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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nutzen, um Lucian zu entfliehen. Doch erst jetzt wurde ihr bewusst, dass das alles andere als einfach werden würde. Wie sollte sie sich vor einem Mann verstecken, der nur nach dem Band greifen musste, um sie wieder zu finden? Sie zweifelte nicht daran, dass ihn das Band auch hierhergeführt hatte.
    »Wir müssen das Kreuz finden.« Alexandra wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie am Arm zurück.
    »Alexandra?«
    »Die Jäger können jeden Augenblick zurückkehren. Wir müssen uns beeilen!«
    »Robert ist draußen. Er wird uns warnen, wenn sie kommen.« Er fing ihren Blick ein und sah ihr für einen langen Moment in die Augen. »Du willst nicht nur das Kreuz finden – du willst mich verlassen!«
    Ich will nicht – ich muss! Alexandra wich seinem durchdringenden Blick aus.
    »Warum?«
    »Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich nicht bleiben werde.« Es war das erste Mal, dass es ihr schwerfiel, die Worte auszusprechen. »Dieser Zeitpunkt ist so gut wie jeder andere, um zu gehen.« Sie streifte seine Hand ab und schob sich an ihm vorbei.
    Lucian hielt sie erneut auf. »Das ist doch nicht alles, oder? Warum solltest du das Risiko allein auf dich nehmen, wenn wir dir ebenso gut helfen könnten?« Er schüttelte den Kopf. »Sag mir die Wahrheit, Alexandra. Zumindest das habe ich verdient.«
    Du hast noch viel mehr verdient, aber ich kann es dir nicht geben. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Blick streifte rastlos durch den Raum, während sie nach Worten suchte. Womöglich wäre es besser zu schweigen. Jede Erklärung würde nur dazu führen, dass er sich weigerte, sie ziehen zu lassen. Doch er hatte recht: Er hatte die Wahrheit verdient.
    »Ich werde dich nicht umbringen«, sagte sie leise.
    Lucian schloss kurz die Augen. »Er hat es dir erzählt.«
    » Du hättest es tun müssen!«
    »Um zu riskieren, dass genau das dabei herauskommt?«
    »Ich wäre ohnehin nicht geblieben«, behauptete sie, obwohl sie sich nichts sehnlicher gewünscht hätte. »Was macht es also für einen Unterschied?«
    »Nur den, dass du dich meinetwegen in Gefahr bringst. Allein.«
    »Dank dieses Bandes ist das ja nun nicht mehr der Fall«, knurrte sie unwirsch. Sie wollte nicht unfreundlich sein, doch sie hatte Angst, er würde ihre wahren Gefühle erkennen, sobald sie ihre raue Fassade fallen ließ. »Jetzt sind wir beide in Gefahr – du noch mehr als ich.«
    Lucian seufzte und griff nach ihrer Hand. »Es ist mir gleichgültig, was mit mir passiert«, sagte er leise. »Wichtig ist nur, dass es dir gut geht. Kannst du das nicht verstehen?«
    Es war schwer zu akzeptieren, dass er bereit war, sein eigenes Leben zu opfern, um sie zu schützen. Eine derartige Selbstlosigkeit war ihr noch nie zuteil geworden – sie wollte sie nicht. Ich will nicht, dass du stirbst. Begreifst du das nicht? Sie steckte die Pistole wieder in den Gürtel und atmete tief durch. »Lass uns das Kreuz suchen.«
    »Du hast nicht länger vor, es zu zerstören, nicht wahr?«
    »Ich werde es fortbringen«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Irgendwohin, wo es in Sicherheit ist.«
    »Wirst du zurückkommen?«
    »Nein.« Sie wich seinem Blick aus, wollte nicht sehen, wie ihre Antwort die Hoffnung in seinem Blick erlöschen ließ. »Es ist besser so.«
    Diesmal hielt er sie nicht auf, als sie an ihm vorbeiging und auf die Galerie zurückkehrte. Der Lichtschein seiner Lampe folgte ihr. Als sie die Tür zum Nebenraum öffnete, fiel ihr Blick sofort auf das Holzkästchen, das auf einem schmalen Tischchen stand. Zwei schnelle Schritte, dann war sie beim Tisch. Sie zögerte ein wenig, aus Furcht, das Kästchen könne leer sein. Dann öffnete sie die Verschlüsse und hob den Deckel. Darunter ruhte auf einem Futteral aus dunklem Samt das Schwarze Kreuz.
    Behutsam nahm sie es aus dem Kästchen, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass es unsinnig war, so vorsichtig damit umzugehen. Weder Feuer noch eine Axt hatten dem Kreuz schaden können.
    »Ich werde es nehmen«, sagte Lucian in die Stille hinein.
    »Auf keinen Fall!« Zu deutlich erinnerte sie sich daran, wie er das Kreuz in Rosslyn in Händen gehalten hatte. Es hatte sich in seine Haut gebrannt und sein Fleisch versengt.
    Lucian schien ihre Gedanken zu erahnen. »Es ist der Splitter, der mir schadet, nicht das Kreuz.« Er stellte die Lampe auf den Tisch, nahm ihr das Kreuz aus der Hand und schloss seine Finger fest darum. Alexandra wartete darauf, dass feine Rauchfäden aus seiner Hand aufsteigen und der Geruch von versengtem

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