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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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darum, die Gewalt über seinen Körper zurückzuerlangen, als er es endlich begriff: der Splitter! Deshalb ging es ihm zunehmend schlechter. Wenn das Silber noch lange in seinem Fleisch blieb, würde es ihn umbringen. Obwohl er kaum noch klar sehen konnte, wandte er sich erneut dem Fenster zu. An die Wand gestützt, schleppte er sich weiter, bis er zusammenbrach.
     
    *
     
    Verwundert schloss Alexandra die Schlafzimmertür hinter sich, zog ihren Gehrock aus und streifte die Stiefel ab. Etwas stimmte nicht mit Lucian. Der Lucian, den sie kannte, hätte sich in der Kutsche nicht davon abhalten lassen, sich immer wieder nach ihrem Befinden zu erkundigen. Aber er hatte nicht ein einziges Mal gefragt, ob es ihr gut gehe! Und hatte seine Stimme vorhin nicht eigenartig gepresst geklungen?
    Es fiel ihr schwer, die Bilder zu verdrängen, wie er in dem silbernen Geflecht gefangen gewesen war. Vollkommen wehrlos. Warum muss er sich immer wieder meinetwegen in Gefahr bringen? Natürlich kannte sie die Antwort, auch wenn sie darüber alles andere als glücklich war.
    Ein dumpfer Schlag von nebenan riss sie aus ihren Gedanken. Alexandra ging zur Tür und trat auf den Gang. »Lucian?«, rief sie in Richtung seines Zimmers. Als sie auch beim zweiten Rufen keine Antwort erhielt, ging sie zu seiner Tür und klopfte. »Lucian?«
    Wieder nichts.
    Ohne sich um Schicklichkeit zu sorgen, öffnete sie die Tür. Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, drang genug Licht durch den hellen Stoff, um sie den Raum deutlich erkennen zu lassen. Ihr Blick flog an einem großen Wandschrank vorbei über das unberührte Bett hinweg zum Waschtisch. Davor lag Lucian mit bloßem Oberkörper und regte sich nicht.
    »Lucian!«
    Sie lief zu ihm und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen.
    »Himmel, was ist mit Ihnen?« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, da fiel ihr Blick auf eine Stelle zwischen seinen Schulterblättern. Schusswunden! Mein Gott, er hat sich als Schutzschild zwischen mich und die Jäger gestellt! Es mussten Silberkugeln sein. Anders konnte sie sich nicht erklären, warum ihm die Verletzungen derart zu schaffen machen sollten. Silberkugeln und der Splitter!
    »Lucian?«
    Sein Oberkörper glänzte schweißnass. Als sie ihn jedoch berührte, fühlte sich die Haut unter ihren Fingern eisig an. Zum ersten Mal verströmte er die Kälte des Vampyrs. Konnte er seine Fähigkeiten nicht mehr kontrollieren?
    Lucian öffnete die Augen.
    »Sie müssen aufstehen«, sagte sie. »Schaffen Sie das, wenn Sie sich auf mich stützen?«
    »Es wird auch so gehen«, brachte er hervor. »Ich bin in Ordnung.« Er kam wankend auf die Knie und versuchte sich zu erheben, doch seine Beine gaben unter ihm nach.
    Alexandra griff nach ihm, um ihn zu stützen. »Hören Sie auf, so einen Unsinn zu erzählen, und lassen Sie sich helfen!«
    »Die Kugeln … müssen raus. Robert soll …«
    Lucian ging es mit jedem verstreichendem Augenblick schlechter. Seine Lider flatterten und er zitterte vor Schwäche. Alexandra bezweifelte, dass ihr genug Zeit blieb, um Bothwell zu rufen.
    »Bei drei versuchen Sie aufzustehen.« Sie legte sich seinen Arm über die Schultern und schlang ihren um seine Taille. »Eins. Zwei.« Bei »Drei« stemmte sie sich nach oben und zog Lucian mit sich. Sie spürte, wie sehr er sich bemühte, sie von seinem Gewicht zu entlasten, doch er war kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Beim Bett angekommen, sank er schwer auf die Matratze. Alexandra zog ihm die Stiefel aus, hob seine Beine aufs Bett und rollte ihn auf den Bauch.
    Sie sah sich um. »Ich brauche ein Messer. Lucian? Ein Messer? Wo?«
    Er streckte eine Hand zur Seite und deutete auf eine Kommode. »Oberste Schublade.«
    Sie riss die Lade auf. Auf einem Stapel Hemden lag ein Dolch in einer schmucklosen Scheide. Alexandra nahm ihn heraus und legte ihn auf den Nachttisch. Sie hob sein Hemd auf, das vor dem Waschtisch lag, füllte die Waschschüssel mit Wasser und trug sie zusammen mit dem Hemd zum Bett. Licht. Sie brauchte mehr Licht! Da sie nicht wagte, die Vorhänge aufzuziehen, nahm sie die Lampe vom Kaminsims, entzündete sie und stellte sie auf den Nachttisch. Als sie die Abdeckung von der Lampe nahm und die Dolchklinge über der Flamme erhitzen wollte, griff Lucian nach ihrer Hand.
    »Das ist nicht nötig«, sagte er gepresst. »Wenn die Kugel erst … dann brauche ich …«
    »Keine weitere Versorgung?«
    Er nickte.
    Alexandra beugte sich über ihn. Vorsichtig tastete sie die erste

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