Die Weltenwanderer
du kommst?«
»Ich ...«
Hinter ihm erklang van Rhyns Stimme. »Bote Thadäus Marcks! Welch eine Überraschung! Sie kommen doch hoffentlich nicht extra vorbei, um den überfälligen Bericht abzuholen?«
»Ringlord van Rhyn!« Der Fremde verneigte sich und ergänzte: »Nur der Form halber will ich darauf hinweisen, dass ich seit Kurzem zum Kreis der Obersten Boten gehöre. Ich bin auf meiner turnusmäßigen Rundreise durch die Kolonien. Die Überprüfung der Einhaltung unserer Regeln ist eines meiner Anliegen, eine Einladung ... eine dringende Einladung das andere. Der ...«
»Darf ich kurz unterbrechen?«, fragte Aeneas dazwischen. »Ich möchte nur unserem Gast den Weg zum Frühstückszimmer zeigen.«
Er wandte sich schon Erik zu und wies mit der Hand nach vorn. »In den Gang da und gleich die erste Tür links! Komm bitte hinterher zu mir.«
Der nickte. »Mach ich.«
Sein Gastgeber kümmerte sich schon wieder um den Boten. »Wir gehen in mein Büro. Darf ich Ihnen etwas bringen lassen? Kaffee oder Tee?«
»Ich würde gern einen Espresso ausprobieren, wenn das möglich wäre.«
»Ich denke doch.«
Erik suchte das Frühstückszimmer auf. Es war ein gemütlicher Raum mit Kaminfeuer und mehreren Tischen, die mit Blumensträußen geschmückt waren. Auf einer langen Anrichte fand er neben Servietten und Besteck Obstkörbe und Flaschen mit Wasser, Orangen- oder Apfelsaft. Aus einem angrenzenden Raum hörte er Stimmen und Geklapper. Dort musste die Küche sein.
Er hob die Hand zum Klopfen und hätte beinahe Frau Meise auf die Nase geklopft, als die Tür lautlos zur Seite glitt.
Während sie ein »Huch!« ausstieß, entschuldigte er sich hastig.
»Nicht doch! Das kann passieren. Ich nehme an, du möchtest frühstücken.«
Er nickte. »Der Ehrwürdige ... der Ringlord, also Herr van Rhyn hat mich geschickt.«
»Sehr schön! Ich erkläre es dir besser sofort. Hier gelten nämlich bestimmte Regeln. Solltest du länger hier wohnen, solltest du sie beherzigen. Frühstück gibt es unter der Woche von sieben bis neun Uhr, am Wochenende bis zehn Uhr, Mittagessen von dreizehn bis fünfzehn und Abendessen zwischen achtzehn und neunzehn Uhr.«
Eingeschüchtert nickte er, was ihr ein mütterliches Lächeln entlockte.
»Wenn dich zwischendurch der Hunger packt ...« Sie ergriff seinen Arm und zog ihn mit sich. »... gehst du in die Küche und versorgst dich selbst. Vergiss nur das Aufräumen nicht!«
Während Erik Brötchen mit selbstgemachter Marmelade aß, war die Atmosphäre im Büro nicht unbedingt frostig, für das lodernde Kaminfeuer jedoch zu kalt. Denn die Herren, die sich in gemütlichen Sesseln gegenübersaßen, kannten sich und machten wenig Hehl aus ihrer gegenseitigen Abneigung.
Bote Marcks, der sich nach dem Espresso eine Zigarre gönnte, erläuterte dabei die Einladung, die er auszusprechen hatte.
»Die Jahresfeier zum Gedenken an unseren großen Sieg über die Marú, die unser Rhanlord geplant hat, soll und wird alle Vorgänger in den Schatten stellen. Die ersten drei Tage sind wie immer der Jugend gewidmet. Eure Zusage für den Wettkampf steht als Einzige noch aus. Daher ...«
»Wir sind auf der Erde«, unterbrach Aeneas. »Woher soll ich ...«
»Zu einem Team ...«, fiel ihm nun Marcks ins Wort. »... sollen jeweils zwei Elictoren, zwei Larvatoren und zwei Custoren gehören. Unter zirka fünfzigtausend Rhan auf der Erde werden sich wohl sechs passable Jungmagier auftreiben lassen. Oder wollt Ihr mir gerade erklären, dass Ihr die Ausbildung unserer Landsleute vernachlässigt?«
»Ich reise ständig von Kontinent zu Kontinent, lasse alle Mitbürger zum Zaubern antreten und staune immer wieder, wie hervorragend ihre Anlagen selbst nach einer Ewigkeit des Brachliegens noch entwickelt sind«, gab van Rhyn zurück. »Soweit ich weiß, bin ich der erste Ringlord, der hier nicht seine Verbannung verlebt. Jahrtausendelang kümmert sich niemand um die Erde, jetzt bin ich seit einem Jahr hier, und plötzlich sollen wir Magier für den interplanetaren Wettstreit stellen.«
»Dieser Wettkampf war lange angekündigt. Muss ich Euren Worten entnehmen, dass Ihr keine Vorbereitungen getroffen habt?«
»Das müssen Sie nicht. Viele junge Leute trainieren seit Monaten, sind aber längst nicht so weit, sich mit anderen messen zu können.«
»Dann trainiert Ihr sie offensichtlich nicht gut genug. Es wird keine Hundertschaft gefordert, sondern genau sechs Jugendliche«, erläuterte Marcks. »Unser Herrscher trägt
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