Die Widmung: Roman (German Edition)
sie nach ihrer Scheidung zusammengelebt hatte und der nicht Hawks Vater war, geradezu herauszufordern. Gott sei Dank hatte Hawks Großvater sie damals aufgenommen. Wenn es nach Hawk ging, waren einstweilige Verfügungen nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben waren.
»Du solltest dich jedenfalls eine Weile von Marblehead fernhalten. Die gute Nachricht ist, dass er angeblich vorhat, nach New Hampshire zu ziehen«, sagte Hawk.
»Warum ist er denn auf dich so wütend?«, fragte Zee.
Hawk antwortete zuerst nicht. Er überlegte, wie er ihr die Geschichte erzählen sollte, die er ihr die ganze Zeit schon versucht hatte zu erzählen, und nun fand er keinen Anfang.
Als sie am Waterside Cemetery vorbeifuhren, auf dem Lilly begraben lag, unterbrach sie ihn in seinen Gedanken. »Du hast mit ihr geschlafen.« Lilly hatte ihre Geschichten über Adam beinahe genauso detailliert erzählt wie Maureen ihre Geschichten. Nun wurde Zee übel bei dem Gedanken daran, was Lilly ihr beschrieben hatte.
»Wir waren befreundet«, sagte er. »Es ist nicht so, dass ich nicht daran gedacht hätte. Als ich sie kennengelernt habe … Aber nein. Ich habe nie mit ihr geschlafen.«
Schweigend fuhren sie weiter.
Da fiel ihr ein, dass sie Kontakt zur Polizei aufgenommen hatten. »Mattei und ich haben die Polizei in Marblehead angerufen, weil wir Anzeige erstatten wollten. Lilly hat mir nämlich erzählt, dass sie von einem Mann namens Adam bedroht wurde.«
Nun begriff Hawk, warum die Polizei ständig an seinem Haus vorbeifuhr und warum der Polizist sich das letzte Mal, als er in der Stadt war, so seltsam benommen hatte. Nachdem Roy ihn damals mit dem Hammertacker überfallen hatte, hatte Hawk ihn verprügelt, auf der Baustelle. Die anderen Arbeiter hielten es für die Rache für den Überfall, aber das war es nicht. Es ging um Lilly. Die Polizisten hatten mit ihnen beiden geredet, dann mit ein paar anderen Arbeitern. Sie kamen zu dem Schluss, es sei ein Eifersuchtsstreit, und unternahmen nichts weiter. Doch seither beobachtete ihn die Polizei, was einer der Gründe dafür war, dass er den Ort gewechselt hatte. »Was hat dir die Polizei über mich erzählt?«
»Nur dass du die Stadt verlassen hast. Und dass du nicht der einzige Mann warst, mit dem Lilly sich eingelassen hat.«
Er hatte gesehen, was Roy Lilly angetan hatte, als er sie überredet hatte, mit ihm durchzubrennen, und sie drei Tage später bei ihr vor der Tür abgesetzt hatte. Alle Arbeiter sprachen darüber.
»Wenn du das nächste Mal jemanden verprügeln willst«, hatte Hawk zu ihm gesagt, bevor er zum ersten Mal zugeschlagen hatte, »dann nimm keine Frau dafür her.«
Die Männer hatten nur zugesehen, wie er Roy schlug. Niemand half. Niemand verteidigte Roy, und niemand verteidigte Hawk, der es allerdings auch gar nicht brauchte. Es war kein langer Kampf. Aber er war brutal. Und er reichte zurück bis in die Kindheit. Jeder Schlag, den er damals dem Freund seiner Mutter verpassen wollte, bekam an diesem Tag Roy ab.
Hawk kündigte danach. Roys arbeitete schon seit Jahren dort und war der Vorarbeiter, obwohl ihn niemand sonderlich mochte. Und zum Teufel, Hawk war froh, hier zu verschwinden. Lilly saß mittlerweile manchmal bei ihm vor der Tür, wenn er nach Hause kam. Das war nicht sicher. Damit meinte er nicht sich. Er meinte: für sie.
In Wahrheit ärgerte er sich über Lilly. Ihren Mann hatte er zwar nie kennengelernt, aber ihre Kinder, als er bei ihnen im Haus gearbeitet hatte, und sie waren großartig. Er verstand nicht, warum sie alles riskierte, besonders für jemanden wie Roy. Das war zu nahe an den Erfahrungen, die er selbst in seiner Kindheit gemacht hatte.
Doch er sah auch, dass sie Angst hatte. Sie hatte sonst niemanden, mit dem sie darüber sprechen konnte. Sie fühlte sich nur in seiner Nähe sicher. »Ich habe Angst, dass er etwas Schreckliches anstellt«, sagte sie.
»Hat er dich bedroht?«
Er konnte nicht sagen, ob sie log, als sie verneinte, oder ob sie nur einen Rückzieher machte, weil sie wusste, dass er es auf die nächste Ebene bringen würde, entweder zu Roy selbst oder zur Polizei.
Am Ende tat sie ihm doch leid, und Hawk gab ihr seine Handynummer. Er versprach ihr, sie zu holen, falls sie in Schwierigkeiten steckte, aber er riet ihr, zurück zu ihrem Mann und ihren Kindern zu gehen und sich nicht wieder in Roys Nähe zu wagen.
»Denkst du denn, ich will in seiner Nähe sein?« Sie weinte.
Als er sie zum letzten Mal sah, war sie in seiner
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