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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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meinetwegen auch als Onkel, wenn du gern Familie hättest.«
    Erik nickte und lächelte dann. »Danke! Mach ich gern, Aeneas, mach ich wirklich sehr gern.«
    Der blinzelte ihm fröhlich zu, bevor er ging.

10
    Die nächsten Tage verliefen relativ ereignislos.
    Erik freute sich irrsinnig, dass sie am Nikolaustag nach Rhanmarú reisen würden.
    Bei einer gemeinsamen Besprechung beider Mannschaften mit Trainern und Aeneas hatte Ralf selbst, allerdings unfreiwillig, dafür gesorgt, dass Lennarts Team den Vorzug bekommen hatte. Der hatte einen erneuten Wettkampf nämlich abgelehnt und vorgeschlagen, dass das Team zum Sieger erklärt werden sollte, das sich bis zum Abbruch am besten geschlagen hätte.
    Der Ringlord hatte bedächtig genickt und Ralf zugestimmt. Seine Worte »Ich denke genau wie du, dass die hervorragenden Leistungen, die Lennarts Gruppe vollbracht hat, nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.« hatten unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
    Ralf hatte zähneknirschend zugestimmt, alle in seinem Team hatten die Köpfe hängen lassen. Um Lennart herum war stattdessen der Jubel grenzenlos gewesen.

    Um sein Team bei den großen Wettkämpfen vielleicht doch etwas unterstützen zu können, übte Erik sich in Konzentrationsaufgaben. Mit wenig Erfolg: Der blöde Stoffball flog nur, wenn er ihn vor Wut durchs Zimmer schmiss. Annas Versicherung, bei ihr hätte es auch Wochen gedauert, bis ihr der erste Zauber geglückt wäre, brachte ihm nur wenig Trost.
    Er beklagte sich auch bei Aeneas über seine Misserfolge. Hätte er auf Lannea nicht Adrians Wunde geheilt, hätte er längst wieder daran gezweifelt, ein Magier zu sein. Der Ringlord gab ihm den Rat, es einmal mit einem anderen Element zu probieren.
    Er zeigte ihm einen Übungsraum, der extra für die Jungelictoren angelegt worden war. Einziges Inventar waren ein Tisch und zwei Stühle. Hier sollte er nun versuchen, die Flamme einer Kerze zu vergrößern. Das klang nicht viel spannender, als einen Ball schweben zu lassen, brachte aber zumindest Abwechselung.
    Nachmittage und Abende verbrachte er meist mit seinen neuen Freunden. Er lernte Hollys Eltern und ihren kleinen Bruder, Moritz, kennen, und bei den Spaziergängen durch Waldsee nahezu jeden Einwohner.
    Holly schien ausgesprochen beliebt zu sein. Was wohl vor allem daran lag, dass ihre Hilfsbereitschaft keine Grenzen kannte. Sie erledigte Einkäufe für ältere Leute im kleinen Supermark, in dem sie auch aushalf, wenn Not am Mann war. Sie hütete Kinder und las regelmäßig der blinden »Oma Lotte« Heimatromane vor.
    Erik fand das alles sehr nett doch auch ein wenig störend. War es in der begrenzten Freizeit so kaum möglich, einmal allein mit ihr zu sein. Das würde sich ändern, wenn er ab Januar zur »richtigen« Schule ging. Aeneas, jetzt amtlich besiegelt sein Vormund - wie auch immer er das angestellt hatte -, hatte ihn angemeldet.
    Holly - nach Annas Worten fast überall Klassenbeste - hatte ihm Nachhilfe angeboten, falls er in der ersten Zeit Probleme haben sollte. Erik konnte sein Glück kaum fassen und freute sich schon auf seine »Probleme«.
    Noch vertrieb er sich die Zeit, die seine Freunde in der Schule verbrachten, mit Fernunterricht am Laptop und magischen Übungen. Die erschienen ihm schnell langweiliger, als Vokabeln zu büffeln.
    Er saß Stunde um Stunde im Übungsraum vor einer Kerze, die er mit einem Feuerzeug entzündet hatte, und versuchte, die Flamme zu vergrößern. Meist fand er sich irgendwann schlafend, mit dem Kopf auf dem Tisch wieder.

    Heute sollte ihm das nicht passieren. Er saß kerzengerade auf dem Stuhl, hielt mit beiden Händen die Tischkante umklammert, starrte ins Feuer und konzentrierte sich auf das gelbrote Flackern.
    Er verlor das Zeitgefühl, die Umgebung verschwand allmählich aus seinem Blickfeld, er sah nur noch die Flamme, und sie wuchs. Zumindest bildete er sich das ein. In seinem Körper kribbelte es. Er war dran, er war ganz nahe dran. Er spürte es. Hitze durchflutete ihn.
    »Größer ... mehr ... wachse«, bat er. »Größer ...«
    Die Tür ging auf. »Hey, Erik, Lust auf Kino? Holly ...«
    Weiter kam Adrian nicht. Eine Stichflamme schoss an die Decke, sekundenschnell schien der ganze Raum zu brennen. Überall flackerte und brannte es.
    Die Jungen stürzten hinaus. Erik warf die Tür hinter sich zu.
    »Müssen wir die Feuerwehr alarmieren oder zumindest Aeneas Bescheid geben?«, wollte er mit heiserer Stimme wissen. Er lehnte mit weichen Knien an der

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