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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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äußerlich als deinen Bruder erkennst?«
    Lange Zeit sagte Gavril kein Wort. Er legte die letzten Scheite an ihren Platz und entzündete das Feuer. Je länger sein Schweigen währte, desto mehr wuchs Alexandras Unruhe. Erst als im Kamin die Flammen emporzüngelten, erhob er sich und drehte sich zu ihr um. »Was kann ich schon tun, um Vladimir jetzt noch zu retten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie offen. »Aber vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg. Wir haben dasselbe Ziel, Gavril: den Unendlichen. Er muss vernichtet werden. Diesmal endgültig!«
    »Ich werde mich nicht mit einem Vampyr verbünden!«
    »Das haben Sie bereits«, sagte Lucian und trat, von Bothwell gefolgt, in den Raum. »Oder zweifeln Sie daran, dass ihr Bruder vom Ersten Vampyr besessen ist?«
    Bothwell blieb in der Tür stehen, als wolle er verhindern, dass Gavril entkommen konnte. Als Lucian näher kam, zog Gavril seine Pistole, spannte den Hahn und richtete die Waffe auf ihn. »Bleiben Sie stehen!«
    Lucian seufzte. »Sie können mir nichts anhaben«, behauptete er ungerührt. Seine Worte jagten Alexandra einen Schauer über den Rücken. Er wusste, dass der Splitter hier war! Die Selbstsicherheit, mit der er dennoch vorgab, unverwundbar zu sein, erschreckte sie. Was, wenn Gavril seine Lüge durchschaute? Was, wenn er beschloss, es dennoch zu versuchen ?
    Mit der Pistole im Anschlag trat Gavril näher.
    Lucian verzog keine Miene. »Statt Ihre Kräfte zu verschwenden, sollten Sie sie lieber sinnvoll einsetzen.«
    Gavril kam noch näher. Lucian suchte seinen Blick. »Zurück!«, sagte er fest. Etwas Fesselndes lag in der Art, wie er Gavril ansah. Obwohl Alexandra seinem Blick nicht ausgesetzt war, erkannte sie schon an seinem Tonfall, dass er Gavril unter seinen Befehl zu zwingen trachtete.
    Tatsächlich ließ Gavril die Pistole sinken und wich zurück. Erst als er mit dem Rücken gegen den Kaminrand stieß, blieb er stehen und hob die Waffe wieder. Lucians Blick war unverändert auf ihn gerichtet, durchdringend und keinen Widerspruch duldend. »Geben Sie mir Ihre Waffe!«, verlangte er so bestimmt, dass Gavril seinem Befehl augenblicklich Folge leistete.
    Lucian nahm die Pistole an sich, sicherte sie und steckte sie in seinen Gürtel. »Und jetzt lassen Sie uns reden!«
    Als Gavril sich nicht rührte, herrschte Lucian ihn an: »Setzen Sie sich!«
    Obwohl er dieses Mal die Macht seines Blickes nicht eingesetzt hatte, folgte Gavril seiner Aufforderung und ließ sich in einen Sessel sinken. Lucian blieb stehen.
    »Warum hat er Sie nicht umgebracht, nachdem Sie Alexandra geholfen haben?«, wollte Lucian wissen.
    »Er hat mir verziehen«, wiederholte er, was er zuvor schon zu Alexandra gesagt hatte.
    »Blödsinn!«, stieß Bothwell hervor.
    »Er ist nicht mehr Ihr Bruder«, sagte Lucian. »Der Unendliche verzeiht nichts. Das können Sie mir glauben, denn er ist mein Bruder und ich kenne ihn!«
    Gavril starrte ihn nur an.
    »Ich denke, dass er sich erhofft, Gavril würde ihn zu mir – oder gleich zu uns allen führen«, offenbarte Alexandra ihre Gedanken. »Lucian hat recht, Gavril. Dass du noch am Leben bist, hat nichts mit Barmherzigkeit oder Verzeihen zu tun, sondern einzig damit, dass er noch Verwendung für dich hat.«
    »Nein, das will ich nicht glauben«, sagte er leise und schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen herausfinden, wie es Andrej gelungen ist, von Vladimir Besitz zu ergreifen«, sagte Lucian an Alexandra gewandt.
    »Andrej?«, echote Gavril.
    »Der Unendliche.«
    Gavril verzog das Gesicht. »Andrej. Lucian. Warum muss jede dieser Kreaturen einen Namen haben?«
    »Es sind die Namen, die unsere Eltern uns gaben«, erwiderte Lucian scharf. »Lange bevor das Schicksal uns zu Kreaturen machte.«
    Sein Zorn überraschte Alexandra, zugleich verstand sie seine Reaktion nur allzu gut. Er hatte sich dieses Dasein nicht ausgesucht, hatte sich nicht gewünscht, zu dem zu werden, zu dem ihn der Fluch des alten Kräuterweibs gemacht hatte. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. Eine Geste, die er mit einem Lächeln quittierte.
    Alexandra gab seine Hand wieder frei und wandte sich erneut an Gavril, der sie finster anstarrte. »Kannst du dich erinnern, wann Vladimirs Veränderung begann?«
    Gavril lehnte sich zurück und blickte zur Decke. Ein paar Mal setzte er dazu an, etwas zu sagen, doch jedes Mal schüttelte er den Kopf und schwieg. Mit jedem Augenblick, der verstrich, wuchs die Gefahr, dass Mihail und Vladimir zurückkehrten. Einen

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