Die Weltenwanderer
die letzten Mannschaftskameraden, Gerrit und Lorenz, kennen.
Gerrit war etwas kleiner als er selbst, jedoch ausgesprochen breitschultrig. Das dunkelblonde Haar sah aus, als hätte es länger keinen Kamm mehr gesehen. Schlabberpullover und –hose sprachen mehr für den Wunsch nach Bequemlichkeit als nach Modebewusstsein. Er wirkte gelangweilt, schien Mühe zu haben, nicht einzuschlafen.
Lorenz war rothaarig, groß, größer noch als Lennart, spindeldürr und zurückhaltend, sagte meist nur etwas, wenn er angesprochen wurde. Offensichtlich schien es schwierig zu sein, passende Kleidung für seine Größe zu finden. Zumindest zupfte er permanent an den zu kurzen Ärmeln seines Hemds.
Lennart sah in die gespannte Runde. Sein Blick blieb an Gerrit hängen. »Gestern zu lange Diabolo gezockt, Kurzer? Bist du wach genug, um mitzukriegen, was ich sage?«
Der winkte ab. »Wenn nicht, erklären die Anderen mir unterwegs noch mal, worum es geht. Das tun sie gern. Halten mich eh für schusselig.«
»Was heißt hier halten?«, wollte Adrian sofort wissen.
Gerrit ließ sich nicht reizen, sondern lächelte nur.
Lennart, der schon wieder mit seinem Armband spielte, schüttelte seufzend den Kopf. »Ich frag mich manchmal, wie ihr es in der Liga so weit gebracht habt. Sehen wir mal, ob es auch für die letzte Übung reicht. Die von mir angebotenen Extraschichten, wie Ralfs Mannschaft sie absolviert hat, wolltet ihr ja nicht. Hoffen wir, dass sich das nicht rächt.«
»Die sind auch noch jeden Abend eine Stunde lang durch Waldsee gejoggt«, ergänzte Anna und wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger. »Da hätte ich eh absagen müssen. Zu der Zeit läuft nämlich diese neue Vampirserie. Die ist einfach toll. Dieser Cornelius ist so süß. Seine ...« Sie verstummte, als sie Lennarts hochgezogenen Brauen bemerkte und den bohrenden Blick.
»Du hast eure Einstellung zum Training auf den Punkt gebracht«, gab ihr Trainer zu. »Lorenz möchte lieber lernen, um eine schlechte Note auszubügeln. Holly hütet die Kinder ihrer kranken Nachbarin. Gerrit will Diabolo spielen, du siehst dir lieber eine Serie an, und Adrian hat schlicht keine Lust auf Sonderschichten. Fast wünschte ich mir, ich könnte Ralfs Mannschaft trainieren.«
»Aber eben nur fast«, erklärte Adrian mit einem Zwinkern.
Gerrit fügte mit einem Gähnen an: »Die können so viel rennen, wie sie wollen, bessere Magier werden sie dadurch nicht. Ihr Custor, Tristan, hat mich neulich zum Dart herausgefordert.« Er schüttelte den Kopf. »Die letzten drei Pfeile hab ich rückwärts über die Schulter geworfen, aber gegen den zu verlieren, ist schlicht unmöglich. Er war ganz schön sauer. Dabei wollte ich ihm nur ’ne Chance geben.« Er runzelte die Stirn, bevor er ergänzte: »Das fällt mir jetzt erst ein. Vielleicht war er gar nicht auf mich sauer, sondern auf die, die so gelacht haben.«
Seine Kameraden kicherten. Auch Lennart konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, bevor er sagte: »Das wird’s gewesen sein. Okay! Dann wollen wir mal sehen, was unser Lord sich ausgedacht hat.
Er öffnete den Umschlag und las die Anweisungen vor. Sie sollten ein Gelände bewältigen, um einen roten Kristall zu finden. Selbstverständlich würden sich die Routen der Teams nicht überschneiden, wären aber deckungsgleich. Die schnellere Mannschaft hatte gewonnen. Die Uhr würde zu ticken beginnen, sobald alle den Wettkampfort erreicht hatten. Einfache Regeln, einfache Übung!
Erik war erleichtert. Das klang auch für ihn machbar.
Zusammen gingen sie in die Ausrüstungskammer.
An einer Wand hingen blaue Hosen und Jacken.
»Unsere Trainingsanzüge«, erklärte Adrian ihm. »Ultraleicht, kühlend, wasser- und windabweisend. Wenn es kalt wird, ziehst du hier an den Bändern. Dann strömt Luft zwischen die beiden Schichten und das Zeug wird zur Winterkleidung.«
Erik suchte schon nach seiner Größe. »Wir sind also für jede Witterung gerüstet. Das ist gut.«
Gerrit stupste ihn an und drückte ihm einen Rucksack in die Hand. »Hat ein Thermofach, damit die Cola länger kalt bleibt.« Sprach’s und verschwand wieder.
Adrian zuckte die Achseln. »Ich würde Wasser mitnehmen. Nur, Gerrit ohne Cola?! Keine Ahnung, wie lange der ohne überleben kann. Hier ist dein Seil.« Er reichte ihm eine kleine Dose.
»Das ist jetzt genau was?« Erik sah sich die Dose von allen Seiten an.
»Zwanzig Meter Seil! Sehr dünn, sehr reißfest und komprimiert. Wenn du es brauchst, schiebst du
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