Die Weltenwanderer
wahrsten Sinne des Wortes jeden Stau »überfahren« könnte, daheim gelassen.« Er sah in die Runde. »Na, dann los!«
Es ging gut voran. Bald tauchte am Horizont erstes rotes Glühen auf. Je näher sie kamen, desto intensiver wurde es.
Keinen seiner Begleiter schien dieses Naturereignis irgendwie zu interessieren. Erik verkniff sich daher jede Bemerkung. Sich lässig geben konnte er auch.
Schließlich erkannte er, dass Feuer den Himmel färbte.
Kurze Zeit später hatten sie das Feuerfeld erreicht. Fontänen loderten empor und versiegten wieder, Feuerbälle schossen aus der Erde und verglühten. Das Ganze erinnerte ihn an Vulkanfelder aus Computerspielen.
Holly und Lorenz starrten bereits gebannt auf das Feld.
»Aufgabe Nummer eins, nehme ich an«, stöhnte Gerrit.
»Du hast dich neulich damit entschuldigt, dass dein Computerheld in der Lava gestorben wäre, wenn du pünktlich zum Training gekommen wärst. Das haben wir jetzt davon. Aeneas sei verflucht für seine witzigen Einfälle«, brummte Adrian.
»Sag nicht, wir müssen da durch. Können wir das Feld nicht umgehen?« Erik suchte schon mit den Augen die Umgebung ab.
»Es gibt garantiert nur den Weg mittendurch«, fluchte Adrian. »Ich kenn doch unseren Lord. Na, dann macht mal!«
Er legte sich hin, benutzte den Rucksack als Kopfkissen, faltete die Hände auf der Brust zusammen, gähnte herzhaft und schloss die Augen.
Anna schimpfte über einen eingerissenen Fingernagel, Gerrit aß ein Stück Schokolade.
Erik sah sie zunächst noch erstaunt an, dann begriff er: Dies war eine Aufgabe für die Larvatoren. Seine Lippen wurden trocken. Ausgerechnet Feuer!
Der Boden des Vulkanfeldes sah aus wie ein roter Schweizer Käse - fast nur Löcher. Aus diesen Löchern schossen Fontänen oder Bälle hoch. Dann schloss sich ein Loch und ein anderes öffnete sich, um Feuer in den Himmel zu schicken.
»Ich hab’s«, murmelte Holly irgendwann mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Ich hab den Rhythmus raus, glaub ich.«
Sie nickte irgendeinen Takt und zählte dabei etwas mit den Fingern ab. »Ja, es kommt immer wieder hin. Wir können es versuchen.«
Adrian blinzelte sie müde an. »Sag an, Schätzchen: Was sollen wir machen?«
Holly drehte sich mit stolzem Lächeln zu ihm um und erklärte: »Die Fontänen kommen regelmäßig. Ich kenne den Zeitablauf und ich kenne das Muster, weiß, welches Loch sich schließt und welches sich öffnet. Ihr müsst nur auf meine Kommandos hören, dann leite ich euch durch. Es sind ungefähr dreißig Meter. Kein Problem, würde ich meinen.«
Adrian sah Lorenz an. »Was sagst du?«
Der nickte zustimmend. »Es sollte zur Sicherheit aber immer nur einer gehen. Holly führt. Sie kann das besser als ich. Wer will als Erster?«
Großer Andrang bestand nicht.
»Mann, Leute, habt ihr kein Vertrauen zu mir?« Sie schien ausgesprochen enttäuscht zu sein über den mangelnden Enthusiasmus ihrer Freunde.
»Ich gehe«, hörte Erik sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. Du meine Güte! Wollte er sie unter allen Umständen beeindrucken? Er schluckte schwer und versuchte, seine Miene den kühnen Worten anzupassen.
»Ausgerechnet du?«, fragte Adrian auch prompt.
Holly jedoch strahlte ihn an. »Oh, toll, Erik!«
Der fühlte sich durch ihr warmes Lächeln tatsächlich fast so energiegeladen und zuversichtlich, wie er sich gab, zumindest, wenn er den Blick aufs Feuer mied.
»Pass auf! Du hörst genau auf meine Kommandos. Mach kleine Schritte! Lass dir Zeit! Wenn ich Stopp sage, bleib sofort stehen. Wirst sehen: Es ist kinderleicht. Da kann gar nichts passieren.« Sie nahm bei ihren Worten seine Hand und führte ihn an das Feld heran, und er hoffte inständig, dass sie sein Zittern nicht bemerkte.
Er holte tief Luft und machte sich auf den Weg, starrte möglichst nur auf seine Füße und befolgte haargenau die Anweisungen.
»Einen Schritt rechts. Gut so! Stopp!« Eine Fontäne schoss vor ihm aus dem Boden.
Er spürte die Hitze und meinte, dass selbst sein Haar sich verkrampfte. Was hatte ihn nur hierzu getrieben? Sollte er wieder kehrt machen? Ging nicht, wollte er den Sieg nicht gefährden.
Die Fontäne versiegte.
»Weiter, drei Schritte nach rechts ... noch einen ... weiter geradeaus ... jetzt zwei nach links und stopp!«
Ein Feuerball wurde vor seinen Füßen aus dem Boden geschleudert. Erik verfolgte gebannt seine Flugbahn, bis er verglühte.
Er wollte gerade weitergehen, als Holly schrie: »Nein, warte auf mein
Weitere Kostenlose Bücher