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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nicht zu sehen, dass sie tatsächlich versuchte, einen Weg zu finden, den Splitter zu zerstören? Wie konnte er da annehmen, sie würde Lucian umbringen? Ob Sie wollen oder nicht. Was sollte das heißen? »Falls es Sie beruhigt: Mit der nächsten Postkutsche nach London verlasse ich die Stadt.«
    »Beten Sie, dass es dann nicht zu spät ist.«
    »Hier sind nicht allzu viele Bücher zum Thema«, erwiderte sie kühl. »Sofern Sie nicht noch weitere Drohungen anbringen möchten, werde ich mich inzwischen auf der Galerie umsehen.«
    Ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen, ging sie zu den Lesetischen, nahm eine der Lampen und stieg die Treppe zur Galerie empor. Sie wusste nicht, was sie von Bothwells Drohungen halten sollte. Konnte es sein, dass er recht hatte? Würde sie Lucian tatsächlich den Tod bringen? Was, wenn sie die Jäger auf seine Spur brachte und ihn damit unabsichtlich …
    Wenn das seine Sorge war, hätte er es lediglich sagen müssen. Lucian war sein Freund. Sie konnte verstehen, dass er nicht wollte, dass ihm etwas zustieß. Ebenso hätte sie es verstanden, wenn er darauf bestünde, gewisse Sicherheitsvorkehrungen für den Fall zu treffen, dass sie den Jägern begegneten. Was sie nicht verstand, war seine geradezu inbrünstige Überzeugung, dass Lucian ihretwegen etwas zustoßen würde. Als hätte ich gar keine andere Wahl.
    Auf der Galerie angekommen, stellte sie die Lampe auf einen Tisch und sah sich um. Was von unten wesentlich größer ausgesehen hatte, erwies sich lediglich als die Ansammlung dreier weiterer Regalreihen, deren Inhalt verschiedenen Themenbereichen anzugehören schien.
    Alexandra blieb an der Holzbrüstung stehen und blickte nach unten. Zu ihrer Linken entdeckte sie vor einem der Regale Lucian, wie er die Rücken der dort stehenden Werke überflog. Bothwell stand noch immer an der Stelle, wo sie ihn zurückgelassen hatte, und blätterte in einem Buch. Auf der gegenüberliegenden Seite eröffnete sich ihr der Blick in den Raum, in den sich der Bibliothekar zurückgezogen hatte. Der alte Mann stand vor einem Tisch, umgeben von gewaltigen Stapeln an Folianten, und trug diese in ein Verzeichnis ein. Von Zeit zu Zeit sah er auf und warf einen Blick nach draußen, ehe er nach dem nächsten Buch griff, um es in seine Liste aufzunehmen.
    Im Lesebereich verstauten die beiden Studenten ihre Bücher in einem Fach, nahmen ihr Bündel und verließen die Bibliothek. Außer dem Bibliothekar war nun niemand mehr hier.
    Alexandra trat zwischen die Regale und machte sich an die Arbeit. Ein Buch nach dem anderen blätterte sie durch. Bei den meisten Werken verkündete bereits der Titel, dass sie darin nichts Wichtiges finden würde, dennoch zog sie jedes einzelne Buch heraus und blätterte es durch, ehe sie es an seinen Platz zurückstellte.
    Manche Bücher schienen tatsächlich zu enthalten, wonach sie suchte. Zumindest stieß sie auf verschiedenste Aufzeichnungen diverser Kirchenschätze, keine jedoch befasste sich mit dem Schwarzen Kreuz. Eingehüllt in eine winzige Staubwolke, die in die Luft stieg, sobald sie ein weiteres Buch hervorzog, arbeitete sich Alexandra voran. Von Zeit zu Zeit knarrten die Dielen leise und das Holz der Treppe ächzte, ohne dass jemand in der Nähe gewesen wäre. Anfangs sah sie bei jedem Laut auf, war jedoch bald so in ihren Nachforschungen versunken, dass sie sich nicht mehr in ihrer Konzentration stören ließ. Niemand sprach. Weder Husten noch Atmen, nicht einmal ein leises Flüstern war zu vernehmen. Einzig das sanfte Rascheln von umgeblätterten Seiten und das dumpfe Rumpeln, wenn der Bibliothekar einen weiteren Folianten zur Seite legte, störte hin und wieder die Stille. Ansonsten war es so ruhig, dass Alexandra sogar glaubte, das Kratzen der Feder des Bibliothekars zu hören. Doch selbst diese Geräusche verklangen, als sie immer tiefer in ihrer Suche versank.
    Sie versuchte sich zu erinnern, was sie von Catherine über das Kreuz gehört hatte, doch abgesehen davon, dass es einen Splitter des Wahren Kreuzes Jesu beherbergte, beschränkte sich ihr Wissen darauf, welchen Weg es genommen hatte, seit es im 11. Jahrhundert zum ersten Mal nach Schottland gekommen war. Darüber, wo es sich davor befunden hatte, wusste sie ebenso wenig wie über seine Erschaffung.
    Im Laufe der Zeit war das Schwarze Kreuz auf verschlungenen Pfaden nach London und später in die Kathedrale von Durham gelangt. Sollte sie in Edinburgh keine hilfreichen Hinweise finden, würde sie hoffentlich

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