Die Weltenwanderer
dabei gewesen war, wollte er zumindest alles, bis hin zur Wassertemperatur, ganz genau wissen.
Der Ringlord erhob sich am Ende und gab jedem Einzelnen die Hand. Er beglückwünschte sie zu ihren Einfällen und persönlichen Leistungen. Dem einen oder anderen schlich leichte Röte ins Gesicht, als Aeneas mit ungewohntem Ernst erklärte: »Ihr könnt mit Fug und Recht stolz auf euch sein. Ich jedenfalls bin beeindruckt, tief beeindruckt sogar.«
Er versprach, die Angelegenheit aufzuklären, erlaubte ihnen, soviel von ihren Erlebnissen zu erzählen, wie sie wollten, verbot aber gleichzeitig eigene Nachforschungen. Sie sollten sich den Tag frei nehmen, um sich richtig zu erholen. Er wollte gerade den Raum verlassen, als Lorenz fragte, ob Ralfs Truppe den Kristall gefunden hatte.
Aeneas grinste übers ganze Gesicht. »Als sie kurz davor waren, hab ich sie mir geschnappt. Die Entscheidung darüber, wer zu den Spielen fährt, wird verschoben werden müssen.« Er zwinkerte und schloss die Tür.
9
Der Tag verging wie im Flug. Erik wusste irgendwann nicht mehr, wie oft er jetzt von den grünen Bestien erzählt hatte. Ganz Waldsee schien an den Erlebnissen interessiert zu sein. Es war ein ständiges Kommen und Gehen.
Gegen Abend gesellte sich bei ihm daher zum Muskelkater in Armen und Beinen noch leichte Heiserkeit hinzu.
Endlich in seinem Zimmer ließ er sich ins Bett fallen und seinen Gedanken freien Lauf.
Es waren Dinge geschehen, die er vor wenigen Tagen als Fantasy-Mist abgetan hätte. Er hatte Außerirdische kennengelernt, Menschen zaubern sehen und Monstern gegenübergestanden. Er war sogar auf einem Planeten gewesen, der hinter dem Mars lag. Für Hin- und Rückreise hatte er nur einen Tag benötigt.
Wie jeder Junge hatte sich Abenteuer gewünscht. Davon hatte er in kurzer Zeit einige erlebt: die Riesenspinne, die Geister in der Kugel, die Warnung, als Krönung die Erlebnisse auf Lannea. Konnte es da doch einen Zusammenhang geben, oder war es Zufall, dass Bestien ausgerechnet bei einer Übung auftauchten, bei der auch er anwesend war?
Er nahm sich vor, am nächsten Tag den Ringlord aufzusuchen, um ihm alles zu erzählen. Die Vorkommnisse auf Lannea ließen die Computerwarnung und die Ereignisse der letzten Woche in einem anderen Licht erscheinen. Trachtete ihm vielleicht wirklich jemand nach dem Leben? War Leona in derselben Gefahr? Er überlegte gerade, ob er lieber gleich zu Aeneas gehen sollte, als ihm ein süßlicher Duft in die Nase stieg. Bleierne Müdigkeit überkam ihn. Noch während er gähnte, fielen seine Augen zu.
Auch der Ringlord gähnte. Das war jetzt die zweite Nacht, in der er keinen Schlaf bekam. Dieser Schlafentzug häufte sich in letzter Zeit, und allmählich bekam er Probleme, die Augen offen zu halten. Außerdem hatte er zu seinem Leidwesen feststellen müssen, dass es unmöglich schien, etwas über die Herkunft seines neuen Schützlings zu erfahren. Der Archivar von Rhanmarú war außer sich gewesen, als er zugeben musste, dass seine Akten offensichtlich unvollständig waren. So etwas hatte es überhaupt noch nie gegeben.
Der Ringlord war unendlich frustriert. Er hatte ewig lange damit zugebracht, dem alten Mann bei Nachforschungen zuzusehen, und Geduld hatte nie zu seinen Stärken gezählt.
Der Archivar fuhr mit der Hand über den Monitor, der die gesamte Wandfläche einnahm. Bilder von Rhan mit den dazugehörigen Informationen verschwanden.
»Wir haben jetzt sämtliche Datenbanken mit deinen Zeitangaben verglichen. Du hast alle Jungen gesehen, die zur infrage kommenden Zeit irgendwo im Universum geboren sind«, erklärte er. »Bist du sicher, dass es sich bei dem Jungen um einen Rhan und nicht um einen Marú handelt?«
Van Rhyn nickte. »Eigentlich schon.«
»Dann weiß ich auch nicht weiter. Nie würde ein Rhan eine Geburt verschweigen. Ohne Eintragung fehlt jede Existenzberechtigung. Wer würde einem Kind das antun?« Er runzelte die Stirn und schlug dann vor: »Die Ehrwürdige Mutter Oberin, die kannst du doch fragen. Wenn es noch jemand in Erfahrung bringen kann, dann sie. Sie ist die Meisterin der grünen Kugel. Frag die Mutter Oberin!«
Das war mit Abstand die letzte Adresse, die Aeneas aufsuchen wollte. Doch der Archivar hatte leider recht. Wo modernste Datenerfassung versagte, half vielleicht uralte Magie.
Selten war ihm in den vergangenen Jahren etwas so schwer gefallen, als um eine dringende Audienz bei der Ehrwürdigen Mutter Oberin zu bitten.
Dass diese umgehend
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