dich erledigen und die alte Vettel über die Grenze blasen«, sagte Lord Hugh.
    »In die verkehrte Richtung«, sagte Hugo. »Der würde sie nach Yorkshire blasen, und das wünsch ich keinem.«
    Der alte Lord lachte, und Alys schloß leise die Tür hinter sich.
    Der Sturm ging die ganze Nacht unablässig ums Haus. Catherine kauerte sich bei jedem Donnerschlag noch tiefer in ihr Bett. Ihr Fenster war fest verriegelt, die Vorhänge zugezogen, und trotzdem zeichnete das grelle Licht der Blitze sich gegen die Vorhänge ab, ehe das Donnern die Welt in den Grundfesten erschütterte.
    Alys' Wangen glühten, als hätte sie selbst der Blitz gestreift. Beim Abendessen trug sie ein helles, gelbes Gewand, und das Haar hing offen über ihre Schultern. Sie lachte und beugte sich zum alten Lord, lächelte Hugo über ihn hinweg an, nickte den Soldaten an ihrem Tisch an der Rückseite der Halle zu, die ihre Geste mit Gejohle quittierten. Sie trank reichlich von dem dunkelroten Wein, den der alte Lord ihr aufdrängte, und aß mit großem Appetit.
    »Die Ulmenrinde hat also deinen Magen beruhigt«, bemerkte der alte Lord wohlwollend. »Das Baby ist bei dir gut aufgehoben, Alys. Keine Hurentricks mit Fehlgeburten, was?«
    Alys strahlte ihn an.
    »Nein, Mylord. Nicht, wenn meine Künste es verhindern können. Ihr werdet ein strammes Kind auf den Knien wiegen, wenn der Frühling ins Land zieht.«
    Hugo nickte. »Darauf trinke ich.«
    Ein gleißender Blitz machte die Nacht zum Tage. Eine der Serviererinnen schrie vor Angst und ließ ein Tablett mit Fleisch fallen. Die Hunde, die unter den Tischen lagen, stürmten in die Halle, schnappten sich die Knochen und kauerten sich dann wieder unter die schützenden Tische.
    Alys lachte fröhlich.
    »Dieser Regen wird den Weizen niederdrücken«, sagte Hugo mit finsterer Miene. »Wir werden einiges verlieren.«
    Der alte Lord nickte. »Sommergewitter dauern nie sehr lange«, sagte er voller Optimismus. »Das hier wird sich nachts austoben, und morgen früh wird eine strahlend gelbe Sonne die Weizenfelder wieder trocknen.«
    »Wir müssen zum Erntedankfest mit auf die Felder«, meinte Alys.
    Ein Page trat vor die Plattform, um dem alten Lord etwas mitzuteilen. Lord Hugh lehnte sich im Stuhl zurück und gab seine Anweisungen. Hugo wandte sich über ihn an Alys.
    »Vielleicht solltest du besser zu Hause bleiben«, sagte er. »Das letzte Mal, als du auf den Feldern warst, hat man dich nicht sehr freundlich empfangen.«
    Der Blitz sauste wie ein Schwert in die Halle. Alys begegnete Hugos prüfendem Blick mit einem strahlenden Lächeln, das nicht einmal zuckte, als der Donner seine Worte überrollte.
    »Mir ist alles egal«, sagte sie mit sehr leiser Stimme. »Erst recht heute Nacht, da der Sturm um uns tobt! Komm heute Nacht in mein Zimmer, Hugo, und ich werde dich auf einen Ritt in den Sturm führen, den du nie vergessen wirst. In Nächten wie diesen sind meine Schwestern unterwegs, und ich möchte bei ihnen sein. Du hast meine Macht vergessen, Hugo, aber wenn ich meine Hand ausstrecke, gibt es nichts, was mich aufhalten kann. Ich fürchte mich nicht vor diesen Dorfbewohnern mit ihren kleinen Flecken Land, ihrem Schwein im Koben und ihrem Bienenstock. Ich fürchte nichts, was sie sagen, noch fürchte ich irgend etwas, das sie tun. Ich fürchte nichts, Hugo. Komm heute Nacht in mein Zimmer und schau dir an, wie man mit dem Sturm spielt.«
    Hugos harter, kritischer Blick verschwand, und er atmete heftig. »Alys«, sagte er sehnsüchtig.
    »Nach dem Abendessen«, befahl Alys. Sie wandte sich von ihm ab. David

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