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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ihm die Wahrheit zu sagen, wenn es ihm gelänge, ihren Blick festzuhalten.
    »Es ist zerstört!«
    Für einen Moment stellte sie ihre Gegenwehr ein und weidete sich daran, wie Vladimirs Züge im Zorn entgleisten. Doch die Befriedigung würde nicht lange anhalten, wenn sie keinen Weg fanden, den Jägern zu entkommen. Das Regal hinter Vladimir und Gavril wankte immer heftiger. Als Mihail es bemerkte und einen Warnruf ausstieß, war es bereits zu spät. Bücher stürzten krachend zu Boden und begruben Gavril unter sich, ehe das Regal ihn unter seiner Last einklemmte. Vladimir rettete sich mit einem Sprung zur Seite. Bothwell griff nach Gavrils Pistole und suchte hinter den Regalen Schutz.
    Als Mihails Aufmerksamkeit abgelenkt war, nutzte Alexandra die Gelegenheit und riss sich mit einem heftigen Ruck los. Ehe er sie erneut zu fassen bekam, setzte sie über das Geländer hinweg und sprang nach unten. Obwohl sie versuchte ihren Sprung abzufedern, war der Aufprall hart und schmerzhaft. Trotzdem rollte sie herum und sprang sofort wieder auf die Beine. Stolpernd rannte sie los, Lucian entgegen.
    »Bleib stehen oder ich schieße!«, rief Mihail über ihr.
    Vladimir, der nicht weit von Lucian entfernt hinter den umgekippten Regalen stand, steckte das Kreuz wieder in den Gürtel und hob die Pistole. Alexandra tauchte in den Schutz eines Regals. Geduckt huschte sie weiter. Was war das für ein Pulver? Welche Wirkung hatte es? Und wie sollte sie Lucian befreien? Herr im Himmel, ich hoffe, dass es ausreicht, den Kreis zu durchbrechen.
    Ein Schuss krachte. Die Kugel schlug so dicht neben ihr in einen Buchrücken ein, dass sie einen erschrockenen Satz zurückmachte, als das Buch in Stücke gerissen wurde. Mihail!
    »Bothwell!«, rief Alexandra. »Geben Sie mir Deckung!«
    Sie hörte, wie er sich links von ihr, verborgen von Regalen, bewegte. Dann zerriss ein donnernder Schuss die Stille. Alexandra warf einen Blick zur Galerie zurück. Mihail war in die Schatten zurückgewichen und lud seine Waffe. Sie wandte den Kopf und sah sich nach Vladimir um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Da sie nicht wusste, ob das Netz aus Silberfäden Lucian nur gefangen hielt oder noch eine andere – verheerendere – Wirkung auf ihn haben würde, wagte sie nicht, Zeit zu verschwenden. Noch immer geduckt, lief sie weiter. Am Ende der Regalreihe hielt sie noch einmal inne. Lucian kauerte in seinem schimmernden Gefängnis, keine zwanzig Schritte entfernt. Um zu ihm zu gelangen, musste sie den offenen Gang überqueren, ohne Deckung. Über ihr war Mihail erneut an den Rand der Galerie getreten und legte auf sie an. Ehe er jedoch seinen Schuss abgeben konnte, feuerte Bothwell auf ihn und zwang ihn in die Schatten zurück. Sie war sich schmerzhaft deutlich bewusst, dass Mihails Waffe noch immer geladen war, während Bothwell die seine erst wieder laden musste. Trotzdem wagte sie nicht, länger zu warten. Sie rannte los, Lucian entgegen. Ein Schuss verfehlte sie knapp. Alexandra schlug einen Haken und lief weiter. Noch zehn Schritte. Ein weiterer Schuss. Diesmal aus einer anderen Richtung. Vladimir! Solange die beiden ihre Waffen luden, blieb ihr Zeit.
    »Lucian!«, rief sie, als sie ihn erreichte. »Was soll ich tun?«
    Er versuchte den Kopf zu wenden und sie anzusehen, doch das Gespinst aus Silberfäden ließ ihm keine Bewegungsfreiheit. Er brachte nicht mehr als ein unterdrücktes Keuchen hervor. Ein wenig zögernd streckte sie die Hand nach ihm aus. Je weiter ihre Finger sich dem silbernen Flimmern näherten, desto stärker schien die Luft zu vibrieren. Vorsichtig berührte sie das Netz, das ihn gefangen hielt, darauf gefasst, einen Schlag zu bekommen, doch nichts geschah. Sie spürte nicht das Geringste, als sich ihre Finger darauf legten.
    »Jägerin!«
    Bothwells Ruf ließ sie herumfahren. Hinter ihr trat Vladimir in den Gang, ihre doppelläufige Pistole in der Hand. Das Klicken, als er den Hahn zurückzog, hallte laut in ihren Ohren wider. Sie sah sich nach Deckung um, doch auf der einen Seite versperrte das umgestürzte Regal, das Gavril unter sich begraben hatte, den Weg, und auf der anderen Seite erstreckte sich eine lange Reihe von Fenstern. Alexandra warf sich nach vorne, Lucian entgegen. Keinen Augenblick zu spät, denn im selben Moment raste die Kugel über sie hinweg. Sie prallte gegen Lucian, und während sie noch um ihr Gleichgewicht kämpfte, stieß ihn ihr Schwung über den Rand des Kreises. Kaum lag die Pulverlinie hinter ihm, erlosch

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