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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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besser, oder?«
    »Nein, das tun Sie nicht.« Obwohl er ihre Worte durchaus als Beleidigung hätte auffassen können, lächelte er.
    Warum konnte er nicht aussehen wie ein Monster? Wo war die Kälte? Wo die Grausamkeit? Und warum, zum Teufel, brachte seine Nähe sie jedes Mal aus der Fassung? »Bevor Sie an jenem Morgen die Kapelle verließen«, hörte sie sich plötzlich sagen, »weigerten Sie sich, mir zu versprechen, mir fernzubleiben. Halten Sie mich jetzt nicht für verrückt, doch ich hatte …« gehofft »… erwartet, Sie zumindest noch einmal wiederzusehen. Aber Sie kamen nicht.« Sie spürte, dass er sie ansah, und wich seinem Blick aus. »Ich dachte …« Sie biss sich auf die Lippe. Haben Sie mich nur benutzt? , wollte sie ihn fragen, brachte es jedoch nicht über sich, die Worte auszusprechen. Obwohl sie Lucian noch immer nicht ansah, spürte sie seinen Blick auf sich ruhen.
    »Warum sagen Sie nichts?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Sie haben mir untersagt, darüber zu sprechen.«
    Bestimmung und Schicksal. Jetzt sah sie ihn doch an. »Machen Sie sich über mich lustig?«
    »Nein«, sagte er ernst. »Ich versuche nur, mich an unser Abkommen zu halten.«
     
    *
     
    Die Droschke kam zum Halten. Alexandra wollte den Vorhang ein Stück zur Seite schieben und nach draußen spähen, als der Verschlag geöffnet wurde und Bothwell ihr mit einem gebrummten »Wir sind da« die Hand entgegenstreckte. Alexandra warf einen Blick zu Lucian. Er war ans hintere Ende der Sitzbank gerückt, wo ihn das einfallende Licht nicht erreichen konnte.
    »Gehen Sie«, sagte er aus dem Schatten heraus. »Ich komme gleich nach.«
    Da ergriff sie Bothwells Hand und stieg aus. Feiner Nieselregen schlug ihr ins Gesicht. Sie legte die wenigen Meter zurück, die sie vom Portal der Universitätsbibliothek trennten, stieß einen der schweren Türflügel auf und betrat die hohe Eingangshalle. Bei ihrem letzten Besuch war ihr Leben noch klaren Regeln unterworfen gewesen. Damals hatte sie noch nicht geahnt, dass längst nicht alle Vampyre die bösartigen Kreaturen waren, die sie all die Jahre in ihnen hatte sehen wollen.
    Unwillkürlich suchte ihr Blick nach Lucian. Er stieg aus der Karosse, doch trotz des trüben Tageslichts, das durch die Wolken hindurch seinen Weg zu ihm fand, zog er nicht den Kopf ein. Mit raschen Schritten überwand er die kurze Strecke bis zur Bibliothek. Dünne Rauchfäden stiegen aus seinem Fleisch empor und verdampften im Regen. Als er zu ihr ins Foyer trat, musterte sie ihn. Sie glaubte einen dunklen Fleck auf seiner Wange zu erkennen, als sei die Haut dort verbrannt. Als sie jedoch genauer hinsah, war sein Gesicht unversehrt.
    Alexandra wandte sich um und ließ ihren Blick durch die Halle wandern. Am anderen Ende lag der Durchgang zur Bibliothek, davor stand ein Pult. Zu ihrer Linken führte eine breite Holztreppe nach oben, wo von einer Galerie einige Türen abzweigten. Sie streifte ihren nassen Mantel ab, hängte ihn an die Garderobe und durchquerte die Halle mit raschen Schritten. Neben dem Pult hielt sie inne und betätigte die Klingel. Während sie wartete, dass der Bibliothekar kam, griff sie nach der Schreibfeder, tauchte sie in das Tintenfass und trug sich und ihre beiden Begleiter mit erfundenen Namen und Adressen in die aufliegende Liste ein.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Der Bibliothekar trat aus dem Durchgang und kam mit schlurfenden Schritten zum Pult.
    »Wir würden gerne einige Bücher über Religion einsehen.«
    Der Alte nickte und schob ihr die Liste hin. Da sah er, dass sie sich bereits eingetragen hatten. Seine Augen wanderten über die Zeilen, ehe er erneut aufsah und den Blick auf Alexandra richtete. So durchdringend, dass sie für einen Moment glaubte, er könne sich noch an ihren letzten Besuch erinnern – und daran, dass sie sich damals unter ihrem eigenen Namen eingetragen hatte. Statt jedoch Zweifel an ihrer Identität zu äußern, wanderte sein Blick kurz zu Lucian und Bothwell, die ebenfalls ihre Mäntel abgelegt hatten. Dann nickte er.
    »Folgen Sie mir«, sagte er freundlich und ging voran.
    Dicke Teppiche dämpften ihre Schritte, als sie den weitläufigen Lesesaal betraten. Unzählige Regalreihen bildeten ein Labyrinth aus Gängen, erfüllt vom trockenen Geruch des Staubs, der über allem hing. Vor dem Mittelgang hielt der Alte inne und sah Alexandra an. »Zu ihrer Rechten, auf der Galerie, und dort«, er deutete in einen kleinen Winkel, ebenfalls rechts vom Hauptgang, »finden Sie

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