Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
gewesen, die Asche des verbrannten Holzstoßes zu durchwühlen, und hatten nun nach den verkohlten organischen Überresten einige entfärbte Metallscheibchen sichergestellt. Ich untersuchte sie sorgfältig, und es gab keinen Zweifel, daß es sich um Hosenknöpfe handelte. Ich entdeckte sogar, daß einer von ihnen den Namen Hyams trug, des Schneiders von Oldacre. Dann ging ich den Rasen aufmerksam nach Zeichen und Spuren ab, aber die Trockenheit hat alles eisenhart gemacht. Nichts war zu erkennen, außer daß ein Körper oder ein Bündel durch eine niedrige Ligusterhecke geschleppt worden war, die zwischen Haus und Holzstapel steht. All das paßt natürlich zur Theorie der Polizei. Ich kroch, die Augustsonne im Nakken, auf dem Rasen umher. Aber als ich mich nach einer Stunde aufrichtete, war ich nicht klüger als zuvor.
Nun, nach diesem Fiasko begab ich mich in das Schlafzimmer und untersuchte auch das. Die Blutflecken waren sehr schwach, nur Schmierstellen und leichte Verfärbungen, aber zweifellos frisch. Den Stock hatte man von der Stelle entfernt; auch an ihm waren schwache Blutspuren. Zweifellos gehört der Stock unserem Klienten; hat er ja auch zugegeben. Auf dem Teppich stellte ich Fußabdrücke von beiden Männern fest, aber keine von irgendeiner dritten Person, was wiederum ein Plus für die andere Seite bedeutet. Sie haben die ganze Zeit Punkte gesammelt, und wir treten auf der Stelle.
Nur auf einen kleinen Hoffnungsschimmer stieß ich – und doch führte auch er zu nichts. Fast der ganze Inhalt des Safes war herausgenommen und lag auf dem Tisch. Ich untersuchte ihn. Die Papiere befanden sich in versiegelten Umschlägen, einige hatte die Polizei geöffnet. Darunter war nichts, soweit ich das beurteilen konnte, das irgendeinen besonderen Wert besaß; auch dem Bankbuch nach hat Mr. Oldacre nicht etwa aus großem Überfluß geschöpft. Aber mir schien, als wären die Papiere nicht vollständig. Es gab Hinweise auf eine Reihe Dokumente – möglicherweise die wertvolleren –, und die konnte ich nicht finden. Dieser Umstand, wenn wir ihn klipp und klar beweisen könnten, würde natürlich Lestrades Argument umkehren; denn wer stiehlt schon da, wo er weiß, daß er in Kürze erben wird?
Schließlich, nachdem ich alles durchschnüffelt und keine Witterung aufgenommen hatte, versuchte ich mein Glück mit der Haushälterin. Mrs. Lexington ist ihr Name, eine kleine, dunkle, stille Person mit argwöhnischen, ausweichenden Blikken. Sie könnte uns schon etwas erzählen, wenn sie wollte, davon bin ich überzeugt. Aber sie war verschlossen wie eine Auster. Ja, sie habe Mr. McFarlane um halb zehn eingelassen. Sie wünschte, ihre Hand wäre verdorrt, ehe sie das tat. Sie sei um halb elf zu Bett gegangen. Ihr Zimmer befinde sich am anderen Ende des Hauses, und sie habe von den Vorgängen nichts hören können. Mr. McFarlane habe seinen Hut und, nach ihrer Überzeugung, auch seinen Stock in der Halle gelassen. Sie sei vom Feueralarm wachgeworden. Ihr armer, lieber Herr sei bestimmt ermordet worden. Hatte er irgendwelche Feinde? Feinde habe schließlich jeder, aber Mr. Oldacre lebte ganz zurückgezogen und habe mit Leuten nur geschäftlich verkehrt. Als sie die Knöpfe gesehen habe, hätte sie sofort gewußt, daß sie von der Kleidung stammten, die er am letzten Abend trug. Der Holzstapel sei sehr trocken gewesen, denn seit einem Monat habe es nicht mehr geregnet. Er brannte wie Zunder, und als sie hinzukam, seien nur Flammen zu sehen gewesen. Sie und die Feuerwehrleute hätten brennendes Fleisch gerochen. Über die Papiere und Mr. Oldacres Privatangelegenheiten könne sie nichts sagen.
So, mein lieber Watson, da haben Sie meinen Bericht über einen Fehlschlag. Und doch – und doch –«, er krampfte seine dünnen Hände vor Überzeugung zusammen, »ich weiß , daß das alles falsch ist. Ich fühle es in meinen Knochen: irgend etwas ist verborgen geblieben, und diese Haushälterin weiß davon. Es war ein eigensinniger Trotz in ihren Augen, der nur mit schuldhaftem Wissen zusammenpaßt. Aber es bringt nichts ein, jetzt weiterzureden, Watson; wenn uns nicht ein Glücksumstand in den Weg kommt, fürchte ich, daß der Fall mit dem Verschwundenen von Norwood in unserer Chronik nicht unter den Erfolgen zu Buche stehen wird, und das geduldige Publikum muß das früher oder später hinnehmen.«
»Aber gewiß«, sagte ich, »wird doch das Äußere des Mannes jedes Geschworenengericht
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