Die Weltverbesserer
Tag und eine Nacht bleiben und uns alles erzählen, was wir über das Begräbnis des alten und die Krönung des neuen Kru wissen müssen. Und danach werden wir weiterleben wie bisher, das ist das einzige, was wir tun können. Ich bin Bäcker. Ich kann nicht Spion spielen, solange das Brot und der Kuchen für den nächsten Tag noch im Ofen sind. Wenn ich nämlich aufhöre, mich wie ein Bäcker zu benehmen, müßte ich mich eiligst aus dem Staub machen.« Er lief davon, und Nissa stand auf, um ihm zu folgen.
»Wir brechen auf, sobald es dunkel ist. Gayne wird die Aufsicht übernehmen, bis wir zurückkommen. Wenn Sie etwas wollen, dann wenden Sie sich an ihn oder Inez.«
Sie ging, und Farrari blickte wieder aus dem Fenster.
Die Rascs. Sie waren ein glückliches Volk, das im Wohlstand lebte, und sicher war nur wenigen bewußt, daß ihr Glück und Reichtum auf Blut aufgebaut war. Auf dem Blut der Ols. Farrari fragte sich, ob es einen Unterschied machen würde, wenn das alle wüßten.
Das Dunkel vertiefte sich. Die Kaufleute und Handwerker kehrten mit ihren Familien in die Häuser zurück. Lehrlinge kamen mit Eimern auf die Straße, um sie zu waschen. Quarm-Öllampen begannen in den Fenstern zu flackern.
Inez Prolynn, 314, brachte ein Tablett mit Essen und zündete eine Lampe an. Sie war eine jüngere Ausgabe von Nissa Borgley. Sie war die Frau des Bäckers Gayne, der zur Zeit Scorvif bereiste und sich gerade für einige Wochen bei Borgley aufhielt, um diesem bei der Arbeit zu helfen. Farrari hatte seit dem Morgen nichts gegessen, aber sein Hunger schwand, als ihm der Geruch des scharf gewürzten Fleisches in die Nase stieg. Er kaute geistesabwesend an einem Stück harten Brots und beobachtete, wie die Straße unter ihm immer mehr in Schwärze gehüllt wurde. Einer der Lehrlinge kam, um die Fensterläden zu schließen.
»Haben Sie einmal ein Ol gesehen?« fragte Farrari.
»Nein. Ich habe mich schon gefragt, warum sie sie nicht als Diener in den Palästen verwenden, aber sie tun es nicht. Vielleicht können die Ols nur Feld- und Waldarbeit verrichten.«
»Wie kann ich ein Gespräch mit dem Koordinator erreichen?«
»Sie müssen Ihren unmittelbaren Vorgesetzten um Erlaubnis fragen, und dieser reicht das Gesuch an seinen Vorgesetzten weiter. Oder Sie wenden sich an Peter Jorrul, und dieser fragt den Koordinator, ob er mit Ihnen sprechen will.«
»Für diesen bürokratischen Unsinn habe ich keine Zeit. Ich will mit dem Koordinator noch heute nacht reden. Wie erreiche ich das am besten?«
»Sie kommen vom KB«, sagte der Lehrling nachdenklich. »Vielleicht treffen unsere Gesetze auf Sie nicht zu. Ich werde Gayne fragen.« Kurze Zeit später kam er zurück und sagte: »Gayne wird mit Enis Holt sprechen. Er sagt, wenn Sie mit dem Koordinator sprechen wollen, dann lassen wir Sie besser mit dem Koordinator sprechen. Der Koordinator ist auf dem Weg zum Hauptquartier des Außendienstes. Enis wird hier anrufen, wenn er kommt.«
»Danke. Haben Sie etwas für mich zu tun? Ich sitze nicht gern nutzlos herum.«
»Es gibt eine Menge zu tun. Anan und Nissa und Haral sind weg, und das Brot muß gebacken werden.«
7.
Die scharf riechende Brotmasse bewegte sich langsam im kochenden Wasser. Grüne Blasen stiegen an die Oberfläche. Wenn die schäumende Masse bis an den Rand des Riesentopfes reichte, mußte man sie auf Bretter leeren, sie abkühlen lassen und dann Laibe formen. Dann wurden sie in den zylindrischen Öfen gebacken, in denen Quarm-Holzfeuer brannte. Die fertigen Brotlaibe waren drei Meter lang und einen Viertelmeter breit.
Die Laibe wurden aus den Öfen auf Schneidetische gehoben, zerteilt und in Marktkörbe gepackt. Gayne betrieb das Brotschneiden als eine Art Kunst. Mit graziösem Streich zog er das lange, schwere Messer durch den Laib. Die Lehrlinge brachten ebenso regelmäßige Brotstücke zustande, aber sie mußten dabei mehrmals sägen.
Farrari sah mit Schrecken in seine Bäckerlehrlingszukunft. Diese Leute hatten eine mühsame Ausbildung als IBB-Agenten hinter sich, hatten Jahre geopfert, und ihr Lohn war endlose Plackerei. Laut wunderte er sich, warum das Büro der Bäckerei keine arbeitssparenden Maschinen zur Verfügung gestellt hatte, wie das in der Mühle der Fall war: zum Beispiel einen Teigmixer, einen Brotschneider, einen Energieofen.
Gayne schüttelte den Kopf.
»Wir haben es versucht. Ein Mixer bringt einen wunderschönen Teig zustande, aber das Brot geht nicht auf. Ein mechanischer
Weitere Kostenlose Bücher