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Die Weiterbildungsluege

Titel: Die Weiterbildungsluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gris
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brav
     wieder in die Gruppe ein, wie ein Panzerschütze beim morgendlichen Appell auf dem Kasernenhof. Besser ist es, nicht aufzufallen.
     Und damit schließt sich der Kreis: Lieber eine graue |165| Maus als unter Beschuss von einzelnen Kollegen oder gar dem ganzen Team.
    »Sind die dick, Mann«:
Deutschlands Männer sind einfach Pfundskerle
    Die erhebliche Schlagkraft von gruppendynamischen Prozessen habe ich vor einigen Jahren erlebt, als ich meine ersten Arbeitstage
     in einer Firma verbrachte. Ich kam in das kleine sechsköpfige Team einer Personalabteilung. Alle Kollegen waren nette Leute.
     Sie hatten aber eine unglaubliche Schwäche für Süßigkeiten und Kuchen. Irgendwo stand immer ein leckerer Verführer herum und
     es war ein Ritual, dass morgens einer aus dem Team einen Halt beim Bäcker machte, um Schnecken, Amerikaner, Plunder oder andere
     Teilchen mitzubringen. Dazu muss ich sagen: Ich hasse Kuchen. Vor zig Jahren habe ich mir abgewöhnt, Zuckerzeug einzuwerfen.
     Als dickes Kind von dicken Eltern hatte ich irgendwann die Kurve gekriegt und den Heißhunger auf Schokolade, Riegel und Schaumküsse
     in den Verzehr von Joghurts umwandeln können. Der finale Sieg ist mir dabei jedoch missglückt. Statt Naturjoghurts verzehre
     ich lieber Fruchtjoghurts. Aber immerhin. Meiner Linie hat es neben anderen Maßnahmen gut getan. Die ständig zu engen Hosen
     saßen irgendwann entspannter im Bauchbereich. Ich wagte mich sogar in eine Badehose. In diesem geläuterten Stadium kam ich
     nun in besagte Personalabteilung – wohl wissend, dass ich in punkto Body-Mass-Index nicht jenen traurigen Rekord unterstützte,
     den ich Jahre später im
Stern
las. Das Europäische Statistikamt Eurostat verkündete, dass zwei Drittel aller deutschen Männer zu dick sind. Und nicht nur
     das. Sie sind die Dicksten in ganz Europa. 57 Ganz einer früheren Werbung entsprechend: »Ich bin zwei Öltanks.«
    Als ich also meine Dienste in der Personalabteilung aufnahm, näherte sich bald eine Kollegin und ließ verlauten »Wir sind
     hier übrigens ganz Süße« und kicherte in sich hinein. »Wollen Sie auch |166| ein Stück Kuchen? Bedienen Sie sich ruhig.« Dabei zeigte sie auf einen Teller, auf dem sorgfältig aufgebahrt klebrige Plunderteilchen
     mit Pudding und Kirschfüllung lagerten. »Nein danke«, gab ich höflich zurück. »Ich mag nicht so gerne Kuchen.« Die Kollegin
     wich überrascht zurück, als hätte ich gesagt, ich würde Matjesheringe zum Frühstück vertilgen. Ungläubig und in scherzhaftem
     Ton gab sie zurück: »Na, da kriegen wir Sie auch noch hin, dass Sie Kuchen mögen. Bei uns ist das so üblich.« Danach begann
     eine Zeit, in der mir immer wieder etwas aus der Schleckereien-Dose angeboten wurde und natürlich auch Kuchen. »Wollen Sie
     nicht doch ein kleines Stückchen?« Oder: »Das kann doch nicht sein, dass Sie diese Nussecken stehen lassen.« Nach 107 Angeboten
     und neun Tagen war mein Widerstand gebrochen. Um des lieben Frieden willens nahm ich seitdem hier und da mal ein kleines Stückchen.
     Natürlich brachte ich auch für die Mannschaft etwas vom Konditor mit. Schließlich hatte ich ein Interesse daran, im Kreis
     des eingeschworenen Teams meinen Platz zu finden. Die Gefahr war zu groß, in die Isolation zu geraten und den Makel des unbeugsamen
     Kuchenfeinds zu bekommen. Als Neuling erwartete ich auch nicht, die Kuchen-Norm in eine Joghurt-Norm umwandeln zu können.
     Also gehorchte ich dem Gruppendruck »Hier wird Kuchen gegessen!«. Ich will Sie an dieser Stelle nicht mit Schilderungen zu
     meinem Rückfall in frühe Kindheitsstadien langweilen. Nur so viel: Der Zeiger auf der Waage rückte immer weiter in die falsche
     Richtung. Ich sage nur: Mandelhörnchen. Diese aromatische Marzipanfüllung mit den leicht angebackenen knusprigen Mandeln,
     umsäumt von einem herrlichen Schokosaum an beiden Enden. Und erst diese Käsekuchenstückchen mit Mandarinenschlitzen. Fruchtig,
     locker, aber auch in bissfester Konsistenz auf einem delikaten Mürbeteig, der auf der Zunge zergeht und den Geschmacksknospen
     wahre Verzückungen entlockt. Und wenn dann die Lippen ein Stück von dem Kuchen umschließen, sich die Zähne in die verlockende
     Masse eingraben und sich das Aroma mit jedem Bissen im Mund verteilt … Ich kann nicht mehr. Es ist einfach nicht |167| möglich, an dieser Stelle weiterzuschreiben. Mich gelüstet nach mindestens fünf Stücken Kuchen. Bis gleich. Ich bin nur mal
     kurz beim

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