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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Nimmerwiedersehen verschwand. Ja, und hier ist er nun.«
    »Wie kommst du darauf, dass er es ist?«, fragte Holly verwundert.
    »Kennst du noch mehr Magier, die verschwunden sind, und sich einen Golgort halten?«
    »Was ist ein Golgort?«, wollte Erik wissen. Sein Unwissen war ihm schon peinlich.
    »Ein kleiner, gehörnter Drache«, antwortete sein Trainer.
    »Ein Drache?«, brachte Erik mühsam heraus. »Es gibt tatsächlich auch Drachen? Lieber Himmel!«
    Adrian schenkte ihm keine Beachtung, sondern starrte Lennart ungläubig an. »Ich geh mal davon aus, dass dieser durchgeknallte Typ die Ringlords, die ihn gejagt haben, nicht besonders ins Herz geschlossen hat. Wir - allesamt Rhan - sollen ausgerechnet ihn jetzt um Hilfe bitten? Sag mal, hast du sie noch alle?«
    »Er muss seit acht Jahren hier sein und hat sich nichts zuschulden kommen lassen, obwohl unsere geistig eher schlichten Gastgeber leichte Beute für ihn gewesen wären. Er hat seinen kranken Golgort gepflegt und ihnen in der Zwischenzeit Schreiben und Feuermachen beigebracht. Die Pudell sind offensichtlich sehr angetan von seiner Freundlichkeit und vermissen ihn. Wohl ist mir bei dem Gedanken, ihn aufzusuchen, allerdings auch nicht. Ich weiß offen gesagt nicht, ob wir einen Versuch wagen sollten. Was meint ihr?
    Anna räusperte sich. »Ich will keinen nerven, bin jedoch nach wie vor, oder jetzt noch mehr dafür, dass wir lieber auf Hilfe warten. Nicht, dass ich mich hier besonders gut fühle, aber alles andere ist mir viel zu gefährlich.«
    Erik, Holly und Gerrit nickten nur stumm.
    »Erst die Quinn, dann Vermeer mit seinem Drachen – ist das nicht wirklich eine Nummer zu groß für uns?«, fragte Adrian.
    »Das könnte gut sein«, gab Lennart zu. »Vielleicht ist es allerdings auch die einzige Möglichkeit, die Erde jemals wiederzusehen. Spricht jedoch nichts dagegen, noch zu warten. Schließlich befinden wir uns nicht auf der Flucht. Okay?«
    Allgemeines Nicken antwortete ihm.

    Sie aßen und tranken, sprachen wenig, ihre Augen wanderten wie von selbst immer wieder Richtung Tunnel.
    Holly legte irgendwann zwei kleine, brennende Farnzweige auf die Erde. »Ich musste gerade an meine Eltern denken, die jetzt im Herrenhaus am Kamin sitzen, Punsch trinken und Kuchen essen. Nur Moritz wird vor lauter Aufregung nichts runterbringen, weil er nur an sein erstes Gesangssolo denken kann. Ich wäre so furchtbar gern bei ihnen und wünsche euch einen schönen, zweiten Advent.« Mit diesen Worten schmiegte sie sich an Eriks Schulter und schluchzte in sein Hemd. Am liebsten hätte er mitgeweint.
    Alle blickten mit feuchten Augen auf die brennenden Blätter.
    Erik dachte daran, wie Leona bei Kerzenschein und im Duft von Bratäpfeln das zerfledderte Buch mit den lustigen Weihnachtsgeschichten herausgeholt hatte, um daraus vorzulesen. Selten hatte er sich ihr so nah gefühlt wie in der Vorweihnachtszeit. Im Geheimen hatten sie sich gegenseitig etwas gebastelt, und gemeinsam hatten sie unter viel Gelächter Plätzchen gebacken und Geschenke für Freunde ausgesucht.
    Er starrte auf das Feuer, verspürte neben der Furcht jetzt auch Trauer, presste den Kopf ins Hollys Haare und schloss die brennenden Augen.

    Während die Jugendlichen ganz in ihrer Wehmut gefangen waren, entzündete man im Herrenhaus die Kerzen. Weihnachtslieder und Kinderlachen hallten durch die Räume.
    Der Oberste Bote konnte weder mit dem menschlichen, weihnachtlichen Gedanken etwas anfangen, noch mit der friedvollen Stimmung, die um ihn herum herrschte.
    Er war zornig. Er hatte Erik trotz intensivster Suche nicht finden können und er hatte soeben einen Ruf nach Rhanmarú erhalten. Der Rhanlord wünschte seine Anwesenheit - keinerlei Möglichkeit, die Abreise zu verschieben. Das war eine sehr unwillkommene Unterbrechung, denn er war sicher, kurz vor dem Ziel zu sein.
    Er hasste dieses Haus. An diesem Ort war schon das zweite Mal ein unbefriedigendes Ergebnis für ihn herausgekommen. Duncans erbärmlicher Sohn entzog sich ihm und seiner gewaltigen Macht immer und immer wieder. Er konnte es nicht fassen. Und erneut hatte es hier ein Ringlord gewagt, sich ihm entgegen zu stellen. Damit musste Schluss sein.
    Er suchte das Gefängnis van Rhyns auf, um sich zumindest eine kleine Genugtuung zu verschaffen.
    Sein ehemaliger Widersacher lag stumm auf seinem Lager, nur die Lippen schienen sich zu bewegen. Er war in Schweiß gebadet und sah ausgesprochen elend aus. Der Bote lächelte erfreut, als er Stöhnen

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