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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Josie Meadows. Sein echter Vater ist Billy Madden, ein Gauner. Aus London. Er ist hinter dem Jungen her, Albie. Er war hier in Paris und hat Josie zusammengeschlagen …«
    »Willa«, unterbrach Albie sie.
    »Albie, sag nichts. Hör mir einfach zu.«
    »Nein, ich höre dir nicht zu. Nicht mehr. Du bist ja völlig von Sinnen. Und wir beide wissen, warum.«
    »Albie, ich bin bei Sinnen. Das alles stimmt. Du musst Seamie anrufen und ihm Bescheid geben. Sofort!«
    »Tante Eddie ist doch bei dir. Bitte gib ihr den Hörer.«
    »Das kann ich nicht. Sie ist in meiner Wohnung. Ich bin in der Wohnung meiner Freundin. Albie, du musst mir zuhören.« Willas Stimme zitterte bedrohlich. Sie musste sich beruhigen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen.
    »Das ist erbärmlich«, sagte Albie. »Ich ertrag es nicht, dich anzuhören. Ruf mich nicht mehr an, Willa. Nicht in so einem Zustand. Nicht bevor du die Drogen aufgegeben hast.«
    »Albie, nein! Warte! Leg nicht auf!«
    »Beantworte mir nur eine Frage: Hast du heute etwas genommen?«
    Sie wollte ihm nicht antworten. »Ja, aber, Albie, ich …«, stieß sie schließlich hervor.
    »Das dachte ich mir.« Es folgte ein lautes Klicken, dann war die Verbindung unterbrochen.
    »Er hält mich für eine durchgedrehte Irre«, sagte Willa laut.
    Natürlich. Als er damals nach Paris kam, um sie nach Hause zu holen, sah er auf den ersten Blick, dass sie süchtig war. Und jetzt hatte sie ihn aus heiterem Himmel angerufen und eine wirre Geschichte erzählt.
    Panik ergriff sie. Wenn sie Seamie nicht erreichen und Albie ihr nicht helfen würde, wer dann?
    »Denk nach, Willa, denk nach«, sagte sie sich. Wieder rief sie die Vermittlung an und bat um eine Verbindung mit Westminster, in der Hoffnung, Joe Bristow an den Apparat zu kriegen. Diesmal legte die Vermittlung auf.
    Inzwischen vollkommen außer sich, fiel ihr plötzlich das Cottage ein – in Binsey. In dem Zeitungsartikel hatte Seamie gesagt, er wolle in das Cottage in den Cotswolds ziehen. Das musste in Binsey sein.
    Ein paar Sekunden später bat sie die Vermittlung, eine Verbindung mit dem Teilnehmer Seamus Finnegan in Binsey herzustellen, aber wieder hatte sie kein Glück. Die Frau sagte, sie habe keinen Eintrag mit diesem Namen.
    »Gibt es irgendjemanden in Binsey mit einem Telefonanschluss?«, fragte Willa. »Eine Kirche, einen Laden, ein Pub?«
    Die Frau von der Vermittlung antwortete, es gebe ein Gasthaus, und stellte die Verbindung her.
    »King’s Head. Was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine weibliche Stimme.
    »Hallo. Ja«, sagte Willa. »Kennen Sie vielleicht einen Captain Seamus Finnegan?«
    Es folgte eine kurze Pause, dann erwiderte die Frau ärgerlich: »Schon wieder die Presse? Ich hab Ihnen doch schon tausendmal gesagt, den armen Mann in Ruhe zu lassen!«
    »Ich bin nicht von der Presse. Ich bin eine Freundin von Captain Finnegan.«
    »Das können Sie weismachen, wem Sie wollen. Mir nicht«, erwiderte die Frau und legte auf.
    Schweigend stand Willa in Josies Wohnung mit dem Hörer in der Hand. Sie wusste nicht, wen sie noch anrufen konnte. Wie sie Seamie erreichen und ihn warnen konnte. Sie wusste nur, dass Billy Madden auf dem Weg zurück nach England war. Um James Finnegan zu finden. Und er würde vor nichts zurückschrecken, um ihn zu schnappen. Ihre zusammengeschlagene Freundin im Nebenraum war Beweis genug.
    Und plötzlich wusste Willa, was sie tun musste.
    Sie lief in Josies Schlafzimmer und kniete sich neben ihr Bett. »Es tut mir leid, Jo. Es tut mir furchtbar leid, was dir passiert ist. Und es tut mir leid, dich so zurückzulassen, aber ich muss fort. Nach England zurück. Um Seamie – James’ Vater – zu finden und ihm zu sagen, was geschehen ist. Ich sorge dafür, dass Billy Madden aufgehalten wird. Das verspreche ich dir.«
    »Nimm das Geld, Willa, und nimm die nächste Fähre. Beeil dich.«
    »Das werde ich, Josie. Und ich lasse dich nicht allein zurück. Meine Tante Eddie ist gerade angekommen. Sie wollte mich eigentlich nach Hause holen. Ich schicke sie zu dir. Sie wird sich um dich kümmern.«
    Willa küsste ihre Freundin auf die Stirn. Dann nahm sie das Bündel Briefe und das Geld vom Nachttisch und stopfte alles in ihre Hosentasche.
    »Auf Wiedersehen, Jo«, sagte sie, lief aus Josies Wohnung hinaus und auf die Straße.

   113   
    I ch kann’s nicht glauben«, sagte Willa. »Ich kann’s einfach nicht glauben, verdammt!«
    Sie hatte es in vierundzwanzig Stunden von Paris über Calais

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