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Die Wildnis

Die Wildnis

Titel: Die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Golden , Tim Lebbon
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Proviant und Waffen, Pelze und Goldgräber-Werkzeug und Sägen und Äxten. Sie hatten das Werkzeug der Zivilisation in die Wildnis mitgebracht, Jack fühlte sich hier wie ein Fremder.
    Sie trockneten ihre feuchten Socken und Stiefel, wärmten sich ihre Füße und Hände, doch mit jedem Atemzug wurde Jack klarer, dass sie bald hier weg mussten.
    »Wir könnten uns aufteilen«, schlug Jim vor. »Jeder nimmt eine Himmelsrichtung und wir treffen uns in vier Stunden wieder hier.«
    »Das ist doch reiner Wahnsinn«, meinte Jack. »Was ist, wenn du hinfällst und dir den Fuß verstauchst, Jim? Wenn du unterdem Gewicht deines Bartes zusammenklappst, Merritt?« Sie lachten alle, doch es war ein betretenes Lachen.
    »Ich spüre die Wildnis überall um uns herum«, sagte Merritt und blickte ins Dunkel jenseits des Feuers. Gruselt es ihn immer noch? , fragte sich Jack, doch Merritt sagte nichts mehr dazu.
    »Wir schaffen das schon«, meinte Jack. »Wir waren alle mal wild. Doch der Mensch hat sich von seinen primitiven Ursprüngen erhoben und die Wildnis in ihm und um ihn herum bezwungen. Wir besitzen Verstand, meine Herren. Unser Verstand unterscheidet uns von den einfachen Tieren. Wir besitzen den Einfallsreichtum und die Leidenschaft, um die Wildnis zu zähmen und in ihr zu bestehen. Doch nur, wenn wir ihre Gefahren ernst nehmen. Ich sage, wir lassen das Boot hier, nehmen nur das absolut Notwendigste mit und schlagen uns zu Fuß nach Dawson City durch. Ich schätze mal, es sind noch siebzig Meilen, und nach zehn könnten wir schon tot sein. Aber je näher wir an die Stadt kommen, desto eher finden wir irgendeine Art Unterkunft.«
    »Trapper«, meinte Jim. »Goldsucher.«
    »Gibt es hier Indianerdörfer?«, fragte Merritt.
    »Die müssten schön blöd sein«, fand Jack. »Außerdem weiß ich nicht, ob sie drei verweichlichte Goldgräber willkommen heißen würden. Nein, wir müssen da alleine durch. Es ist nur eine weitere Herausforderung, sonst nichts. Seid ihr dabei, Jungs?«
    Er sah einen Anflug von Gereiztheit in Jims Gesicht aufblitzen, als er sie »Jungs« nannte. Doch dann schlugen alle drei ein und kauerten enger ums Feuer. Sie konnten es kaum erwarten aufzubrechen.

    Jack war sich der Dunkelheit hinter ihm sehr bewusst. Wäre da nicht das Feuer, das seine Gesichtshaut straffte und in seinen Augen glänzte, würde auch er von der Finsternis verschluckt werden. Die Flammen hielten die Hoffnung am Leben. In der kalten, gnadenlosen Wildnis dahinter konnten die kommenden Monate alles bringen.
    Dennoch wirst du im Schnee sterben , hatte seine Mutter im Traum gesagt, kalt … und fast ganz allein.
    »Nein«, schwor er sich und schaukelte auf seinen Fersen hin und her. »Nein, nein, nein.« Jim und Merritt sahen ihn an, doch keiner sagte etwas oder schien sich gar an Jacks Selbstgesprächen zu stören. An diesem Abend waren alle drei Männer ganz offensichtlich mit ihrem eigenen Schicksal beschäftigt.
    Sie fanden eine verlassene Pelzhändlerhütte. Sie war am Fuß eines steilen Hügels gebaut und damit weitgehend vor Wind geschützt. Sie bestand aus zwei großen Räumen. In dem einen Zimmer fanden sie sogar einen alten Klondike-Ofen. Jack hatte seinen eigenen Ofen schon in Dyea zurückgelassen. Insofern war der Ofen für alle ein willkommener Anblick. Eine Stunde nach ihrer Ankunft hatten sie schon ein schönes Feuer gemacht. Sie entdeckten sogar hinter der Hütte unter einem Schrägdach einen Holzvorrat, der schon länger zum Trocknen dort lag. Das Holz knackte und versprühte Funken, brannte aber ausreichend gut. In der Hütte wurde es wärmer, und bald konnten die Männer ihre Handschuhe und Mützen ausziehen.
    Im Laufe der nächsten Tage schleppten sie ihr ganzes Gepäck aus dem Boot herbei. Es waren drei Meilen zu gehen, am Fuße eines Hügels entlang und zum Fluss hinab. Nach jedemAusflug mussten sie sich etliche Stunden ausruhen, um wieder zu Kräften zu kommen. Die tückische Flussfahrt war anstrengender gewesen, als ihnen bewusst geworden war, und es sollte noch viele Tage dauern, bis sie ihre Energie wieder aufgeladen hatten. Die Blockhütte war gerade groß genug für sie. Ein Raum diente als Schlafzimmer und Lagerraum, in dem anderen verbrachten sie ihre Tage mit Reden, Kochen und Träumen vom Gold, das sie im Frühjahr finden würden.
    Jack war zwar der Jüngste, dennoch spürte er, dass die beiden anderen zu ihm aufblickten. Das schmeichelte jedoch nicht seinem Ego, sondern seinem Intellekt. Er hatte sich schon

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