Die Weltenwanderer
desinteressiert an und wandte sich seinen Freunden zu. »Fangt! Dann ist der schon mal drüben.« Ohne auf Zustimmung zu warten, schleuderte er den Schutzstein der Quinn über den Abgrund.
Erik fing ihn auf und starrte zu seinem Freund.
Mit hängenden Armen stand der da. Seine Schultern hoben und senkten sich.
Ein tiefes Grollen erfüllte plötzlich die Höhle. Sie spürten ein Vibrieren. Der Berg schien in seinen Grundfesten zu wanken. Die Drachenstatue begann zu schmelzen, und im Podest erschienen auf einmal Risse. Von einem Augenblick zum nächsten schwankte der innere Sockel.
»Himmel!«, keuchte Adrian und sah wild um sich herum.
»Das Podest bricht weg!«, kreischte Holly.
Lennarts Gedanken überschlugen sich. Er starrte auf Adrian, dann auf den Stein in Eriks Hand.
»Binde den Stein an das Seil, Erik! Schnell! Du musst gleich springen, Adrian. Das Seil reicht nicht.« Er rannte zum Felsen und löste die Knoten, versuchte dabei, Geräusche und hinabstürzende Steine zu ignorieren, und wickelte das Tau um seine Hand.
»Anna, Holly packt mit an. Haltet bloß fest! Wirf, Erik!«
Der stand am Abgrund und spürte, wie sein Herz raste.
Große Brocken brachen vom Podest ab und krachten in die Tiefe.
»Eins, zwei und bei drei werfe ich, okay?«
»Okay!« Adrians Stimme klang stockheiser.
»Macht!«, schrie Holly. »Das Ding stürzt gleich ein.«
Erik versuchte, ruhig durchzuatmen, wog den Stein in der Hand und holte aus. »Eins, ... zwei, ... drei!«
Als liefe ein Film vor ihm ab, sah er das Seil fliegen und Adrian springen. Er sah, wie die Arme sich ausstreckten und Hände sich um das Seil schlossen. Adrian stürzte weiter, doch die Richtung änderte sich. Mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst der innere Sockel und Steine, sogar Felsbrocken spritzen durch die Höhle.
Ein gewaltiger Ruck ging durch das Seil, Adrian klatschte ungebremst gegen den Fels und schrie laut auf. Lennart, Holly und Anna keuchten bei dem Versuch, das plötzliche Gewicht zu halten. Erik lag schon auf dem Bauch, packte den knirschenden Zopfstrang und zog ihn langsam hoch. »Zieht!«, brüllte er. »Zieht bloß schnell!«
»Ja, bitte«, stöhnte Adrian unter ihm. Bewegungslos hing er an dem Seil.
»Halte dich nur fest, ich hab dich gleich!« Erik zerrte wie besessen weiter, versuchte dabei, das Reißen eines Stranges nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Steine prasselten auf die Jugendlichen herunter.
Lennart, Holly und Anna stießen immer wieder Schmerzenslaute aus, wichen aber keinen Zentimeter, sondern sicherten das Seil. Erik wollte gerade die Hand ausstrecken, um Adrian zu greifen, als er zusammenzuckte und aufschrie. Ein Felsbrocken hatte ihn getroffen, seine Schulter fühlte sich an wie zertrümmert. Tränen schossen ihm in die Augen und er sah seinen Freund nur noch verschwommen.
»Macht! Hier bricht gleich alles zusammen«, kreischte Holly mit sich überschlagender Stimme.
Erik schob sich weit über den Rand, um Adrians Arm packen zu können. Er sah in Adrians vor Angst weit aufgerissenen Augen, aber er schaffte es mit einer Hand einfach nicht, ihn hochzuziehen. Holly und Anna ächzten laut vor Anstrengung, und Lennart lag plötzlich neben ihm und ergriff Adrians anderen Arm. Zu zweit gelang es ihnen, ihren Kameraden in Sicherheit zu ziehen. Kaum auf festem Boden verließen den die Sinne.
Dort, wo der innere Felsen vor Kurzem noch gestanden hatte, zuckten Lichtblitze gegen die Bergwände. Riesige Brocken lösten sich, der Berg schien vollends in sich zusammenzustürzen.
»Raus!«, brüllte Holly, raffte die Schwerter zusammen und rannte Richtung Ausgang.
Lennart und Erik nahmen Adrian zwischen sich und stürmten hinter den Mädchen aus der Höhle. Gemeinsam hetzten sie durch den engen Gang. Hinter ihnen krachte und donnerte es. Staub drang in den Gang, nebelte sie ein und ließ sie husten und würgen.
Lennart blieb plötzlich stehen.
»Der Stein«, keuchte er, machte kehrt und rannte zurück in das polternde Inferno. Zweimal hörten sie ihn aufschreien, dann erschien er wieder, leicht hinkend und von einer dichten Staubschicht überzogen. Ein Blutrinnsal lief ihm über das Gesicht. »Ich hab ihn.«
Gemeinsam rannten sie weiter. Es gab einen gewaltigen Explosionsknall, eine Druckwelle erfasste die Jugendlichen und schleuderte sie wie Puppen durch die Luft.
14
Einige Zeit später erwachten sie aus der Bewusstlosigkeit und setzten sich mühsam und stöhnend auf.
Erik gewann nach kurzer Bestandsaufnahme durch
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