Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)
cool.«
»Vergiss es! Ich zahle keine 65 Ocken für etwas, was du unter einer kaputten Jeans trägst.«
»Und warum nicht?«
»Weil … weil … ich kann dir 65 Gründe dafür nennen.«
Unterwäsche für 65 Euro? Okay, wenn man eine »Guarantee of Sex« hätte, wenn man sie trägt, dann vielleicht. Aber einfach so? Never.
»Meine Unterwäsche kostet nur zehn Euro. Für fünf Stück!«
»So sieht sie auch aus!«
Früher war alles viel einfacher. Mein Sohn war lieb zu mir und seine Klamotten waren billiger. Früher konnte ich ihm Klamotten im Discounter kaufen, und er fand alles total super! Okay,
früher
war er auch erst fünf Jahre alt. Aber egal, er liebte seine Billig-T-Shirts. Die mit dem roten Leopardenmuster drauf! Und seine Kumpels im Kindergarten liebten sie auch. Sie fragten: »Hey, Quentini, cooles T-Shirt! Woher hast du das Ding?« Und er sagte ganz stolz: »Vom Lebensmittelladen!« Im Kindergarten war das gleichbedeutend mit »von Armani!« Aber jetzt? Versuch mal, einem Pubertierenden Klamotten mit rotem Leopardenmuster zu schenken! Hab ich schon gemacht. Kommt nicht gut.
Weiter ging’s. Mein Sohn war im Kaufrausch, ich im Zahlmodus. Nach 379 Euro fuhren wir mit der Straßenbahn zum Müngersdorfer Stadion. Obwohl, heute heißt es »RheinEnergieStadion«, was allerdings nichts mit dem zu tun hat, was der FC darin macht. Es ist nur ein Name. Bevor wir auf unseren Sitzen Platz nahmen, gönnte ich mir erst mal eine Currywurst. Nach der dritten forderte mein Sohn mich zum Gehen auf. Ich gab nach: Es gab ja noch in der Pause Gelegenheit für einen Nachschlag.
Dann holte es mich wieder ein, das »Alter Sack«-Syndrom: Am Eingang warteten die Menschen geduldig darauf, abgetastet zu werden. Flaschen, spitze Gegenstände größeren Ausmaßes und Feuerwerkskörper jedweder Art waren verboten. Für mich war das Routine: Ich erlebe das jedes Mal bei der Einreise in die USA .
Alle Männer wurden vor dem Stadioneingang also abgetastet.
Fast
alle. Mich wollte keiner abtasten. Obwohl ich schon die Arme hochnahm, wurde ich ignoriert.
»Sie können durch«, sagte der Ordner zu mir und fing an, den Nächsten abzutasten. Aber so billig kam mir der Kerl nicht davon.
»Warum werde ich nicht durchsucht? Ich könnte doch auch gefährlich sein!«
Der Ordner schaute mich an. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll … na ja, sagen wir mal … irgendwie mitleidig: »Was will der alte Sack von mir?«
Aber so schnell gab ich nicht auf.
»Nur weil ich ein paar Jahre älter bin, bin ich harmlos, ja? Bin Laden war auf dem Höhepunkt seiner Karriere auch schon 50 !« Mein Pubertierender war schon wieder peinlich berührt.
»Papa! BITTE !«
Das kannte ich schon, darauf fiel ich nicht mehr rein. Im Gegenteil: Ich öffnete meine Jacke, und aus den Innentaschen lugten Dutzende Raketen und Böller hervor, gesammelte Sylvesterreste. Und endlich: Gleich drei Ordner stürzten sich auf mich, nahmen mir meine Knaller weg und verhängten ein sofortiges Stadionverbot!
Egal. Zwar war mein teurer Haupttribünenplatz weg, aber ich hatte nun etwas viel Besseres: Ich war endlich nicht mehr einfach nur ein
alter Sack,
nein, ich war ein
gefährlicher, alter
Sack! Zudem noch ein alter Sack, der nicht mehr zum FC musste. Und während mein Sohn die Niederlage des FC anschaute, stand ich ganz entspannt am Kiosk vor dem Stadion, futterte meine vierte Currywurst, trank ein leckeres Kölsch und dachte: Was für ein schöner Tag!
Beim nächsten Mal raube ich ’ne Bank aus. Oder klaue einer Oma die Handtasche. Irgendwas gefährlich Kriminelles halt. Oder ich fahre mit dem Fahrrad auf der falschen Seite?
Mal sehen.
Sport (aktiv)
Meine Aversion gegen Sport, also gegen Sport, den ich auf Rat der Ärzte selber betreiben soll, ist nicht angeboren. Nein, ich bin eigentlich ein begeisterter Sportler. Zwar mehr passiv als aktiv, aber immerhin Sportler. Früher, als Kind in New Jersey, durfte ich beim Baseball immer die zu weit geschlagenen Bälle einsammeln, und beim Football hab ich im Training die »Offensivlinie« simuliert. Sprich: Ich war der Rammbock für die Zwei-Meter-Jungs, die auf den Quarterback zustürmten.
Dann entdeckte ich das Tennisspielen für mich, wenn auch erst als Erwachsener. Tennis war und ist der ideale Sport für mich. Aufgrund meiner Größe und des damit besseren Aufschlagwinkels fällt es mir leicht, den Ball tatsächlich ins richtige gegnerische Feld zu servieren. Und – noch wichtiger: Tennis wird in der Regel
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