Die Widmung: Roman (German Edition)
zusammenarbeitete, und ein paar Freunde von Mattei, auch Rhonda, die Zee sehr mochte. Mattei und Rhonda hatten ebenfalls vor zu heiraten, jetzt, wo das in Massachusetts legal war. Rhonda wollte sämtliche Details besprechen: ihr Brautstrauß (nur aus Pfingstrosen, eng zu einem Biedermeiersträußchen gebunden, aber die Stiele sollten spiralförmig gedreht und sichtbar sein), ihre Musik (Jazz-Pop-Fusion). Die Hochzeit der beiden sollte Ende August stattfinden, am Tag vor dem Labor Day, der dieses Jahr auf den 1. September fiel. Dass Rhonda so genau wusste, was sie wollte, bereitete Zee nicht viel Kopfzerbrechen. Rhonda hatte wahrscheinlich schon immer gewusst, was sie wollte, dachte Zee, wie die meisten Mädchen, ob sie nun hetero sind oder lesbisch. Als sie Rhonda zuhörte, wünschte sich Zee zum ersten Mal, zu den Mädchen zu gehören, die wussten, was sie wollten. Früher war sie auch eines dieser Mädchen gewesen, aber das war so lange her, dass sie sich kaum mehr an dieses Gefühl erinnern konnte.
Der Juli näherte sich, und damit der offizielle Start der Sommerfeste. Sie dachte an den letzten 4. Juli, den Unabhängigkeitstag, zurück. Während Michael und Mattei herumgingen, Häppchen weiterreichten und Smalltalk machten, saßen Zee und Rhonda auf der Veranda und sahen sich das Feuerwerk an. Die Wohnung, in der Zee mit Michael wohnte, hatte mit den besten Ausblick in Boston, es war der perfekte Ort für die Lightshow, allerdings konnte man von hier aus das Pops Orchestra nicht hören – dafür musste man zur Esplanade. Deshalb hatte Michael das Radio eingeschaltet. Der Ton kam mit einer Sekunde Verzögerung, jeder Takt war erst nach dem Lichtblitz zu hören.
Damals hatte Michael so glücklich gewirkt, wie er herumgegangen war und allen von seinem guten Barolo nachgeschenkt hatte, den er auf einer Auktion entdeckt hatte. Letztes Wochenende hatte er nur französische Weine ausgeschenkt, darunter einige Deuxième-Crus. Michael hatte eine gute Sammlung, die nur aus Rotweinen bestand.
Zee zog eine halbe Flasche Kendall-Jackson Chardonnay aus dem Gemüsefach. Sie hatte sie am Abend der Party versteckt, und zwar nicht im Weinkühlschrank, sondern beim Salat, denn dort würde Michael niemals suchen. Er hasste Salat, das Einzige, was sie je als Hauptgericht zubereitete. Sie zauberte kunstvolle Salate mit hausgemachten Dressings, Vinaigrettes und Saucen. Sie machte auch Müsli für das Frühstück im Winter, Hafergrütze, die man vierzig Minuten lang kochen musste, und Cowboykaffee mit einem Ei darin, der Michael sogar schmeckte, auch wenn ihm ihre Methode, die Kanne auf dem Herd überkochen zu lassen, bevor sie die Tasse kaltes Wasser zum Ablöschen hineingab, nicht so gefiel. Michael meinte, das mit dem Überkochen funktioniere wahrscheinlich auf einem Lagerfeuer besser, und ob sie nicht einfach die Kanne hochnehmen könne, bevor es sprudelte und überlief? Die Antwort lautete Nein, irgendwie ging das nicht, aber sie machte nachher immer alles sauber.
Zee goss sich Chardonnay in einen Kaffeebecher und wollte die Flasche wieder zukorken. Als sie sah, wie wenig noch darin war, schüttete sie auch den Rest des Weins nach. Sorgfältig legte sie die Flasche in die Müllpresse, betätigte den Schalter und wartete auf das Krachen und Knirschen. Die Tüte war fast voll, deshalb nahm sie sie heraus und trug sie auf die Veranda, ging barfuß die Treppe wieder hinunter, legte die gepresste Flasche unten in die Mülltonne – nicht zum Recyclingmüll, wie es ihr lieber gewesen wäre, sondern in den Restmüll, damit die Flasche gänzlich verschwand. Nicht, dass Michael etwas dagegen gehabt hätte, dass sie Wein trank, aber er hätte auf jeden Fall etwas dagegen, wenn sie einen eichig schmeckenden Chardonnay aus Kalifornien trank.
Sie lief die Treppe wieder hinauf und ließ sich ein Bad ein, das Wasser so heiß, wie sie es gerade noch aushielt. Aus dem Schrank holte sie ihren Winterbademantel, ein abgetragenes Frottee-Teil, das sie aus einem Spa gestohlen hatte, in das Michael sie mitgenommen hatte, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten. Später bekam sie ein schlechtes Gewissen und schickte dem Hotel einen Scheck über den Betrag. Wenn es schon ein Schneefrei-Tag werden sollte, dann richtig, dachte sie. Im Haus war es zumindest kalt genug, um sich Schnee auf dem Dach vorstellen zu können.
Sie ließ die Wanne so voll wie möglich laufen und glitt ins Wasser. Sie nahm einen Schluck Wein, dann noch einen, dann trank sie
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