Die Wildrose
entlang. Er half ihr die Stufen hinauf, sperrte die Haustür auf und spähte hinein, ob jemand in der Diele herumlungerte. Wie erwartet, war niemand da, denn Mrs Margaret Duffin erlaubte kein Rauchen, Fluchen, Spucken oder Herumlungern. Er schob Gladys schnell hinein, schloss die Tür und hielt den Finger an die Lippen. Sie nickte, kicherte, versuchte erneut, ihn zu küssen, und ließ sich dann die Treppe hinaufhelfen.
»O, Peter, um mich dreht sich alles«, stöhnte sie, als sie in seinem Zimmer waren. »Mir ist gar nicht gut.«
»Leg dich einen Moment hin«, antwortete er und führte sie zu seinem Bett.
»Das sollte ich nicht. Ich sollte gehen.«
»Ist schon gut, Gladys«, beruhigte er sie und half ihr, sich auf das Bett zu legen. »Lehn dich einfach zurück und schließ die Augen. Der Schwindel lässt gleich nach. Versprochen.«
Gladys gehorchte und ließ sich seufzend auf seine Kissen sinken. Max hob ihre Beine aufs Bett und zog ihr die Stiefel aus. Es überraschte ihn nicht, dass sie sich miserabel fühlte. Schließlich hatte er dafür gesorgt, dass sie den größten Teil der Flasche trank.
Er redete ihr beruhigend zu und sagte ihr, dass der Kaffee gleich fertig sei. Das würde er auch, denn der musste neben ihr stehen, wenn sie aufwachte. Später würde er ihr sagen, dass sie davon getrunken habe und dann eingeschlafen sei. Ein paar Minuten darauf rief er ihren Namen und bekam nur noch ein Murmeln als Antwort. Er wartete eine Weile und rief sie noch einmal. Keine Antwort. Sie war wie bewusstlos.
Rasch ging Max zum einzigen Schrank im Raum und nahm ein Stativ und eine Kamera heraus. In wenigen Sekunden war alles aufgestellt. Er nahm den Schirm von der Gaslampe an der Wand und zündete zudem zwei Kerosinlampen an, die er ans Bett stellte. Nachdem er mit der Beleuchtung zufrieden war, schob er die Kamera nahe ans Bett und kümmerte sich um Gladys.
Er richtete sie auf und begann, sie auszuziehen. Was keine leichte Aufgabe war, da sie mehrere Lagen von Kleidern übereinander trug. Ihre dicke Wolljacke musste aufgeknöpft und unter ihr herausgezogen werden. Ebenso eine Kostümjacke und ein Rock. Eine hochgeschlossene Bluse. Und ein Korsett. Er hatte es gerade aufgeschnürt und wollte es ihr ausziehen, als sie plötzlich die Augen öffnete und schläfrig protestierte. Einen Moment lang befürchtete er, sie würde zu sich kommen, aber dann flatterten ihre Augenlider, und sie war wieder weg.
Max war erleichtert. Falls nicht unbedingt nötig, wollte er ihr kein Betäubungsmittel geben. Das setzte Leute stundenlang außer Gefecht, und so viel Zeit hatte er nicht. Wenn er sie nicht spätestens bis zehn zu ihrer Mutter brachte, machte sich die alte Frau womöglich Sorgen und verständigte die Polizei.
Er warf das Korsett auf den Boden, knöpfte dann schnell Hemd und Unterhose auf und zerrte ihr beides herunter. Sie bewegte sich erneut, murmelte leise vor sich hin, wachte aber nicht auf. Als er ihr schließlich die Strümpfe ausgezogen hatte, schwitzte er, gönnte sich jedoch keine Zeit zum Verschnaufen. Stattdessen legte er ihre Hand hinter den Kopf, steckte ihr eine künstliche Blume hinters Ohr und drehte ihr Gesicht zur Kamera. Dann trat er zurück, begutachtete sein Werk, zögerte einen Moment und riss ihr dann grob die Beine auseinander. Es war kein hübscher Anblick, aber das war schließlich auch nicht beabsichtigt.
Max schob eine trockene Platte in die Kamera, warf noch einmal einen Blick auf die nackte Frau, stellte die Linse scharf und drückte ab.
14
W as für ein schöner Anblick!«, rief Seamie.
Er stand auf dem Dock, den Kopf zurückgeneigt und die Augen weit aufgerissen vor Staunen, als er das stolze, elegante Schiff vor sich betrachtete. Es war eine dreihundertfünfzig Tonnen schwere Barkentine, deren Vormast mit Rah- und die beiden anderen Masten mit Gaffelsegeln getakelt waren. Die Kurven des Rumpfs, der kühn vorstoßende Bug, der hoch aufragende Hauptmast – all das verschlug ihm den Atem.
»Die ist mehr als schön, mein Junge«, sagte der Mann neben ihm. »Es ist das stärkste Holzschiff, das je gebaut wurde.«
Seamie zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
»Die Fram kommt ihr nahe, das gebe ich zu, aber die hier ist stärker.«
Seamie kannte die Fram, jeden Zentimeter davon. Auf ihr war er gemeinsam mit Roald Amundsen zum Südpol gesegelt. Das Schiff war speziell dafür konstruiert worden, durch Packeis zu fahren. Da es robuster gebaut und sein Rumpf stärker gerundet war,
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